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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 6. Februar 2009, um 22:11 Uhr
Betrifft: "Richtiger" vs. "aufrichtiger" Glaube

Lieber Björn,

vielen Dank für Deine Kommentare. Du schreibst: „Allein die Tatsache, dass wir alle an Jesus glauben, genügt nicht, um einander als Brüder zu akzeptieren …“. Ich sehe das anders. Für mich ist vielmehr nicht einmal der Umstand nötig, an Jesus zu glauben, um meine Mitmenschen als Geschwister anzuerkennen. Meinem Verständnis nach sind wir alle Kinder Gottes und damit Schwestern und Brüder. Abgesehen davon erachte ich den Glauben an Jesus und an Sein erlösendes Sühnopfer als das entscheidende Kriterium. Angenommen, ich würde in meinem Leben einen unerschütterlichen Glauben daran entwickeln, „… dass Jesus der Christus ist, der ewige Gott, …“ (Umschlagsseite des Buches Mormon). Ich verstehe das Konzept von Jesus als ewigem Gottes anders als Du die HLT-Lehre interpretierst. Aber nehmen wir mal an, ich würde Jesus als meinen Erlöser akzeptieren, ihm nach meinem besten Verständnis nachfolgen und ihm mein Leben widmen – was hätte ich zu erwarten, wenn ich irgendwann vor der „Himmelspforte“ stünde? Ich kann mir beim besten Willen keinen Gott vorstellen, der sagen würde: „Du hast zwar aus vollstem Herzen an Meinen Sohn geglaubt und Dich nach bestem Wissen und Gewissen angestrengt, um Ihm nach Deinem Verständnis nachzufolgen. Aber leider hast Du trotz Deines ehrlichen Bemühens ein paar wesentliche Dinge falsch verstanden. Deswegen kommst Du hier nicht rein. Pech gehabt.“ Ein solches Szenario widerspricht komplett meinem Gottesbild. Vielmehr gehe ich davon aus, dass Gott gnädig ist – und mein Himmlischer Vater. Er wird mich für nichts verurteilen, was ich möglicherweise missverstanden habe, solange ich in meinem Ansinnen aufrichtig war. Das gilt insbesondere dann, wenn Gott selbst mich bei meiner Wahrheitssuche nicht „erleuchtet“ hat.

Du schreibst: „Liegt diese Häresie nicht bereits im Wesen der KJC? Wenn ja, wäre es in der Tat empfehlenswert, sie als Teil Babylons zu verlassen, um nicht dem Zorn Gottes anheim zu fallen.“ Ich frage mich, was die Basis für eine solche Entscheidung sein sollte. Wäre ich vor Gott gerechtfertigt, wenn ich mich selbst verleugnen und mit dem Verlassen der HLT-Kirche gegen meine tiefste Erkenntnis handeln würde? Soll ich meine Überzeugung von Jesus Christus aufgeben, die sich bei mir im Zuge einer intensiven Auseinandersetzung mit Gott selbst, den Heiligen Schriften und verschiedenen Büchern von HLT-Theologen entwickelt hat, nur weil Dir ein paar Missionare Deinem Verständnis nach ein hierzu konträres Bild vermittelt haben? Ich teile die Auffassungen dieser Missionare nicht und befinde mich damit in meiner Kirche in bester Gesellschaft. Soll ich die Ansichten mancher Teilnehmer dieses Forums übernehmen, die ich mitunter als sehr einseitig, verzerrt, kompromisslos und aggressiv wahrnehme, und die einem die „Wahrheit“ oft wie einen nassen Lappen ins Gesicht klatschen, anstatt sie wie einen „Mantel hinzuhalten, dass man hineinschlüpfen kann“ (Max Frisch)? Soll ich mein Verständnis von der Heiligen Schrift über Bord werfen, weil sie dem einer anderen Person widerspricht, die für sich die Wahrheit in Anspruch nimmt? Ich stehe meiner Überzeugung nach Gott gegenüber in der Verpflichtung, nach meinem Gewissen und gemäß meinen Einsichten zu handeln, anstatt mich von den Auffassungen anderer Christen oder Nicht-Christen lenken zu lassen. Ob ich dabei befürchte „… dem Zorn Gottes anheim zu fallen“, weil es nicht genügt, „… dass wir alle an Jesus glauben“? Nein. Die Schriftstelle in Markus 5: 37 nimmt mir diese Bedenken: „Fürchte dich nicht; glaube nur!“

Wenn ich Deine Ausführungen nicht missverstanden habe, dann liegen wir bei den strittigen Punkten meiner Meinung nach diesmal nicht auf einer Wellenlänge. Glaube an Jesus ist für mich die zentrale Voraussetzung, um zu Gott zurückzukehren. Inwieweit dieser Glaube in allen wesentlichen Punkten „richtig“ ist, ist für mich weniger bedeutsam als die Frage, ob er denn tatsächlich „aufrichtig“ ist. Ein „aufrichtiger“ Glaube an Jesus äußert sich so, wie in Matthäus 7: 16 beschrieben: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Bei einem in jeder Hinsicht „richtigen“ Glaube muss das nicht so sein.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Gipfelstürmer

P.S.: Zu den "Kernproblemen" findest Du ein eigenes Posting von mir, das an Dich und Waldläufer gerichtet ist.

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