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Verfasser: bjoerny
Datum: Dienstag, den 3. Februar 2009, um 21:35 Uhr
Betrifft: Was die Schrift über sich sagt ... hmh?!

> Es gibt wohl tatsächlich viele glaubensbezogene Aussagen, die entweder richtig oder falsch sein müssen. Überträgt man dieses Denken jedoch auf individuelle Lebensentscheidungen von Menschen und mögliche Eingebungen, welche die betreffenden Personen hierbei beeinflusst haben, so bin ich nach wie vor zurückhaltend.

Diese Feststellung deinerseits kann ich bedingungslos zustimmen; es gibt Dinge, die entweder wahr oder falsch sind (an dem Wahrheitsgehalt der Grundlehren lässt sich ermessen, ob eine Religion im Ganzen in Übereinstimmung mit der einen Wahrheit ist). Dass sich die Tiefen der Wahrheit bei Einzelpersonen unterschiedlich offenbaren oder dass eine Wahrheit in einem anderen Rahmen betrachtet andere Schwerpunkte hat als bei jemand anderem, kann ich unterstreichen. Beide können einen Bibeltext, der Wahrheit ist, unterschiedlich verstehen, und beide können Recht haben mit ihrer Auslegung, sofern sie einander nicht widersprechen!

> Meine Erlebnisse mit Gott und mein Glaube an Jesus sind mir sehr wertvoll.

Mir ebenfalls. Und ich denke, dass wir alle gut daran tun, persönliche Erfahrungen mit Gott zu machen. Trotzdem sollten wir persönliche Erkenntnisse, wenn sie sich nicht biblisch bestätigen lassen, nie als Grundlage für unsere Lehren gebrauchen. Wenn eine Lehre als wahr oder falsch bewiesen werden soll, muss der Sachverhalt aufgrund dessen geklärt werden, was in dem aus 66 kanonischen Schriften der Bibel bestehenden Kanon vorhanden ist.

> Viele meiner spirituellen Erfahrungen innerhalb der HLT-Kirche haben in mir ein Bedürfnis wachsen lassen, mein Leben nach Christus auszurichten. Du hast ebenfalls spirituelle Erfahrungen gemacht und orientierst Dich auch an Jesus. Trotzdem unterscheiden sich unsere Überzeugungen in einigen Punkten. Heißt das, dass einer von uns spinnt, unehrlich ist, vom Teufel beeinflusst wurde o.ä.? Diese Frage würde ich ganz klar verneinen.

Auch ich würde so etwas, wie du ganz richtig folgerst, verneinen. Wir müssen nicht immer die gleichen Dinge für wahr halten, um gemeinsam in der einen Wahrheit zu sein. (Es gibt Wahrheiten, die für das Heil entscheidend sind, und Nebensächlichkeiten, über deren richtige Interpretation wir diskutieren können, deren Aufklärung aber nicht entscheidend für das ewige Heil ist.) Mir ging es um entscheidende Wahrheiten, zum Beispiel um die Feststellung, dass wir Menschen „ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch Seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, das wirksam wird durch den Glauben an Sein Blut, um Seine Gerechtigkeit zu erweisen“ (Röm. 3:24, 25).

Ebenso ist die Tatsache heilsentscheidend, dass wir die Gottheit Jesu Christi anerkennen (Mat. 1:23; Joh. 1:1; 20:28, 31; Apg. 4:12; Phil. 2:6-11; Kol. 1:19, 20; 2, 9). Vor allem müssen wir dem Wort Gottes gegenüber Glauben bekunden, da sich alle darin findenden Verheißungen Gottes auf Christus, den Heilsbringer, konzentrieren (2. Kor. 1:20).

> Ich kenne sehr viele Menschen außerhalb meiner eigenen Glaubensgemeinschaft, die meinem Eindruck nach aus vollstem Herzen versuchen, ein gottgefälliges Leben zu führen. Für sie empfinde ich Bewunderung und ich weigere mich, den von ihnen eingeschlagenen Pfad als Holzweg zu bezeichnen oder die betreffenden Personen der Lüge zu bezichtigen.

Auch hierin mag ich dir durchaus zustimmen, jedoch mit der Einschränkung, die Jesus Christus Selbst macht, wenn Er sagt: „Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden.“ (Mat. 7:13, 14).

Mit anderen Worten: Jemand mag noch so „gut“ sein nach menschlichem Ermessen und noch so „ehrlich“, aber jede menschliche „Gerechtigkeit“ reicht nicht an den Maßstab heran, den der Allmächtige Gott von uns fordert. Daher benötigen wir den Erlöser, Seinen Sünden sühnenden Tod und Seine uns zugerechnete Gerechtigkeit. Ein Muslim mag aufrichtig sein in seinem Glauben; da er aber den Erlöser nicht hat, den er benötigt, reicht seine Aufrichtigkeit nicht aus, um vor Gott als „Gerechtigkeit“ zu gelten.

Das Heil hängt nicht ausschließlich an der Ehrlichkeit eines Menschen – „Solange er’s ehrlich meint, ist’s okay!“ –, sondern in erster Linie an seinem (ehrlichen) Verhältnis zu Christus (nicht: Buddha, Muhammads „Allah“, Krishna oder sonst einem Wesen).

> In diesem Zusammenhang kann es meiner Meinung nach also gewissermaßen mehrere Wahrheiten geben. Es ist möglich, dass Menschen unterschiedliche Überzeugungen hegen und hierbei jeweils von Gott beeinflusst werden.

Vollkommen richtig: Es gibt nur eine Wahrheit, aber diese kann unterschiedliche Ausprägungen besitzen (s. o.).

> Du bist der Ansicht, dass der „… biblische Rahmen … allein den Inhalt der Lehre bestimmen darf.“ Ich bin der Meinung, dass sich die Bibel selbst einen solchen Stellenwert nicht zuweist.

Hierin kann ich nicht mit dir einig gehen, denn die Bibel selbst ist es, die uns ermahnt: „Das aber, meine Brüder, … damit ihr an uns lernt, in eurem Denken nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht“ (1. Kor. 4:6).

Die Bibelschreiber betonten sehr wohl, dass in ihren Schriften die letzte Autorität in Lehr- und Glaubensfragen liegt.

> Ich lese in der Bibel von den frühen Christen, deren Glauben von dem der Juden abwich. Sie hatten gar keine Bibel mit dem Evangelium Jesu, die den Inhalt ihrer Lehre bestimmen konnte.

Das ist nicht ganz korrekt. Die Apostel lehrten nichts Neues, wie auch Jesus Christus nicht Neues gelehrt hatte. Wenn du das N. T. aufmerksam liest, siehst du, dass sich die Apostel bei ihrer Verkündigung des Evangeliums durchgehend auf das A. T. beriefen, und sie legten es auf Christus deutend aus.

> Trotzdem waren sie zweifellos Christen. Nirgends im gesamten Neuen Testament ist mir auch nur eine einzige Stelle aufgefallen, in der es sinngemäß heißt: „Lasst uns eine Bibel zusammenstellen, damit wir die Struktur aus Aposteln und Propheten nicht mehr brauchen.“

Aber die Apostel haben bestätigt, dass ihre eigenen Schriften „Heilige Schrift“ sind und allgemeine Gültigkeit besitzen. Petrus sagt: „Und seht die Langmut unseres Herrn als eure Rettung an, wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch geschrieben hat nach der ihm gegebenen Weisheit, so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2. Pet. 3:15, 16).

Petrus sagt hier, dass Paulus der Gemeinde Briefe geschrieben hat. Er sagt ferner, dass diese Briefe schwierige Inhalte aufweisen, die von Unwissenden verdreht werden, „wie auch die übrigen Schriften“! Als „die Schrift(en)“ wurden von Gott inspirierte Bücher des A. T.s bezeichnet – eine Bezeichnung, die nun offenbar auch für die apostolischen Schriften galt, denn Petrus spricht von ‘den übrigen Schriften’.

> Ich bin also absolut der Meinung, dass die Bibel das Wort Gottes ist. Allerdings sehe ich innerhalb der Bibel keine überzeugenden Hinweise darauf, dass nur sie allein das Maß aller Dinge ist – im Gegenteil. Es finden sich nicht einmal Indizien dafür, dass die Autoren der verschiedenen Bücher der Auffassung waren, sie würden gerade einen Beitrag verfassen, der sehr viel später Teil eines einzigen Gesamtwerkes werden sollte.

Der Hinweis aus Offenbarung 22:18, 19 legt das hingegen nahe.

Liebe Grüße und Gottes Segen!
Björn

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