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Verfasser: Gipfelstürmer Datum: Montag, den 12. Januar 2009, um 21:37 Uhr Betrifft: Ich würde mehr Bescheidenheit und weniger Voreingenommenheit zeigen
Hallo Sappho,
es gibt weltweit eine ganze Reihe exzellenter Religions- und Geschichtswissenschaftler, die für ihre Forschungen rund um den Mormonismus bekannt geworden sind, aber nicht der HLT-Kirche angehören (und auch nie Mitglieder waren). Sie sind Experten in ihrem Fachgebiet und Professoren an sehr renommierten Universitäten. Von ihnen stammen zahlreiche Lehrbücher. Sie wissen, wie man historische Quellen auswählt, gewichtet und interpretiert. Als die drei wichtigsten Persönlichkeiten würde ich in diesem Zusammenhang Jan Shipps (Indiana University), Robert V. Remini (University of Illinois) und Douglas J. Davies (University of Durham) nennen. Remini wurde 2005 zum âHistorian of the United States House of Representativesâ berufen. Es dürfte in den USA nicht viele Geschichtswissenschaftler geben, die angesehener sind als er. Ich habe seine Biographie über Joseph Smith gelesen und war davon begeistert. Auch die Bücher âMormonism: The Story of a New Religious Traditionâ von Shipps und âAn Introduction to Mormonismâ von Davies finde ich klasse. In allen Ausführungen über Joseph Smith wird er nicht eindimensional auf einer Skala mit den Endpunkten âmakelloser Prophetâ und âkorrupter Scharlatanâ bewertet. Die Analysen sind sehr viel differenzierter, ausgewogener und (trotz aller Kritik) respektvoller. Der Stil Deines Textes kommt mir relativ reiÃerisch, verurteilend und überinterpretierend vor. Ich kenne jedenfalls keine einzige Veröffentlichung eines renommierten Religions- oder Geschichtswissenschaftlers an einer Universität, in der ein derart abstoÃendes Bild von Joseph Smith gezeichnet und ein so hartes Urteil über ihn gefällt wird wie bei Dir. Du etwa? Ich spreche hier wie gesagt nicht von Laien und selbstberufenen Historikern, sondern von anerkannten, âneutralenâ Professoren an Hochschulen mit einer entsprechenden wissenschaftlichen Ausbildung. Natürlich kenne ich nur einen ganz kleinen Ausschnitt Deines Werkes, aber mit Deiner Auffassung hältst Du ja ganz offensichtlich nicht hinterm Berg. Ich frage mich, warum die Unterschiede zwischen den Veröffentlichungen von den Besten der Besten in ihrem Fach und von vielen der von Ex-Mitgliedern verfassten Texte in Büchern bzw. auf Internetseiten so krass ins Auge fallen. Liegt es daran, dass Shipps, Remini, Davies und andere nur Stroh im Kopf haben? Weisen sie so viel weniger wissenschaftliche Fachkompetenz auf als formal unqualifizierte Ex-Mormonen ohne jegliches Renommee? Ist ihre seriöse und von Achtung geprägte Herangehensweise ein Ausdruck dafür, dass sie zu blind sind, um die âWahrheitâ zu erkennen? Haben sie nicht gut genug recherchiert, weil sie nicht wissen, wieâs geht? Haben sie sich ihre Auszeichnungen erschlichen? Haben sie sich ihre Doktortitel an der Columbia, an der Oxford oder an einer anderen renommierten Universität erkauft? Haben die besten Fachverlage ihre Werke veröffentlicht, obwohl darin nur Müll steht? Wurde die Berufung von Remini zum Historian of the United States House of Representatives über ein Losverfahren entschieden? Warum sind die Unterschiede zwischen den Bewertungen so groÃ?
Mir ist klar, dass meine Fragen recht suggestiv formuliert sind. Ich will Dich dennoch nicht verletzen. Aber es wäre aus meiner Sicht sehr schade, wenn Dein Buch aufgrund einer offensichtlichen Voreingenommenheit viel an Glaubwürdigkeit verlieren und im Wesentlichen nur bei ernüchterten oder verbitterten Ex-Mormonen Anerkennung finden würde.
Viele GrüÃe
Gipfelstürmer