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Verfasser: ThePassenger Datum: Donnerstag, den 8. Januar 2009, um 12:22 Uhr Betrifft: Die "Seelsorger" und ihr Expertenstatus
Also, daà sie bei öffentlichen Diskussionen zu ethischen und religiösen Themen als Experten eingeladen werden, unterstreicht, wie sehr sich diese etablierten "Traditionskirchen" in unserer Gesellschaft institutionalisiert und verankert haben. Kaum jemand stellt sie in Frage, sondern viele messen ihren Vertretern sogar eine Art Expertenstatus bei, insbesonders in Anbetracht der Tatsache, daà sie ja auch ein Studium ihrer Theologie absolviert haben.
Und um noch einmal auf den Begriff des "Seelsorgers" zurückzukommen: diese Wortschöpfung hat mich stets sehr beeindruckt; nämlich in dem Sinne, wie sie eine geschickte Abgrenzung zur Krisenintervention auf psychologisch-wissenschaftlicher Grundlage schafft und ihrer eigenen Existenzberechtigung somit Raum schafft. Irgendwie erinnert mich das an die früher oftmals genannten Bananenbieger und Kaffebohnenschlitzer hier im Hamburger Hafen. (ja, ich habe die Smylies entdeckt und mich mit ihnen angefreundet!).
Und wie unkritisch eine derartige Bezeichnung in der Ãffentlichkeit aufgenommen wird! Du hast völlig Recht mit deinem Vergleich: ihnen wird eine Art Schamanenstatus zugestanden. Sie sind die modernen Schamanen. Oder besser: sie möchten es sein. Was mich stets aufs Neue ärgert, ist, wenn ich darüber nachdenke, wieviel Pastoren (innen) usw. verdienen. Nicht in dem Sinne, was sie wirklich verdienten, sondern ihr Einkommen betreffend. Da hat sich ein richtiger Berufsstand etabliert, mit umfangreichen Organisationsstrukturen und angestellten Mitarbeitern (nicht zu vergessen die armen Zivis, die allerdings nichts vom Kuchen abkriegen, dafür aber schuften müssen). Man sieht: so wie einige Ex-Mos ihre Kirche in Frage stellen, so stelle ich auch "meine" ehemalige Kirche in Frage. Ich bin auf dem Wege, ein radikaler Ex-Ev zu werden. Endlich habe ich meine Berufung gefunden.