Das Exmo-Diskussionsforum

Erster Beitrag von 18 Beiträgen.
Seite erstellt am 24.4.24 um 19:25 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Dienstag, den 6. Januar 2009, um 11:25 Uhr
Betrifft: Auf welche Steine kann man bauen?

Hallo!

Ich wünsche allseits ein erfolgreiches Jahr 2009.

In diesem Forum werden meinem Eindruck nach häufig sehr strenge Maßstäbe angewendet, wenn es um die Beurteilung von Glaubensaspekten der HLT-Kirche geht. Bekenntnisse zum Buch Mormon, zur Wiederherstellung des Evangeliums, zur göttlichen Führung durch neuzeitliche Propheten usw. gelten als Augenwischerei, da sie in der Regel lediglich auf persönlichen Überzeugungen anstatt auf handfesten Beweisen beruhen. Die Frage, die mich in diesem Zusammenhang beschäftigt, ist die nach den Alternativen. Man kann in diesem Zusammenhang leicht gegen eine bestimmte Glaubensposition Stellung beziehen – aber kann man auch einen eigenen Standpunkt überzeugend formulieren? George H. Smith schreibt in seinem Buch über Atheismus „Jeder Mensch, der auch nur einen Funken Achtung vor dem Verstand hat, muss den christlichen Glauben ablehnen.“ Diese Einstellung ist meiner Meinung nach sehr gut begründbar. Welche „Beweise“ sprechen beispielsweise dafür, dass Jesus für die Sünden der Welt gestorben und auferstanden ist? Es liegen keinerlei Augenzeugenberichte vor. Die ersten Aufzeichnungen über Auferstehung sind offenbar erst 200 Jahre nach dem vermeintlichen Ereignis entstanden. Abgesehen davon ist der Bericht eines Menschen kein Beleg für die Gültigkeit eines Ereignisses. Nach unserem heutigen Wissen erscheint es vielmehr völlig absurd, dass jemand Wasser in Wein verwandeln, auf dem Wasser gehen oder nach drei Tagen von den Toten auferstehen kann. Wenn man sich außerhalb der christlichen Religionen umsieht, wird die Sache meiner Auffassung nach nicht besser. Wie schaut es etwa im Islam aus? Ist die Überzeugung, dass der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed das Herz aus dem Leib nahm, um es von Sünden zu reinigen, und ihm dann (durch Inspiration) den Koran überbrachte, logisch und vernünftig? Welche wissenschaftlichen Beweise gibt es dafür, dass Engel buchstäblich das Herz einer Person aus dem Körper nehmen und es spirituell säubern können? Wie steht es mit dem Judentum, dem Buddhismus oder dem Hinduismus? Halten alle Überzeugungen, die Menschen innerhalb der verschiedenen Unterkategorien dieser großen Glaubensrichtungen hegen, jeder rational-logischen Überprüfung stand? Ganz sicher nicht. Müsste man deswegen nicht alle diese Menschen schütteln und sie vehement dazu auffordern, endlich aufzuwachen und vernünftig zu denken? Vielleicht wäre das angebracht. Aber wo ist die Alternative? Im Atheismus? Ist es vollkommen nachvollziehbar, dass es Tausende von Enzymen gibt, obwohl alleine die Wahrscheinlichkeit für die zufällige Entstehung eines einzigen Enzyms aus einer Aminosäure 10 hoch 20 beträgt? Ist man auf der sicheren Seite, wenn man behauptet, dass Gott nicht existieren kann und dass alles Leben rein zufällig zustande gekommen sein muss?

Bischof Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, führte kürzlich in einem Zeitungsartikel aus: „Die Schöpfung wird nicht als Thema des Glaubens, sondern des Wissens angesehen. Unter Wissen ist in solchen Fällen das Erfahrungswissen zu verstehen, das wir mit den Mitteln von Beobachtung und Experiment erwerben. Dieses Erfahrungswissen ist an die Bedingungen von Raum und Zeit gebunden; der Glaube dagegen richtet sich auf die Wirklichkeit Gottes, die Raum und Zeit umgreift und übersteigt.“ Ist es demnach „legitim“, an Dinge zu glauben, die unserer Logik, unserem geschichtlichen Wissen oder den momentanen empirischen Erkenntnissen (vermeintlich) widersprechen? Falls ja, dürfen dann Moslems an die Herzensreinigung Mohammeds, Hindus an 330.000.000 Götter in ihrem Pantheon und katholische Christen an die buchstäbliche Verwandlung des Abendmahls in den Leib und das Blut Christi glauben, Mitglieder der HLT-Kirche aber nicht an das Buch Mormon? Was bleibt von anderen Religionen oder teilweise auch vom Atheismus übrig, wenn man sie mit den Maßstäben beurteilt, die in diesem Forum (und andernorts) häufig an die HLT-Kirche angelegt werden? Welches Glaubenssystem hat dann noch Bestand? Muss in Anlehnung an George H. Smith nicht jeder Mensch, der auch nur einen Funken Achtung vor dem Verstand hat, jeglichen spirituellen Aspekt in seinem Leben ablehnen?

Mir hat die sporadische Auseinandersetzung mit einigen Beiträgen in diesem Forum geholfen, manche Positionen besser nachvollziehen zu können. Mich würde nun jedoch folgende Frage sehr interessieren:

Welches Glaubenssystem steht Eurer Ansicht nach auf einem soliden Fundament? Wo ist es zu finden, wodurch zeichnet es sich aus und wie lässt es sich mittels wissenschaftlicher Methoden überprüfen?

Mich interessiert in diesem Zusammenhang nicht, welche Schwachstellen es bei der HLT-Kirche zu identifizieren gibt. Ich kenne die Schattenseiten in meiner Religion und auch die in anderen Konfessionen. Auch geht es mir nicht um eine Diskussion über die Legitimation eines propagierten Wahrheitsanspruches durch eine Glaubensgemeinschaft. Sogar Spekulationen über die Beweggründe für meine Frage oder meinen Gemütszustand interessieren mich diesmal wenig. Ich möchte vielmehr wissen, welche konkrete Weltsicht Eurer Auffassung nach gegenüber den Kritikpunkten immun ist, die hier häufig gegen die HLT-Kirche angeführt werden. Auf Eure Antworten bin ich gespannt.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de