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zum Thema US-Religionsgemeinschaften in (geduldigen) Zahlen
Seite erstellt am 25.4.24 um 23:10 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 23. Mai 2001, um 12:35 Uhr
Betrifft: HLT-Mitgliedschaften und Church of Christ

Die HLT-Organisation zählt in ihrer Statistik alle Mitglieder, auch wenn sie sich einer anderen Religionsgemeinschaft angeschlossen haben, solange sie nicht ausdrücklich schriftlich ihren Austritt erklären bzw. vor ein Disziplinargericht gestellt und exkommuniziert werden.

Das geht hervor aus dem Handbuch Anweisungen der Kirche —> 10. Kirchendisziplin —> Wann das Disziplinarverfahren unumgänglich ist —> Abtrünnigkeit:

Gänzliche Inaktivität in der Kirche sowie der Besuch oder die Mitgliedschaft in einer anderen Kirche sind noch keine Abtrünnigkeit.

Das bedeutet, man verliert die HLT-Mitgliedschaft nicht, wenn man sich einer anderen Kirche anschließt, und fällt demzufolge auch nicht aus der HLT-Statistik heraus.

Auf Deine Frage nach den Gemeinden Christi bzw. der Church of Christ möchte ich mit dem folgenden Zitat antworten:

Die Gemeinden Christi (GC) sind aus mehreren, zunächst getrennten erwecklichen Strömungen hervorgegangen, die voneinander keine Kenntnis hatten und doch etwa dasselbe Verständnis der Bibel, vor allem aber der wiederherzustellenden urchristlichen Gemeinde, hatten. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der Erweckungsbewegung zu sehen, die um 1800 die Neuenglandstaaten der USA (Great Revival), darüber hinaus aber auch Teile von Großbritannien erfaßt hatte. Am Anfang der Geschichte der GC stand ein weitverbreitetes Unbehagen an der konfessionellen Zerrissenheit und Zwietracht der Christenheit, das von Verständnislosigkeit gegenüber den verschiedenen Glaubensbekenntnissen und vom urchristlichen Gemeindemodell abweichenden Kirchenverfassungen begleitet war, denen man die Schuld an der konfessionellen Zersplitterung der Christenheit zumaß. Als Ausweg aus diesen beklagten Zuständen erschien all diesen Strömungen nicht die Reformation bestehender kirchlicher Institutionen, sondern die konsequente Restauration (Wiederherstellung) der von Christus gegründeten Urgemeinde unter Leitung der Apostel.
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Zu den führenden Köpfen der Wiederherstellungsbewegung sind die an der Universität Glasgow, Schottland, theologisch ausgebildeten Presbyterianer Thomas Campbell (1763-1854) und sein Sohn Alexander Campbell (1788-1866) zu rechnen. Thomas Campbell predigte in der Old Light Anti-Burgher Seceder Presbyterian Church und war dadurch sehr vertraut mit den konfessionellen Spaltungen. Aus gesundheitlichen Gründen wanderte er 1807 in die USA aus und predigte unter der Leitung der Chartiers Presbytery im westlichen Pennsylvania. Am 13. September 1808 entzogen ihm das Prebyterium und die Synode das Predigtamt, weil er sich nicht strikt an die einschränkenden Glaubensartikel des Secederismus hielt, indem er u. a. das Abendmahl auch an Glieder anderer christlicher Gruppen reichte. Irische Landsleute baten ihn, weiterhin in Hauskreisen für sie zu predigen. Um christliche Einheit zu fördern, gründete dieser Kreis die Christian Association of Washington. Nach intensivem Studium der Schrift verfaßte Thomas Campbell das wohl bedeutsamste Dokument der Restaurationsbewegung »Declaration and Address« (Erklärung und Denkschrift, 1809).
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Nachdem Alexander Campbell im Frühherbst 1809 nach Ankunft in Amerika seines Vaters »Declaration and Address« mit Zustimmung gelesen hatte, gelobte er, sich der Aufgabe zu verschreiben, die Einheit der Kirche durch Rückkehr zur Schrift herbeizuführen (Broadbent, Knechtsgestalt, 1965). Nach mehrjährigem Studium der Schrift stellte er in seiner Zeitschrift »Christian Baptist« über einen Zeitraum von fünf Jahren (Februar 1825-1829) in 30 ausführlichen Fortsetzungen zum Hauptthema »Die Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung der Dinge« als logischen Weg zur christlichen Einheit vor. Dabei zeigte er den Unterschied zwischen Reformation und seinem Bemühen um Restauration auf.
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1831 vereinigten sich die von Stone und den Campbells geführten Bewegungen. Ihre Zusammenarbeit löste ein beachtliches Wachstum aus, so daß D. S. Burnet 1836 von einer Mitgliederzahl von über 100 000 berichtet. 1850 berichtet der Ecclesiastical Reformer von einer Gesamtzahl von über 200 000 Mitgliedern. (West, Vol. I, 129)
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Die als radikalkonservativ eingestuften Churches of Christ, die am ursprünglichen Grundsatz der konsequenten Wiederherstellung der neutestamentlichen Gemeinde als einzigen gangbarem Weg zur christlichen Einheit in Wahrheit festhielten. Die öffentliche Religionsstatistik (Census) von 1906 wurde der über 50 Jahre währenden auseinanderstrebenden Entwicklung innerhalb der Restaurationsbewegung gerecht und führte diese Gemeinden unter der Bezeichnung Gemeinden Christi auf. Mit 2649 Gemeinden und 159 658 Gliedern (West, Vol. III, 25) stellten sie damals in der Bewegung eine Minderheit dar. Doch bereits ab Mitte des 20. Jh. hatten sie, was Verbreitung in der Welt und Mitgliederzahl betrifft, die liberalen Disciples of Christ und die von ihnen 1925 und 1968 abgesonderten konservativeren Independents oder Christian Churches überflügelt. Mit Rücksicht auf die in unserem Land vertretenen Gemeinden Christi liegt der Schwerpunkt der Darstellung bei den Gemeinden Christi.
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Aufgrund des Fehlens einer übergemeindlichen Organisation sind Mitgliederzahlen der GC nur schwer erhältlich. Weltweit wurden 1990 2,8 Millionen Gemeindeglieder geschätzt. In Deutschland gab es 1999 ca. 2800 Gemeindeglieder. In deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich und der Schweiz) existierten 1999 35 Gemeinden
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Zeitschriften: DAS FESTE FUNDAMENT - Zeitschrift für neutestamentliches Christentum.

(Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, VELKD, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2000.)

Wie Du siehst, so groß sind die Unterschiede gar nicht, da es sich bei beiden Gemeinschaften um Produkte der Widerherstellungsbewegung des zeitigen 19. Jahrhunderts in Amerika handelt. Der Name Alexander Campbell ist aus der HLT-Geschichte ja auch schon bekannt, wobei Campbell nicht gut auf Smith zu sprechen war.

Die RLDS würde mit ihren 150 000 US-Mitgliedern oder so in der Statistik nicht extra geführt, möglicherweise wurden die mormonischen Gemeinschaften alle unter dem Begriff Mormonen geführt.

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