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Verfasser: bjoerny Datum: Dienstag, den 2. Dezember 2008, um 21:31 Uhr Betrifft: Die Unterhaltung mit den Missionaren gestern Abend (Achtung, sehr lang) ...
Der gestrige Abend war wirklich grandios. Die Missionare kamen tatsächlich zusammen mit einem ihrer Kollegen, d. h. zu dritt. Diese Ãberraschung habe ich ihnen damit heimgezahlt, dass ich sie im Haus eines Freundes untergebracht habe â eine neunköpfige, überzeugte adventistische Familie mit ausgesprochen haushoher Bibelkenntnis.
Mein Freund, dessen Vater, die beiden Missionare, ihr Begleiter und ich saÃen also bei Tisch und begannen unser Gespräch. Nachdem ich den Gesprächskreis mit einem Gebet eingeleitet hatte, stellten die Missionare meinem Freund und dessen Vater ihre Kirche vor. Sie präsentierten eine eindrucksvolle Schilderung ihrer Kirchengeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dabei wurden gleich die wichtigsten Lehren ihrer Kirche zusammenfassend dargelegt.
Die Eingangsfrage stellte der Vater meines Freundes einem der beiden Missionare: âWeshalb sind Sie hier, und was tun Sie in Deutschland?â Die Antwort des Missionars war: âIch stamme aus den Vereinigten Staaten und bin nach Europa gekommen, um mit Menschen, speziell in Deutschland, über unsere Kirche zu sprechen und auf unsere Religion aufmerksam zu machen, unseren Glauben vorzustellen.â â âWoran glauben Sie denn?â â âAn das Buch Mormon, ein lebendiges Prophetentum und an die von Gott inspirierten heiligen Bücher: die Bibel und das Buch Mormon.â
Und damit begannen die Ausführungen der Missionare. Da sich ihr Deutsch sehr in Grenzen hielt, musste ihr Chauffeur bei Bedarf einspringen, um die Glaubenslehren der Kirche darzustellen. Ich verwies darauf, dass wir bereits bei einem früheren Treffen über die Trinität, die Christologie, die Autorität der Bibel sowie das Menschen- und Gottesbild der Kirche gesprochen haben. Nun setzten wir das Gespräch fort, indem wir über die Autorität und Glaubwürdigkeit von Joseph Smith sprachen.
Ich: âWoran, meinen Sie, Elder X., kann man erkennen, ob Joseph Smith ein wahrer Prophet war?â
Elder X.: âDie Frage nach der Wahrhaftigkeit des Anspruches von Joseph Smith hat mich lange Zeit beschäftigt, und ich musste in mich gehen, um herauszufinden, ob Joseph Smith ein Prophet war. Lange Zeit, von meiner Kindheit an, bin ich mit zur Kirche gegangen, doch es dauerte, bis ich eine persönliche Ãberzeugung gewonnen habe. Sehen Sie, in Moroni 10, 3-5 steht: âSiehe, ich möchte euch ermahnen, wenn ihr dieses hier lesen werdet, sofern es nach Gottes Weisheit ist, dass ihr es lest, dass ihr daran denkt, wie barmherzig der Herr zu den Menschenkindern gewesen ist, von der Erschaffung Adams an bis herab zu der Zeit, da ihr dieses hier empfangen werdet, und dass ihr im Herzen darüber nachdenkt. Und ich möchte euch ermahnen: Wenn ihr dieses hier empfangt, so fragt Gott, den Ewigen Vater, im Namen Christi, ob es wahr ist; und wenn ihr mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz fragt und Glauben an Christus habt, wird er euch durch die Macht des Heiligen Geistes kundtun, dass es wahr ist. Und durch die Macht des Heiligen Geistes könnt ihr von allem wissen, ob es wahr ist.â So bin auch ich in mich gegangen und habe Gott gebeten, mir zu offenbaren, ob der Weg von Joseph Smith der wahre Weg ist. Kurz darauf habe ich eine persönliche Bestätigung Gottes für die Glaubwürdigkeit von Joseph Smith erhalten.â
Ich: âGott hat Ihr Gebet also persönlich bestätigt und Ihnen offenbart, dass Joseph Smith ein Prophet ist?â
Elder X.: âJa.â
Ich: âSie glauben doch an die Bibel, oder? Schlagen Sie bitte einmal im Neuen Testament den Brief an die Hebräer, Kapitel 1 auf und lesen dort die Verse 1 und 2. Dort heiÃt es: âNachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn, den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hatâ. Demzufolge ist das Zeitalter der Propheten seit Christus vorbei. Es gibt keine neuen Offenbarungen, höchstens erweitertes Verständnis dessen, was seit neutestamentlicher Zeit bekannt ist.â
[Bedrücktes Schweigen.]
Ich: âÃberdies: Wenn Sie glauben, dass es heute noch Propheten gibt, wie stehen Sie dann zu Propheten aus anderen Glaubensgemeinschaften? Den Siebenten-Tags-Adventisten gilt zum Beispiel Ellen G. White als eine Botin des Herrn. Da diese mit den Mormonen nicht übereinstimmt, kann sie nicht die Prophetin desselben Wesens gewesen sein. Dass jemand prophetisch redet, beweist also nicht die göttliche Inspiration eines Propheten. Wenn Joseph Smith ein Bote Gottes war, kann Ellen G. White keine Prophetin gewesen sein. Und wenn sie eine Botin Gottes war, kann Joseph Smith kein Bote Gottes gewesen sein. Sie müssten also anerkennen, dass es wahre und falsche Propheten gibt. Könnte es sein, dass Joseph Smith ein falscher Prophet war?â
Chauffeur: âNun, da haben Sie Recht, Herr Strohkirch. Sicherlich gibt es wahre und falsche Propheten. Wir glauben, dass Joseph Smith ein wahrer Prophet war. Ãber Ellen G. White weià ich nichts. Es tut mir leid, darauf kann ich nicht eingehen.â
Mein Freund: âWelche Bedeutung hat für Sie das Buch Mormon denn im Allgemeinen?â
[Elder X. und der Chauffeur geben die Version der Kirche hinsichtlich der Geschichte des Buches Mormon innerhalb von zehn Minuten wieder.]
Ich: âDie Geschichte, die Sie erzählt haben, ist natürlich sehr interessant und spektakulär. Doch die Tatsache, dass Joseph Smith ein Engel erschienen ist â ich möchte seine Erzählung nicht in Abrede stellen â, beweist nicht die göttliche Herkunft seiner Visionen. Lesen Sie bitte einmal den Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde der Galater, Kapitel 1, Vers 8, wo es heiÃt: âAber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte auÃer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: Er sei verflucht!â Also: Selbst ein vom Himmel herabkommender Engel, der uns eine andere Version vom Evangelium darlegt als die, welche uns vom Apostel Paulus überliefert worden ist, soll nach Gottes Recht verdammt werden. Ist Joseph Smith eventuell einem gefallen Engel, einem Dämon, auf den Leim gegangen?â
[Bedrücktes Schweigen. Nach kurzer Zeit sagt der Chauffeur: âDas wäre theoretisch möglich, darum müssen wirâs ja prüfen!â Die Prüfungskriterien sind dann natürlich die angeführten Verse aus Moroni 10, 3-5.]
Der Vater meines Freundes: âDa Sie die einzigen Menschen sind, die angeblich die volle Wahrheit besitzen â denn Sie haben ja den Teil des Wortes Gottes, das in der Bibel angeblich fehlt â, schlussfolgern Sie natürlich auch, dass Sie allein die rettende Wahrheit besitzen, oder? Glauben Sie als Mormonen, dass Sie die einzigen wahren Christen sind?â
Der Chauffeur [leicht verlegen lachend mit gesenktem Blick]: âNun ja, wissen Sie, es ist nicht leicht, darauf eine Antwort zu geben. Also wir glauben, dass wir die wiederhergestellte Kirche Gottes sind. Der offizielle Name unserer Glaubensgemeinschaft lautet: Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage.â
Der Vater meines Freundes: âOkay, kurz und bündig: Muss ich Mormone sein, um gerettet zu werden?â
Der Chauffeur weicht aus: âKeiner wird gerettet, weil er einer bestimmten Kirche angehört.â
Der Vater meines Freundes: âMuss ich Ihrer Kirche angehören, um gerettet zu werden? Sie sagen, man muss nicht gerettet werden, indem man Ihrer Kirche angehört. Aber muss ich Ihrer Kirche angehören, um gerettet zu werden? Meines Erachtens hängt die Rettung von dem persönlichen Glauben an den Sohn Gottes und das Evangelium ab.â
Der Chauffeur: âJa, da haben Sie Recht: Die Rettung hängt davon ab, ob jemand an Christus glaubt und in der Vollmacht des Geistes getauft wird; daher ist nicht die Kirchenmitgliedschaft bindend, sondern der Glaube und die Taufe mit Vollmacht des Geistes.â
Ich: âUnd da die Mormonenkirche die einzige Kirche ist, die mit der Vollmacht des Geistes tauft, bejahen Sie die Frage: Man muss also Mormone sein, um gerettet zu werden ...â
Elder X.: âÃhm, genau genommen ... also wenn Sie es so sehen ... ja ... ja, man wird gerettet, wenn man Mormone ist.â
Ich: âWenn Ihre Kirche die einzige ist, in der es wahre Christen gibt, was ist denn mit den Christen in all den Jahrhunderten zwischen der neutestamentlichen Zeit und der Entstehung der Mormonenkirche? Sind sie alle verlorengegangen, weil sie nicht Ihrer Kirche angehörten?â
Der Cheuffeur gibt keine Antwort darauf. Stattdessen sagt er: âEs gab bereits eine wahre Kirche Christi, zum Beispiel auf dem amerikanischen Kontinent. Auch deren Glieder sind Gerettete. Zwischen 600 v. Chr. und 400 n. Chr. gab es ein Gottesvolk auf dem amerikanischen Kontinent. Die wahre Kirche Christi verging, sodass sie um 1830 wiederhergestellt werden musste.â
Ich: âEs gibt mindestens zwei biblische Gründe, die gegen eine solche Auffassung sprechen: (1.) Jesus Christus hat gemäà Matthäus 16, 16-18 gesagt, dass die von Ihm gegründete Kirche nie vergehen würde; das macht eine Lehre von der Wiederherstellung der reinen Anbetung unnötig, denn demnach hat es immer wahre Anbeter gegeben. Und (2.) gab Jesus den Missionsauftrag um 33 u. Z. Der Missionsauftrag âGehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngernâ hätte keinen Sinn ergeben, wenn es auf einem anderen Erdteil bereits eine Kirche mit wahren Jüngern Jesu gegeben hätte. Jesus schickte die Jünger in die Welt, weil es andernorts noch keine Nachfolger Jesu gab. Wenn es in der Zeit, in der Christus in Jerusalem war, bereits woanders eine Kirche gegeben hätte, dann hätte Jesus Seine Jünger nicht anweisen müssen, ânun hinzugehen und alle Nationen zu Jüngern zu machenâ.â
[Bedrücktes Schweigen.]
Ich: âIm Ãbrigen: Wenn Sie das einzige Gottesvolk sind, wie stehen Sie dann zum Volk Israel? Sie wissen ja, dass Israel im Jahr 70 n. Chr. unter die Nationen verstreut wurde und dass es beinahe zwei Jahrtausende keinen Staat Israel gab. Das Land, das einst den Juden gehörte, wurde ihnen genommen. Sie wissen auch, dass diese Entwicklung bereits im Alten Testament prophezeit wurde und tatsächlich so eingetroffen ist. Sie wissen aber auch, dass Paulus im Römer-Brief, in Kapitel 11, davon spricht, dass die Israeliten umkehren werden. Und alttestamentliche Propheten kündigen an, dass die Juden nach der Zerstreuung unter die Heidenvölker in ihr Land zurückkehren würden. Diese Voraussage hat sich seit 1948 in groÃartiger Weise erfüllt. Ihrer Theorie zufolge hat die Mormonenkirche heute die Stellung Israels eingenommen, was mit der Bibel definitiv nicht vereinbar ist. Wie stehen Sie zu dem neuen Staat Israel?â
Der Chauffeur: âWir glauben, dass Christus am Ende auf dem Tempelberg in Jerusalem erscheinen wird. Israel wird eine Rolle spielen.â
Ich: âHatten Sie mir nicht beim letzten Mal erzählt, dass Jesus auf der Spitze des Tempels in Utah erscheinen würde?â
Der Chauffeur: âJa, er erscheint quasi zweimal.â
Ich: âInteressant. Haben Sie schon einmal daran gedacht, welch einen Widerspruch Sie damit erzeugen? Auf die Bibel können Sie sich dabei nämlich nicht berufen. Schlagen Sie bitte einmal zusammen mit mir Matthäus, Kapitel 24, Vers 23 auf. [Alle Anwesenden schlagen ihre Bibeln auf.] Dort steht: âAlsdann, wenn jemand zu euch sagt: âSiehe, hier ist der Christusâ, oder: âHier!â, so glaubet nicht.â â Fällt Ihnen etwas auf? Wenn Sie sagen, Christus würde auf dem Tempelberg erscheinen, dann lokalisieren Sie Ihn örtlich. Christus warnt in diesem Vers aber ausdrücklich davor, denen Glauben zu schenken, die versuchen, Ihn â denn Allgegenwärtigen â örtlich zu lokalisieren (sei es auf dem Tempelberg, in der Wüste Gobi, einem Gemäuer, de Utah-Tempel oder sonst irgendwo).â
Der Chauffeur: âDas bezieht sich auf falsche Propheten.â
Ich: âEben. Die sind daran zu erkennen, dass sie Christus einem bestimmten Ort zuschreiben.â
[Elder X. guckt schon seit mehreren Minuten nervös auf seine Armbanduhr. Der zweite, Elder Y., hat das Gespräch weitestgehend kommentarlos mitverfolgt.]
Der Chauffeur: âNa ja, ob jemand ein falscher Prophet ist, kann man u. a. an seine Früchten erkennen. Lesen Sie doch bitte Matthäus, Kapitel 7, Vers 16: âAn ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen eine Traube, oder von Disteln Feigen?â Da die Mormonenkirche entsprechende Früchte hervorbringt, ist sie die richtige Kirche.â
Ich: âSie stimmen mit mir in der Deutung überein, dass die Früchte hier für Werke stehen, oder? Und ob die Werke (Früchte) gut sind oder nicht, zeigt sich daran, ob sie sich im Gehorsam an Gottes Geboten orientieren, oder?â
Der Chauffeur: âJa, sicher.â
Ich: âHalten Sie die Gebote? Wie steht es bei Ihnen mit dem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten? Da gibt es ein Gebot der Monogamie. Und in den Zehn Geboten gibt es ein Gesetz, auf dem beinahe die gesamte Christenheit, einschlieÃlich der Mormonen, herumtrampelt: der Sabbat.â
Elder X. [auf die Uhr schauend und sich Schweià von der Stirn wischend]: âWir halten den Sabbat. Ich versuche ihn zu halten, so gut ich es kann.â
Der Chauffeur: âHerr Strohkirch, es kommt darauf an, was Sie mit Sabbat meinen: das Sinai-Gebot oder den Tag des Herrn.â
Ich: âDas ist identisch. Der Sabbat ist der Tag des Herrn.â
Der Chauffeur: âWir halten den Sonntag als Tag des Herrn, da Christus am Sonntag auferstanden ist, wie Sie in Ihrer Bibel selbst nachlesen können.â
Ich: âDer Sabbat-Tag ist der siebente Tag, nicht der erste oder der sechste, nein â der siebente! Mir ist durchaus bewusst, dass Jesus am Sonntag â dem ersten Tag der Woche â auferstanden ist. Wir finden jedoch nirgends in der Bibel einen Hinweis darauf, dass deswegen der Sabbat vom siebenten Tag der Woche auf den ersten Tag der Woche, den Sonntag verlegt wurde. Sie sprachen früher einmal davon, dass viele christliche Feste heute aus heidnischer Feder stammt, autorisiert von Kaiser Konstantin um 325 n. Chr. Ist Ihnen bekannt, dass die Heiligung des Sonntags aus derselben heidnischen Feder stammt?â
Der Chauffeur: âIch muss offen gestehen: Nein, das habe ich nicht gewusst.â
[Alle Anwesenden gucken auf die Uhr.]
Elder X.: âSie haben ja ein Buch Mormon, das ist sehr gut. Lesen Sie darin und fragen Sie Gott selbst, obâs wahr ist.â
Ich: âEs ist schon spät. Es wird besser sein, dass wir alle gesammelten Informationen für uns persönlich verarbeiten und Gott um Weisheit und Führung bitten. Es sind sehr interessante Themen dabei gewesen, über die es sich zu sprechen lohnt. Doch viele dieser Themen bedürfen einer Betrachtung für sich.â
[Es wird von Elder X. ein Abschlussgebet gesprochen und wir gehen auseinander und verabschieden uns.]
(Natürlich haben wir noch über viele Themen mehr gesprochen, u. a. auch über die Rechtfertigung durch Glauben und die Gnade Gottes. Doch dieser kleine Einblick sollte reichen, um zu zeigen, wie in etwa die Diskussion verlief.)
Liebe GrüÃe
Björn