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Seite erstellt am 25.4.24 um 16:25 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Dienstag, den 18. November 2008, um 13:44 Uhr
Betrifft: Gott, die Wahrheit ist = .....?

Es ging mir ja auch nicht um ’die’ Wahrheit, sondern um das, was Menschen zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Kulturen als ’die Wahrheit’ ansehen, angesehen haben.

Du schreibst:
> das Tao ist weder noch.

Das ist Deine Ansicht und vielleicht die vieler Menschen heute, aber für Lau-Dsi sah das eben noch etwas anders aus:

Zitat aus Erwin Rousselle Lau-Dsis Weg:

"Dau heisst als Substantiv gemeinhin "der Weg, die Bahn," und es ist damit wohl im mythischen Denken ursprünglich die Bahn der Gestirne am Himmel gemeint, das Dau des Weltalls, die geheime Ordnung des Kosmos, in der sich Gestirne und Jahreszeiten bewegen. Aber im Sprachgebrauch Lau-Dsis bedeutet Dau nicht nur das Geordnete, sondern auch das Ordnende, das die Wege weist, die Weltführung. Denn für Lau-Dsi, der, wie das Dialektwörterbuch (Fang-yen) der Han-Zeit zeigt , Tai Fremdwörter braucht und offenbar unter dem Einfluss der mutterrechtlichen Kultur der Tai-Stämme des Tschu-Staates oder der Überlieferung aus den Zeiten der Schang-Dynastie des zweiten Jahrtausends steht, bezeichnet Dau die göttliche Weltführung, und zwar als "Mutter der Welt" oder "des Landes", als "Gebärerin von Himmelsgott und Erdgöttin", oder "Mutter der zehntausend Wesen" oder als "Mutter" desjenigen Menschen, der als "ihr Kind" sie findet. Lau-Dsi schildert Dau nicht als unpersönlichen Urgrund der Welt, sondern als ein Wesen mit allen Fähigkeiten des Liebens, des Sichverströmens, der Güte, aber auch des Verabscheuens und des sittlich-richtenden Bewertens. Dau ist ein machtvoll und zugleich geheim Wirkendes, es bringt hervor und nährt, es erhält und schirmt voller Bewusstsein, Empfindung und zielgerichteter Spontaneität. Es "errettet den Sünder" und gewährt dem, der es gefunden hat, ein zweites Leben nach dem Tode, so dass er "bei des Leibes Untergang ohne Gefahr" ist. Kurz, Lau-Dsi schildert Dau als Grosse Göttin-Mutter mit Eigenschaften, die wir nur als personal bezeichnen können. Alle Erklärungen und Übersetzungen, die diese Tatsache nicht berücksichtigen - so auch die chinesischen Kommentare, welche samt und sonders chinesische Anschauungen späterer Jahrhunderte oder die eines anderen (vaterrechtlichen) Kulturstromes hineinlegen -, haben daher Lau-Dsi in dem entscheidenden Punkte bisher vollkommen mißverstanden. Dies haben schon Victor von Strauss und Alfred Forke in ihrer Geschichte der chinesischen Philosophie erkannt und Dau als persönliche Gottheit bewertet. Es tut uns daher ein neues Verständnis des Lau-dsi unter dem Gesichtspunkt not, dass Dau als Weltführung, als Führerin und Ordnerin des Alls, d.h. als Große Göttin-Mutter zu verstehen ist.

Es geht dabei der Sinologie wie seinerzeit der Indologie. Die Indologie erreichte ihren hohen Stand in der Erforschung der indischen Geistesgeschichte erst, als sie sich von den einheimischen Überlieferungen und dem Wust der Kommentare freimachte und die abendländischen wissenschaftlichen Methoden der historischen Kritik , der Religionswissenschaft, der Völkerkunde usw. auf das indische Material anwandte und darauf auch die Inder anfingen, in Europa Indologie zu studieren und nach abendländischer Weise ihre Überlieferungen zu erforschen."
Rousselle-Zitat Ende.

Der  Passagier schrieb:

> Vivat! Sprengen wir unsere Fesseln des Althergebrachten und des elenden Abendlandes! Schreiten wir voran, und ergeben uns der Lehre des Dao!

Wie man im letzten Absatz oben sehen kann, ist dann das ’elende Abendland’ ja doch auch noch für was gut gewesen;-) ....

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