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Seite erstellt am 16.4.24 um 8:15 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: bjoerny
Datum: Montag, den 17. November 2008, um 18:55 Uhr
Betrifft: Zugeständnisse meinerseits ...

> Meinem Verständnis nach ist jeder Mensch, der diesen Jesus in sein Leben aufgenommen hat und sich ernsthaft darum bemüht, seinen Lehren zu folgen, ein Christ. Das Christsein von Gläubigen, die Jesus als ihren Erlöser anerkennen, spiegelt sich meiner Auffassung nach viel stärker in deren Lebensführung als in den Details ihrer Glaubensbekenntnisse wider.

Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Immerhin hat Jesus selbst die Worte geäußert: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Matth. 7, 16. 20). Das eigentliche Problem ist, dass wir Menschen leicht dazu neigen, die Nachfolge Christi davon abhängig zu machen, dass ein anderer Mensch uns folgt, die wir uns Nachfolger Christi nennen.

In den Evangelien haben wir solch ein treffendes Beispiel. Die Jünger Jesu haben gedacht, man könne Jesus ausschließlich nachfolgen, indem man ihnen nachfolgt. Jesus hat ihnen gesagt, dass das verkehrt ist – und damit ist jeder Anspruch einer Glaubensgemeinschaft, die allein selig machende Kirche zu sein, von Jesus selbst verurteilt worden: „Da fing Johannes an und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister aus in deinem Namen; und wir wehrten ihm, denn er folgt dir nicht nach mit uns. Und Jesus sprach zu ihm: Wehrt ihm nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.“ (Luk. 9, 49. 50).

Manchmal sind wir – und das ist allzu menschlich – sehr arrogant in unserer Haltung gegenüber anderen Menschen. Ein wenig mehr Demut und Bescheidenheit könnte uns allen nicht schaden. Auch hinsichtlich unserer Bekenntnisse sollten wir nicht allzu selbstsicher sein. Als Menschen können wir uns irren. Gottes Wort lehrt die Wahrheit, das ist gewiss; doch ob wir diese richtig verstehen, steht auf einem anderen Blatt Papier.

> Jede Glaubensrichtung, die außerhalb der beiden großen Landeskirchen anzusiedeln ist, wird bei uns oftmals mit Argwohn und Misstrauen betrachtet.

Und doch sind es gerade die großen Landeskirchen, der am meisten Verachtung entgegengebracht werden.

> Björn hat in diesem Forum kürzlich geschrieben: „Die abscheuliche Lehre, dass Gott ein Wesen aus Fleisch und Gebein sei, sich über endlose Zeitalter zu dem emporgearbeitet habe, was er heute sei, und dass der Mensch dasselbe Ziel erreichen könne, ist aus christlicher Sicht nichts als blanke Gotteslästerung, ja es ist nahezu satanisch, so etwas zu behaupten.“ So überspitzt würde ich selbst den Kern dieses Glaubensaspekts sicher nicht in Worte fassen.

Sicher klingt das hart, das verstehe ich durchaus. Und ich weiß auch, dass es hinsichtlich des Wesens Gottes nichts zu diskutieren gibt, darum habe ich klipp und klar zum Ausdruck gebracht, was ein von der Bibel abweichendes Gottesbild nach sich zieht – eine Irreführung. Es geht dabei nicht um Toleranz, und es ist auch nicht lächerlich, im Gegenteil: Dieses Thema ist sehr ernst, da Gott uns nur retten kann, wenn wir Ihm eine Seinem Wesen entsprechende Ehre zuteil werden lassen, und die hängt u. a. davon ab, welches Bild wir von Ihm haben.

Interessanterweise habe ich das o. g. Gottesbild nur von den HLT-Missionaren vernommen, konnte sie aber nicht im Buch Mormon finden. Das Buch Mormon scheint hinsichtlich des Gottesbildes mit der Bibel übereinzustimmen, wenn es darin u. a. heißt: „Denn ich weiß, dass Gott kein parteiischer Gott ist, auch kein veränderliches Wesen; sondern er ist unveränderlich von aller Ewigkeit bis in alle Ewigkeit.“ (Moroni 8, 18). Und an anderer Stelle steht: „Ich sehe, dass es euch kundgetan worden ist durch das Zeugnis seines Wortes, dass er nicht auf krummen Pfaden wandeln kann; auch weicht er nicht von dem ab, was er gesprochen hat; auch hat er nicht den Schatten eines Wechsels von rechts nach links oder von dem, was recht ist, zu dem, was unrecht ist; darum ist seine Bahn eine ewige Runde.“ (Alma 7, 20). Ein weiterer Text sagt: „Denn lesen wir nicht, dass Gott derselbe ist gestern, heute und immerdar und dass es in ihm keine Veränderlichkeit, auch nicht den Schatten eines Wechsels gibt?“ (Mormon 9, 9). Gemessen an Bibeltexten wie Jesaja 44, 6; Maleachi 3, 6 oder Offenbarung 1, 8, ist diese Sichtweise geradezu biblisch.

> Wir erwecken vielleicht allzu oft den Eindruck, als ob wir den totalen Durchblick hätten und bringen in unseren Aussagen über Gott manchmal zu wenig Ehrfurcht, Bewunderung und Stauen vor dem Unbeschreiblichen zum Ausdruck. Das wirkt bestimmt häufig arrogant und technokratisch.

Ich denke, „technokratisch“ ist das richtige Wort.;-)

> Die Lehren haben sich erst nach und nach entwickelt, mussten vielfach revidiert werden und oft sind selbst Propheten und Apostel mit ihren Interpretationen bestimmter Schriftstellen über das Ziel hinausgeschossen.

Das kann jedem passieren; man muss nur aufpassen, dass man bestimmte Sichtweisen nicht allzu sehr dogmatisiert, wie sich am Beispiel der Zeugen Jehovas demonstrieren lässt. Spätestens nach einer verkehrten Voraussage für den Untergang der Welt hätte man sich fragen müssen, ob es sinnvoll wäre, noch einmal zu versuchen, ein Datum für die Wiederkunft Christi festzulegen. Weder im Jahr 1914 noch im Jahr 1918 oder 1925 ging die Welt unter.

Was man den Zeugen Jehovas und auch einigen anderen eifrigen Verfechtern bestimmter Glaubensrichtungen, etwa der Neuapostolischen Kirche, zugute halten muss: Es ist besser, auf ein falsches Datum zu hoffen, als das nahende Ende dieser Welt völlig zu ignorieren. Gut, das von beiden Gemeinschaften angekündigte Ende ist (noch) nicht gekommen. In ihrer Erwartung lagen sie nicht verkehrt, sondern lediglich in ihrer Interpretation biblischer Daten.

> Wir haben unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich einiger Glaubensaspekte und sind von unseren jeweiligen Interpretationen der Lehren Christi überzeugt.

Sicher bin ich von meinem Glauben überzeugt, muss jedoch zugestehen, dass ich allein der biblischen Wahrheit verpflichtet bin. Wenn mich jemand daher durch das Wort Gottes überführen und mir einen Irrtum nachweisen kann, muss ich mich berichtigen und das, was ich glaube, insoweit abändern, dass es mit der Bibel in Harmonie steht.

> Viele Christen glauben an die Dreieinigkeit, Mitglieder der HLT-Kirche tun dies heutzutage mehrheitlich nicht. Wie wichtig ist diese Frage im Vergleich zur „Christlichkeit“ des alltäglichen Verhaltens? Sie ist meiner Ansicht nach relativ nebensächlich.

In der Tat. Aber weißt du was? Die Dreieinigkeit ist ein Thema, über das sich viele Theologen den Kopf zerbrochen haben. Einige haben sie verstanden, andere nicht. Im Grunde genommen ist es auch egal. Wichtig ist, dass wir wissen, dass wir einen Erlöser und einen Stellvertreter brauchen, der uns wieder mit dem Vater versöhnt. Die Dreieinigkeit ist kein Absolutheitsdogma, das entscheidend ist, sodass wir es verstehen müssen.

Das Einzige, was wir wirklich verstehen müssen, ist, dass wir als Menschen Sünder sind und dass wir schuldig sind vor Gott. Wir müssen bekennen, dass wir gegen den Vater gesündigt haben und nichts als die Verdammnis verdienen. Aber der Vater war aus Liebe und Barmherzigkeit so gnädig, dass Er Seinen Sohn geschickt hat. Der hat den Preis bezahlt, der für uns zu hoch ist; Er hat unsere Schuld vor dem Vater ausgelöscht durch Seinen Tod. Wenn wir daran glauben, wird unser Sündenregister gelöscht. Wir sind zu schlecht, um uns selbst mit Gott versöhnen zu können. Wir können nur Seine Gnade annehmen und so gut wie möglich nach Gottes Geboten leben.

Doch keiner ist so gerecht, dass er sich ewiges Leben verdienen kann; ewiges Leben ist ein Geschenk des Vaters an uns durch Seinen Sohn. Kein Mensch verdient ewiges Leben. Wer ewiges Leben bekommt, kann nur Gott für diese Gnade ehren!

Das ist das wirklich Wichtige. Die Dreieinigkeit ist dagegen nur eine nebensächliche Lehre; sie ist wichtig, aber es ist unwichtig, ob wir sie bis ins Detail verstehen. Dass Gott uns liebt, ist wirklich wichtig. Das müssen wir verstehen!;-)

In der Bibel gibt es einen Vers, der lautet: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe.“ (1. Joh. 4, 8).

Liebe Grüße
Björn:-)

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