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Verfasser: Merenptah
Datum: Mittwoch, den 12. November 2008, um 22:54 Uhr
Betrifft: Celsus über Jesus / Christen nach Dr. Wolfgang Proske


1.  Nach Celsus ist das Christentum eine Lehre für Ungebildete. Die christliche Lehre habe „nur bei einfältigen Leuten Herrschaft gewonnen, da sie selbst einfältig sei und wissenschaftlichen Charakters entbehre.“ (I, 27) An anderer Stelle spricht er von „einfältigen, gemeinen und stumpfsinnigen Menschen“, von „Sklaven, Frauen und Kindern“ als Anhängern des Christentums. (III, 44) Vor Gebildeten, die derartigem „Betrug“ gegenüber nicht zugänglich wären, würden die Christen flüchten. (VI, 14)
2.  Das Christentum biete inhaltlich nichts Neues, sondern wiederhole diverse, den Gebildeten längst bekannte Ideen wie z. B. die Feindesliebe, die Demut, die Geringschätzung des Reichtums, eine Gottessohnschaft, die Ablehnung der Bilderverehrung, eine Jungfrauengeburt. Er bemerkt, dass „diese Dinge besser bei den Griechen ausgedrückt seien und ohne hochfahrendes Wesen und Ankündigungen, wie wenn sie von Gott oder dem Sohn Gottes kämen.“ (VI, 1)
3.  Celsus verurteilt die zunächst jüdische Idee einer besonderen göttlichen Vorsehung für das an ihn glaubende Volk. Die Juden werden als peripheres Volk dargestellt, „vollständig ungebildete Leute“ (IV, 36); ironisch fasst er ihre Behauptung, auserwählt zu sein, so zusammen: „Wir sind es, denen der Gott alles zuerst offenbart und verkündet; die ganze Welt und die Bahn der Himmelskörper lässt er im Stich und kümmert sich auch nicht um die weite Erde, sondern regiert uns allein und begrüßt uns allein durch seine Boten und hört nicht auf, zu senden und zu forschen, damit wir immer mit ihm verbunden bleiben.“ (IV, 23)
4.  Die Christen haben den obersten Gott unzulässig und gemäß ihrem anthropozentrischen Weltbild vermenschlicht: „Die Christen legen dem Gott einen recht großen und ganz irdischen Ehrgeiz bei.“ (IV,6) Irdische Dinge seien ihm gleichgültig. In Wahrheit sei es schlichtweg dumm, sich den obersten Gott in einer leidenden, das Göttliche verbergenden Gestalt vorzustellen.
5.  Die Menschwerdung des obersten Gottes, die die Christen behaupten, sei alleine angesichts der völlig ungeeigneten Persönlichkeit des Jesus von Nazareth und seiner unwürdigen Lebensführung Unsinn. U.a. erwähnt Celsus, Jesus sei der uneheliche Sohn der Maria mit dem römischen Soldaten Panthera gewesen.
6.  Die Abstammung des Jesus von Nazareth von Adam, dem vermeintlich ersten Menschen, sei unglaubwürdig, wie überhaupt die jüdisch-christlichen Geschichtsphilosophie ein „Märchen für unmündige Kinder“ sei. (IV, 41) Vor allem die Behauptungen, in seiner Person hätten sich diverse alttestamentarische Prophezeiungen erfüllt, seien eine nachträgliche Erfindung seiner Anhänger.
7.  Ãœberhaupt die „Menschwerdung“: „Was hat denn ein solches Herabkommen des Gottes für einen Sinn? Etwa, damit er die Zustände bei den Menschen kennenlerne? Weiß er denn nicht alles? Er weiß es also, bessert´s aber nicht, und es ist ihm nicht möglich, es mit göttlicher Macht zu bessern? ...außer wenn er leibhaftig jemanden zu diesem Zwecke sandte?“ Celsus bestreitet deshalb den Christen, an die göttliche Allmacht zu glauben: „Wie kann er unfähig sein, (die Menschen) zu überreden und zurechtzuweisen?“ (VI, 53) Erneut würden die Christen sich selbst viel zu wichtig nehmen: „Wie kann er, da sie undankbar und schlecht geworden sind, über sie Reue empfinden und seine eigene Kunst tadeln und hassen und drohen und die eigenen Geschöpfe zugrunderichten?“ (VI, 53)
8.  Die Christen wenden sich laut Celsus ausgerechnet an die „Sünder“: „Wer ein Sünder ist, sagen sie, wer unverständig, wer unmündig und wer mit einem Wort unglückselig ist, den wird das Reich Gottes aufnehmen. Meint ihr damit nicht ... den Ungerechten und Dieb und Einbrecher und Giftmischer und Tempelräuber und Grabschänder? Was für andere Leute hätte wohl ein Räuberhauptmann berufen?“ (III, 59) Dem stellt Celsus positive Beispiele gegenüber: „Warum ... wurde (Jesus) nicht zu den Sündlosen gesandt? Ist es denn etwas Böses, keine Sünden begangen zu haben?“ (III, 62)
9.  Der christliche Glaube sei in sich höchst widersprüchlich. So befehle der alttestamentarische Gott durch Moses seinen Anhängern, reich zu sein, zu herrschen und ihre Feinde „Mann für Mann“ und „ohne Unterschied des Geschlechts“ hinzumorden; Jesus hingegen predige, daß „wer reich oder herrschsüchtig sei oder auf Weisheit oder Ruhm Anspruch erhebe, gar keinen Zutritt zum Vater haben solle... Wer lügt da, Moses oder Jesus? Oder vergaß der Vater, als er diesen sandte, was er mit Moses verabredet hatte? Oder hat er seinen Sinn geändert und seine eigenen Gesetze verdammt und sendet deshalb den Boten mit ganz entgegengesetzten Bestimmungen ab?“ (VII, 18)
10. Abstoßend empfindet Celsus die christliche Idee einer körperlichen Auferstehung des Fleisches. Sie sei „geradezu für Würmer passend. Denn welche menschliche Seele dürfte sich wohl noch nach einem verwesten Leibe sehnen?“ (V, 14) Und: „...welcher zerstörte Leib wäre wohl imstande, zu seiner ursprünglichen Beschaffenheit und zu ebenjenem ersten Zustand, aus dem er gelöst wurde, zurückzukehren? Da sie hierauf nichts zu antworten wissen, so behelfen sie sich mit der höchst abgeschmackten Ausflucht, dass für Gott alles möglich wäre.“ (V, 14)
11. Die Christen seien angesichts der dürftigen Grundlagen ihres Glaubens notwendigerweise von Anfang an in diverse Grüppchen und Sekten gespalten. Ihre einzige Gemeinsamkeit sei ihr Name. (III, 10-12)
12. Juden und Christen neigten zum Aufstand gegen die Staatsgewalt. Sie verachteten die Tradition und zögen sich in geheime Zirkel zurück. Sie würden offen oder versteckt gegen die Sitten und gegen das allgemeine Gesetz handeln. Sie leben zurückgezogen und seien am Staat völlig desinteressiert, weswegen sie als Gegner der Zivilisation zu Wegbereitern der Barbarei würden.
13. Celsus fordert daher die Christen auf, aus den Winkeln des Reiches herauszukommen und sich am Staatsleben zu beteiligen.

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