Beitrag 18 von 25 Beiträgen. |
Seite erstellt am 19.4.24 um 3:42 Uhr |
Verfasser: Sappho Datum: Mittwoch, den 8. Oktober 2008, um 3:34 Uhr Betrifft: Das "dressieren" von Kindern
Ich glaube dir gerne, dass du deine Tochter nicht bewuÃt "dressierst hast, aber vieles ist in uns an Sozialisation so verinnerlicht, das es unbewuÃt abläuft. Ein Beispiel:
Eine Freundin von mir ist Grundschullehrerin hier in berlin. Eine Frau, die meinte, die Jungen und mädchen ihrer klasse immer gleich zu behandeln. An einem bierseeligem Abend schlugich ihr vor, ihre Stunden per kassettenrecorder eine Woche langauszuwerten, und dann zu zählen, wie oft sie Jungen, wie oft sie Mädchen rannahm. Am Ende gab sie zu, dass Mädchen 30% der Zeit bekamen, und das Jungen sich darüber beschwerten, dass sie den Mädchen "zu viel Aufmerksamkeit" gab.
Sie war über das Ergebnis selbst erstaunt, und durch mich sensibilisierter geworden.Warum ist es zum Beispiel so, das der selbe Fakt bei Geschlechtern unterschiedlich bewertet wird? Hat ein Mann ein selbstbewuÃtes Auftreten (mit der Faust auf den Tisch hauen), wird das positiv bewertet, macht eine Frau das selbe, gilt sie als "unweiblich". Würde ein Mann sich schminken (gar mit Nagellack und Lippenstift) gilt es als "unnännlich", macht eine Frau das, ist es "normal". Beide würden für ihr Verhalten entweder belohnt (innerhalb der sozialen Normen der Geschlechtsrolle),oder bestraft (auÃerhalb derselben).
Und dieses System der Belohnung/bestrafung hast du, wie alle Eltern, mehr oder minder angewandt.
Weil ich transsexuell war, und bestimmte "weibliche" Rollenmuster als "Junge" zeigte, wurde ich sowohl von meiner Mutter, als auch später von meinem "Erzeuger" und anderen Personen (Kirche, Schule, Freunde) für eben dieses Verhalten bestraft (körperlich, seelisch, sexuell), um mich wieder "auf Kurs" zu bringen. Genützt hat es letztendlich nichts, aber mein Leiden vergröÃert!