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Verfasser: Waldläufer
Datum: Freitag, den 3. Oktober 2008, um 14:10 Uhr
Betrifft: @ Gipfelstürmer

Hallo Gipfelstürmer,

deine Fragen sind schwierig zu beantworten, da du eine schwarz-weiß-Antwort von mir erwartest. Das wirklich eingehend zu beantworten würde einfach zu viel Zeit brauchen. Lass mich deshalb heute nochmal auf die zentrale Frage des Gottesbildes der HLT-Kirche im Vergleich zur Bibel, hier AT, eingehen.

Das ganze AT spricht (in der hebräischen Schrift) von "Elohim Jahwe (Jehova)" als dem einzigen Gott. Er ist unsichtbar, von Ewigkeit zu Ewigkeit derselbe, unveränderlich, es gibt vor ihm keinen anderen und wird auch nach ihm keinen anderen geben - um nur einige Eigenschaften zu nennen. Er ist zunächst der Gott der Hebräer und wird durch Jesus Christus zu unserem "Vater im Himmel". In 2. Mose 20 sagt er zu Mose und dem Volk Israel: "Ich bin Jahwe, euer Elohim, andere Elohim sollt ihr nicht neben mir haben". Diese Aussage gibt es viele hundert Male quer durchs ganze AT.  Und In 1. Sam. 5,6ff  wird berichtet: "Aber die Hand Jahwes lag schwer auf den Bewohnern Asdods....(sie sagten) "Die Lade des Elohim Israels darf nicht bei uns bleiben, denn seine Hand lastet schwer auf uns und auf unserem Elohim Dagon". Dies zeigt nochmals deutlich, dass "Elohim" kein Name irgendeines Gottes ist.

Der Irrtum, dass es sich im AT um zwei Götter - "Elohim" und "Jehova" - handelt (entschuldige, keine "Mutation"), dem JS aufgesessen ist, rührt daher, dass es nahezu alle heutigen Bibelübersetzungen vermeiden, die Originalschreibweise des Namens Jahwe/Jehova = JHWH, zu übernehmen. Dieser Name ist auch heute noch den Juden so heilig, dass sie ihn niemals aussprechen würden und das Christentum hat diese Zurückhaltung weitgehend übernommen, zumal die richtige Ergänzung dieser "heiligen" vier Konsonanten mit den entsprechenden Vokalen niemand kennt. Den Begriff "Elohim" in unsere heutigen Ãœbersetzungen zu übernehmen, wäre sinnlos, denn hier handelt es sich nicht um einen Namen sondern dies heißt einfach nur "Gott". Gott eben auch für z.B. Dagon und andere Götter der "Heiden". Deshalb sagte ich, dass JS von der hebräischen Schrift wenig oder keine Ahnung hatte. Er wusste diesen Sachverhalt einfach nicht, so kam er zu überaus seltsamen Lehren, die sich besonders im Tempelritual zeigen. Hier sagt nämlich  "Elohim" (namenlos) zu "Jehova"  (= dem einzigen, unveränderlichen Gott des AT), er solle die Schöpfung in Gang bringen (dem Sinn nach). Dieser "Elohim" wohnt auf einem Stern namens "Kolob", hat einen Körper aus Fleisch und Bein, hat himmlische Frauen, mit denen er nicht nur fortlaufend viele, viele Geistkinder zeugt sondern auch später mit seiner Geist-Tochter Maria - wie auch immer - Jesus, der die Inkarnation des präexistenten JHWH sein soll. Dieser Elohim,  war auch nicht immer Gott, sondern hat sich nach und nach dazu  entwickelt und emporgearbeitet, so wie auch wir dies tun werden, wenn wir "die Gebote und Verordnungen" halten, vor allem verheiratet und im Tempel "für Zeit und Ewigkeit gesiegelt" sind. Dann werden wir wie Elohim "ewige Vermehrung" haben. Ist dies der mormonische "Vater im Himmel"?  Diese Lehre, zu meiner Zeit wurde sie so verbindlich und nicht hinterfragbar gelehrt, heißt kurz zusammengefasst:
"Was der Mensch ist, war einst Gott, was Gott ist, kann der Mensch einst werden". Ich lasse es einfach so stehen ohne es zu bewerten, auch wenn es mir schwer fällt.

Aber ich frage dich, wie du mit einer solchen Lehre umgehst. Wie liest du die Bibel? Das ist es nämlich, was mich interessiert: Wie gehen gläubige Mormonen mit solchen Diskrepanzen um? Hätte ich in meinem Umfeld ein HLT-Mitglied gefunden, mit dem ich darüber reden könnte, wäre ich nicht hier. Aber die wollen nicht, dass man ihr Glaubensgebäude hinterfragt. Deshalb bin ich auch froh, dass es dich hier gibt und du bei mir noch nicht "aus dem Boot" ausgestiegen bist. Wie lange noch?

Ich möchte nochmals betonen, dass es mir hier nicht um gläubige Mitglieder dieser Kirche geht - deren Ernsthaftigkeit und ihr Einsatz ist mir bekannt. Mir geht es um eine fragwürdige Lehre, die die Grundlage des Christentums, die Bibel, nicht nur ergänzt sondern teilweise auf den Kopf stellt. Da fällt mir dann schon auch 2. Tim. 4,3 ff ein:
  "Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden".  (Einheitsübersetzung)

In einem Beitrag an Sappho hast du geschrieben:
   " Nun ja, es bleibt spannend. Ich kann mich jedenfalls mit manchen Einstellungen von Teilnehmern dieses Forums besser identifizieren als mit einigen Ãœberzeugungen von Angehörigen meiner Glaubensgemeinschaft."

Auch ich habe immer wieder aus deinen Beiträgen herausgehört, dass du mit manchen (zentralen?) Lehren deiner Kirche Schwierigkeiten hast. Deshalb schließe ich mich der Frage von Sappho an:
    "Darf ich dich fragen, warum das so ist? Liegt es vielleicht daran, dass das mormonische Denken dir fremd geworden ist, oder du dich inzwischen weiterentwickelt hast?"

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende

Waldläufer

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