Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 11 von 23
zum Thema die Fundis in Utah;-)
Seite erstellt am 29.3.24 um 9:33 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Dienstag, den 15. Mai 2001, um 21:35 Uhr
Betrifft: "An den Früchten soll man uns messen"

Hannoversche Allgemeine
16.05.2001

"An den Früchten soll man uns messen"

Der Vollbart ist sauber getrimmt, er trägt Brille mit Stahlrand, und sein schütteres Haar sorgt für eine hohe Stirn. Er könnte Lehrer oder Bankangestellter sein, aber er wirbt telefonisch für Familienmagazine. "An unseren Früchten sollte man uns messen", sagt der 52-Jährige, und er ist offensichtlich stolz auf seine Produktion. Die gerahmten Porträts der Familienmitglieder schmücken die lange holzgetäfelte Wand des Wohnanhängers, der als Esszimmer dient. Sie hängen in drei Reihen übereinander. Was Tom Green stolz herzeigt, ist für den Staatsanwalt Beweismaterial: Greens Großfamilie zählt fünf Ehefrauen und 25 Kinder.

Sowohl die Mormonen als auch der Mormonenstaat Utah haben der Polygamie schon vor mehr als hundert Jahren abgeschworen. Das war damals die Vorbedingung für die Staatsgründung. Bigamie hat heute den Ausschluss aus der Kirche zur Folge und ist strafbar. Anklagen aber waren bisher selten, obwohl nach amtlichen Schätzungen Tausende in Utah in Vielehe leben. Die Bevölkerung ist zu 70 Prozent mormonisch, das Landesparlament zu 90 Prozent, und die Behörden verschlossen die Augen. Zumal sich die meisten Polygamisten selbst vom Rest der Welt isolieren und nicht viel von sich reden machen.

Auch der Sünder Tom Green wohnt mit seinem Familienclan abseits der Zivilisation in einem knappen Dutzend so genannter Mobile Homes (Wohnwagen in der Größe von Eisenbahnwagons) am Rande eines Wüstenortes nahe der Grenze zu Nevada. Aber er sieht sich als Vertreter der reinen Kirchenlehre, und er trotzte unverfroren dem Gesetz, indem er Überzeugung und Lebensstil in zahlreichen Interviews kämpferisch verteidigte, lange bevor er vor den Kadi zitiert wurde. Nun sieht er sich als Opfer einer Säuberungsaktion, die der Staat unternehme, um sich als Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City "makellos" präsentieren zu können.

Tatsächlich mag dies der Auslöser gewesen sein. Immerhin ist Green seit mehr als einem halben Jahrhundert der erste Mann, dem wegen Vielehe der Prozess gemacht wird. Die Anklage lautet auf Bigamie in vier Fällen, weil er fünf Frauen hat. Wird er schuldig gesprochen, droht ihm eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren. In einem zweiten Verfahren wird er sich anschließend gegen den Vorwurf der Vergewaltigung zu verantworten haben, weil er vor 15 Jahren eine Dreizehnjährige heiratete.

Sie ist heute seine "Hauptfrau". Linda ist Mutter von fünf der Green-Kinder. Lindas Mutter wiederum war die zweite seiner fünf Exfrauen. Zwei seiner Nebenfrauen, Shirley (31) und Lee Ann (28), sind die Töchter von Exfrau June. Green heiratete drei seiner Stieftöchter, deren Mütter Schwestern sind. Ein klarer Fall von verzwickten Verwandtschaftsverhältnissen. Nicht nur das erschwert dem Staatsanwalt während des Prozesses in den nächsten Wochen die Arbeit. Hinzu kommt das Geschick, mit dem Green die Beurkundung seiner Eheschließungen vermied - und die Aussagen der Ehefrauen, die ihre Liebe zu dem Angeklagten bekunden und ihm bescheinigen werden, dass er ein hingebungsvoller Mann und Vater sei. Dafür spricht nicht zuletzt, dass nach einem "Ruhejahr vom Sex" vier von ihnen wieder schwanger sind.

Jürgen Koar

http://news.haz.de/HOME/WELT/story49742.html

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da es sich um einen Legacy-Beitrag handelt

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de