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Seite erstellt am 28.3.24 um 9:47 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: svenx
Datum: Dienstag, den 16. September 2008, um 13:41 Uhr
Betrifft: Raus aus der Defensive und Indizien checken

>Was den Aspekt der Gehältern der Generalautoritäten angeht, so gehe ich davon aus, dass viele der Verantwortungsträger in der HLT-Kirche Bezüge erhalten. In anderen Kirchen haben selbst gewöhnliche „Dorfpfarrer“ ein Einkommen, das einer A 13-Besoldung entspricht. In der HLT-Kirche rekrutiert sich die „oberste Führungsschicht“ (wenn man sie denn so nennen will) in erster Linie aus Menschen, die ihr bisheriges Leben lang völlig unentgeltlich viel Zeit und Energie in ihre kirchlichen Aufgaben investiert haben. Dadurch unterscheidet sich diese Konfession meiner Meinung nach nicht unbedingt in unsympathischer Weise von vielen anderen Glaubensgemeinschaften.

Hi Gipfelstürmer,

Ich sehe da auch kein Problem darin, dass diese Führungskräfte ein Gehalt beziehen. Was mich aber aufregt ist, dass man mir als Kind immer erzählt hat, dass das Priestertum ein Laienpristertum ohne Lohn ist. Wenn ich dann Lehre und Bündnisse und History of the Church aufschlage sehe ich dann plötzlich, dass im 19 Jahrhundert Bischöfe und andere Führungskräfte natürlich Geld erhalten haben. Damit ändert sich schon mal in einem kleinen Aspekt die Joseph-Smith Urkirche für mich als naiven gläubigen Mormonen.

Wenn dann heute Aufsichtsratsposten unter den GAs verschachert werden, dann kann ich mir leicht ausrechnen, wie lukrativ so ein Job sein kann. Wieder ein Aspekt den man bewerten muss. Rechne mal mit 10.000 - 100.000$ pro Jahr und Aufsichtratsposten (für den man nicht viel tun muss) + HLT-Spesen und eben das Gehalt für Lebenshaltungskosten.

Ehrlich gesagt und da hab ich schon ein paar mal gepostet, finde ich es ok, wenn man für anständige Arbeit auch entlohnt wird, auch im religiösen Bereich. Aber dann sollen mal nicht alle Mitglieder so scheinheilig tun und diesen Unsinn vom selbstlosen Apostel erzählen. Sobald ich als GA in diesem System drin bin, komme ich kaum noch raus, das ist wie zwanghaftes Beamtentum (ok, das ist nun meine Schlussfolgerung;-)

>Die HLT-Kirche lässt nicht durchblicken, wie viel ihre Generalautoritäten verdienen. Das würde ansonsten nur für unnötige Diskussionen sorgen. Zahlen im Internet stammen also nicht von offizieller Seite.

Das ist deine These und deine Begründung - jeder Vorstandsvorsitzende in den USA muss sein Gehalt offen legen. Man könnte auch fragen: was hat denn die Kirche zu verbergen? Und diskutiert wird doch eh nicht viel bei den Mormonen. Man könnte doch beispielsweise die Rechtfertigung als Offenbarung ablegen und damit fertig.

>Ich habe in google mal „general authorities lds salary“ eingegeben und ein paar Seiten gelesen (wie Du es mir geraten hast).

Ich sagte ja auch "starte mal so" - natürlich musst du noch andere Worte eingeben - vielleicht finde ich ja auch mal meinen Ornder noch im Keller - ich schau mal heute Abend;-)

>Allerdings frage ich mich, wie glaubhaft Angaben von Menschen sind, die ein offensichtliches und oft auch ein selbst bekundetes Interesse daran haben, der HLT-Kirche zu schaden und denen Informationen aus erster Hand fehlen.

Da sind sie wieder die Vorurteile! Wenn du anfängst zu recherchieren musst du unbedingt ein Stück heraustreten aus deiner Welt! Ähnlich wie es Wissenschaftler machen. Die sind zwar auch nicht immer unvoreingenommen bzw. wünschen sich ebenfalls Thesen zu belegen, die sie sich ausgedacht haben, aber sie versuchen i. d. R. wenigstens beide Seiten zu beleuchten.

Dazu gehört in diesem o. g. konkreten Fall, dass du einmal nicht davon ausgehen darfst, dass sogenannte Anti-Mormonen der Kirche schaden wollen. Diese These ist 1. nicht belegt und sie hält Dich auch davon ab, die Argumente einmal unvoreingenommen zu beleuchten. Dass Leute, die vor der Kirche warnen das nur zum Selbstzweck oder professionell tun, ist eine sehr mormonisch defensive Ansicht. Die Intension dieser Antis (ich spreche nur von Aussteigern) war in den 60ern/70ern sicher keine andere, als die der HLT Missionare heute. Sie wollten die Menschen vor etwas warnen! Natürlich verdienten dann manche auch Geld damit - das wissen wir aber auch nicht wirklich, vielleicht wurden auch nur die Druck- und Vertriebskosten finanziert.
Nur heute im Internet-Zeitalter finden sich hunderte von ähnlichen Berichten von Aussteigern, die ihr Leid mit der HLT teilen. Demgegenüber könnte man tausende von Zeugnissen gläubiger HLTs stellen. Aber was sagt das aus? Nicht viel, außer dass die meisten heutigen Antis dies nicht aus Selbstzweck tun, sondern tief im inneren überzeugt sind, dass sie zumindest zeitweise einer Unwahrheit auf den Leim gegangen sind, der sie unfrei machte oder sie auf andere Weise schädigte.

>Du schreibst, dass es uns aufgrund unserer Intelligenz wohl möglich sein wird, „… Artikel zu bewerten und Quellen zu prüfen.“ Das sehe ich anders. Wir beurteilen viele Informationen primär aufgrund unserer Voreingenommenheit. Du schreibst von einem „Gesamtbild“, das sich bei Dir im Zuge Deiner kritischen Auseinandersetzung mit Deinem früheren Glauben ergeben hat. Ich habe auch mein „Gesamtbild“. Wir bewerten Informationen vor dem Hintergrund eines solchen Rasters, egal wie intelligent wir sind. Außerdem fehlen uns oftmals verlässliche Quellen. Wenn Beides zusammenkommt (eine Voreingenommenheit und ein Mangel an solider Informationen), dann kann man auch vom intelligentesten Menschen kein fundiertes Urteil über einen Sachverhalt erwarten.

Am Ende des Tages werden wir nie ein 100% stimmiges Bild insbesondere in Religionsfragen hinbekommen. Ich bin ja nicht nur ein Kritiker des Mormonismus, sondern ein Kritiker aller Religionen. Aber mal ungeachtet dessen - sicherlich würde es möglich sein, dass wir beide ähnlich gute Argumente bezüglich der Kirchengeschichte rezitieren. Für mich gilt aber ein einfaches physikalisches Gesetz: entweder eine Geschichte hat so stattgefunden oder nicht. Und da hilft mir auch ein wenig die Statistik: Fast alle Religions- und Glaubensgemeinschaftsgründer hinterließen ein Glaubensgebilde und Theologien mit einer Menge direkter Aussagen. Nach dem Tod der Religionsgründer stoppten alle Offenbarungen, Thesen usw. abrupt. Viele Sektenführer missbrauchten ihr Amt, Joseph Smith führte die Vielehe in seiner hormonellen Sturm- und Drang-Phase ein. Eine völlig unsinnige Lehre in einem puritanisch geprägten Land – das kostete garantiert Taufen ohne Ende, denn eigentlich traf Joseph die Seele der Amerikaner ins Mark mit seiner Religion, alle wollten Wurzeln finden, viele glaubten an das gelobte Land Amerika uns suchten nach Antworten (wie heute auch noch). Der Vatikan war vielerorts verhasst, die Protestanten hatten keine klare Struktur. Es gab einen Bedarf an Führung – in dieser Zeit entstanden viele Gemeinschaften, wie JS selbst sagt. Warum ist es so weit hergeholt, dass er sich auf den Zug aufsetzte und auf die Idee kam, eine amerikanische Bibel zu schreiben? Warum so viele King James Bibel Zitate? Er hatte Zugriff auf die Theorien zu den Ureinwohnern, die aktuelle Gesprächsthema zu der zeit waren. Joseph Smith war kurzzeitig Freimaurer – und es lag nahe, dass er etwas Ähnliches auch wollte. Joseph Smith verkrachte sich mit den ersten Aposteln, sie wandten sich ohne Angst vom großen Propheten ab. Die Geschichte von Baum des Lebens kam nun mal von seinem Vater – Joseph verarbeitet sie im BM – dass Gott befahl, Laban zu töten gilt heute noch als Rechtfertigungsgrund für Fundamentalisten, die sich auf JS berufen - für etwas höheres auch zu töten, einzusperren, zu zwingen. Dies sind alles Informationen, zu denen es auch vernünftige Quellen gibt. Man kann einen Prozess nach Indizien gewinnen. Für mich ist die Geschichte Joseph Smiths voller Indizien und belegbaren Quellen für eine der smartesten Lügen der Welt!

>Du kannst im Internet z. B. auch nachlesen, dass Mel Gibson möglicherweise eine Affäre mit einer russischen Sängerin hatte oder dass Hayden Panettiere vermutlich lesbisch ist. Du kannst darüber lange recherchieren, so tief einsteigen wie Du willst, alle Internetseiten dazu ausdrucken und in 100 Ordner heften. Trotzdem weißt Du nicht, was an solchen Gerüchten dran ist, wenn die Quellen nicht verlässlich sind. Würden die Angaben über Mel Gibson darüber hinaus sogar so gut wie ausschließlich von Menschen stammen, die ihn hassen und aus ihrem Interesse kein Hehl machen, ihm schaden zu wollen (frühere Lebenspartnerinnen, Gegner in Rechtsstreitigkeiten), dann wären sie natürlich noch unglaubwürdiger.

Beispiel: Was wäre denn gewesen, wenn Boris Becker keine Tochter hätte, die seine DNA hat und ihm stark ähnelt? Wäre er mit dieser Frau in der Besenkammer gewesen? Ja er war es! Könnte man es beweisen? Nein! Es gibt aber immer die wahre Geschichte! Vor Jahren, als es DNA-Analysen noch nicht gab, hätte Boris Becker wahrscheinlich die Vaterschaft erfolgreich abstreiten können. (mir geht’s hier nicht um Bobbele, also das ist nur ein Beispiel;-) )   Aber es gibt die Wahrheit! Und um diese herauszufinden braucht man manchmal neue Erkenntnisse und Methoden. Aber ich gebe zu: in Glaubensfragen ist es unheimlich schwer vorurteilsfrei und neutral zu sein.

>Mit der Verlässlichkeit von Angaben zu Gehältern von Generalautoritäten im Internet (oder sonstwo) ist es sicher nicht besser bestellt. Das ist jedenfalls meine Meinung.

Das mag ja sein, aber es gibt ja auch noch interessanteres als die Gehälter der GAs;-)

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