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Verfasser: Gipfelstürmer Datum: Montag, den 8. September 2008, um 20:57 Uhr Betrifft: FAIR oder UNFAIR, das ist hier die Frage
Ich denke mal, dass es sehr schwer sein wird, die folgende von Sappho geäuÃerte Hypothese aus den heiligen Schriften der HLT-Kirche zu belegen: âWie vereinbart sich das aber mit dem, was wir immer und immer wieder in der LDS hörten, nämlich, dass ein Prophet, wenn er als solcher handelt, IMMER inspiriert ist? Und dass, wenn ein Prophet gesprochen hatte, das eigenständige Denken aufhört?â Es ist für mich gut nachvollziehbar, dass jemand, der diese Annahme hegt, die HLT-Kirche früher oder später verlässt. Deswegen wäre es für mich auch überhaupt nicht verwunderlich, wenn sich die meisten Teilnehmer dieses Forums dazu bekennen würden, zu den Zeiten ihrer eigenen Mitgliedschaft von einer âUnfehlbarkeitâ der als Propheten handelnden Menschen ausgegangen zu sein. Allerdings gibt es in der HLT-Kirche kein âUnfehlbarkeitsdogmaâ. Die Bibel ist voll mit Geschichten von Personen, die zwar von Gott berufen waren, aber Dinge getan und Aussagen getätigt haben, die verurteilungswürdig sind. Omni im Buch Mormon sagt über sich: âAber siehe, ich selbst bin ein schlechter Mensch, und ich habe die Satzungen und die Gebote des Herrn nicht so gehalten, wie ich es hätte tun sollen.â Von Joseph Smith stammen zahllose Aussprüche, in denen er davon berichtet, dass der Herr mit ihm nicht zufrieden war und ihn wegen seiner Verfehlungen getadelt hat. Im Journal of Discourses von Brigham Young findet sich der Satz: âWe are all liable to err; are subject, more or less, to the errors incident to the human family. We would be pleased to get along without these errors, and many may think that a man in my standing ought to be perfect; no such thing.â Spencer W. Kimball spricht wiederholt von seiner eigenen Fehlbarkeit, z. B. 1970 im Improvement Era: âI make no claim of infallibility.â Warum sollte sich in LuB 107 ein Prozedere finden, nach dem vorzugehen ist, wenn irgendein Gremium der HLT-Kirche (Erste Präsidentschaft, Kollegium der 12, â¦) in die Irre geht, wenn so ein Fall gemäà der HLT-Lehre überhaupt nicht vorkommen kann? Das folgende Eingeständnis von Bruce R. McConkie im Zusammenhang mit der amtlichen Erklärung Nr. 2 dürfte den meisten Forumsteilnehmern bekannt sein: âForget everything I have said, or what ⦠Brigham Young ⦠or whomsoever has said ⦠that is contrary to the present revelation. We spoke with a limited understanding and without the light and knowledge that now has come into the world.â Natürlich bin auch ich in meiner langen Zeit in der HLT-Kirche hin und wieder auf Menschen mit sehr extremen Ansichten im Hinblick auf die Allgegenwärtigkeit von Inspiration gestoÃen. Ich hätte diesen Leuten am liebsten empfohlen, mal den Versuch zu unternehmen, in den neuzeitlichen Offenbarungen ein Statement zu finden, in dem es zumindest sinngemäà heiÃt: âJetzt, wo die Kirche wiederhergestellt ist, werden alle Propheten und Apostel auf einmal fehlerfrei sein und niemals eine offizielle Aussage von sich geben, die von eigenen Meinungen, vom Zeitgeist oder von sonst etwas beeinflusst ist. Und sie werden sich in keinem Fall irren.â Ich kenne keine einzige derartige Ausführung, wohl aber zahlreiche ÃuÃerungen, in denen neuzeitliche Propheten und Apostel ihre Sorgen über manche Mitglieder kundtun, die mit dem eigenständigen Denken aufhören, sobald sie eine Generalautorität reden hören. In meiner bisherigen Zeit als Mitglied der HLT-Kirche habe ich nie eine grundsätzlich andere Einstellung gegenüber der âUnfehlbarkeitâ der Kirchenleitung gehabt als die in meinen Ausführungen zum Ausdruck gekommene. Die Unfairness, von der Sappho schreibt, kann ich nur aus einer Position heraus nachvollziehen, in der man von einer Kirche mit einer vermeintlich âunfehlbarenâ Führung ausgeht. Allerdings muss man nicht lange suchen, um Aussagen von Vertretern eben dieser Kirchenführung zu finden, die sich glasklar gegen einen solchen Anspruch richten.