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Verfasser: Sappho
Datum: Freitag, den 8. August 2008, um 20:12 Uhr
Betrifft: Mormonisches Verhalten

Lieber Gipfelstürmer,

Nicht jeder Mensch reagiert gleich, dafür sind wir alle, Göttin sei Dank, auch zu unterschiedlich.
Zwei Typen von Mormonen, die ich persönlich kenne (meine Ex und ihr Mann), möchte ich hier skizzieren:

EX:

Alles, was ihren persönlichen Glauben in Frage stellt, auch, wenn es vom Propheten kommt, wird geflissendlich ignoriert. Ist quasi nicht vorhanden.

EHEMANN:

Er liest die Dinge,die ich ihm schicke, aber er bewertet sie nicht, um seinen Glauben nicht zu zerstören.

>  Ein weiteres Beispiel ist Van Hale, Moderator der seit knapp 30 Jahren wöchentlich in Salt Lake City ausgestrahlten Radiosendung „Mormon Miscellaneous“ (deren Folgen sich als Podcast herunterladen lassen). Van Hale behandelt in seinen Sendungen meist sehr heikle Themen und hat häufig mormonenkritische Persönlichkeiten zu Gast. Sein Wissen über die Geschichte der HLT-Kirche scheint unerschöpflich zu sein. Doch auch Van Hale bekennt sich aus vollstem Herzen zu seinem Glauben, obwohl (oder weil?) er so viel über dessen Hintergründe weiß.

Wenn er wirklich die ganzen Fakten nüchtern betrachtet, müßte er die Mormonen verlassen, denn sowohl Joseph Smith als auch seine Nachfolger haben sich als Propheten diskreditiert. Besonders Frauen, weibliche Kinder und Homosexuelle leiden unter einer "Kirche", die sich als "einzig wahre Kirche" verkauft, was sie nachweislich nicht ist.
Holger Rudolph hat einen sehr guten artikel darüber geschrieben, was psychologisch an Mechanismen ablaufen, und ich kann mir vorstellen, das dieses bei Hale ebenso ist.
Der Link:
http://www.mormonismus-online.de/index.php?inc=psycho-soziales.htm

Da heißt es unter anderem:

Apologetik

Ein besonderes Phänomen innerhalb der Indoktrination stellt die Apologetik dar. Ich bin auf dieser Homepage schon gesondert und ausführlich auf das Thema eingegangen (siehe Apologetik).
Dass ein Mensch, der sich nur oberflächlich mit Fakten und Tatsachen beschäftigt (und dies stellt einen Großteil der Mormonen dar) relativ leicht indoktriniert werden kann, scheint klar. Dass aber selbst Gelehrte unter den Mormonen, die sich mit den vielen Widersprüchen des Mormonismus auseinandersetzen, nicht von der Realität überzeugt werden können, ist eben ein Phänomen, welches psychologische Ursachen hat. Ich wiederhole hier dazu zwei Punkte aus dem Artikel Apologetik:

1.      Realitätsverschiebung

Dieses Phänomen findet überall dort statt, wo Ideologien oder Religionen, das Weltbild eines Menschen beeinflussen oder bilden. Anstelle des eigenen Weltbildes, tritt das von der "Lehre" vorgegebene und ersetzt dieses weitgehend. Menschen, die in einer Religion oder Ideologie aufgewachsen sind, unterliegen diesem Vorgang meist noch intensiver, als Konvertierte. Es ist daher für Aussteiger oft schwierig, diese psychologische Barriere zu überwinden und wieder zu sich selbst zu finden.
Obwohl Apologeten, wie bereits erwähnt, meist über eine solide Ausbildung und Qualifikation verfügen, greift bei der Ausübung der Apologetik eben diese Realitätsverschiebung und die wissenschaftlichen Argumente driften ins Irreale ab. Die Folge sind spekulative Theorien und Hypothesen, wie sie mannigfaltig auf dieser Site diskutiert wurden. Ein schönes Beispiel dafür sind Nibleys zahlreiche Theorien zum Buch-Abraham-Problem.
Da der Glaube prinzipiell den dominierenden Bereich der Psyche darstellt und nicht der Ratio, muss es notwendigerweise immer eine Erklärung geben, da der Glaube ja "wahr" ist. Dies erklärt auch die teilweise akrobatischen Bemühungen, Dinge zu beweisen oder zu erklären, die nicht zu bewiesen sind, da schlichtweg unmöglich. Im Glauben aber ist alles möglich und die Realität wird verdrängt, bzw. durch eine "neue" Realität ersetzt. Eng in Verbindung mit der Realitätsverschiebung steht der nächste Punkt.

2. Reduzierung von Dissonanz

Kognitive Dissonanz (eine das Erkennen/Wahrnehmen betreffende Unstimmigkeit) resultiert meist aus einer Desillusion, die durch das Nichteintreffen eines den Glauben betreffenden Ereignisses entsteht. (Z.B. Das Kommen Christi datiert und nicht eingetroffen)
Solche Desillusionen gibt es in allen Religionen, besonders dort, wo angebliche Voraussagen gemacht werden, die dann nicht eintreffen oder sich als richtig angenommene Ereignisse, als falsch herausstellen. Im Mormonismus gibt es eine Vielzahl von Ereignissen und Fakten, die im Gläubigen eben diese kognitive Dissonanz auslösen. Diese Dissonanz erzeugt Unbehagen,
das vom Betreffenden unbedingt eliminiert werden will. Die betreffende Person wird dann
verschiedene Wege einschlagen, um diese Dissonanz, bzw. das resultierende Unbehagen, zu
eliminieren: (1) Änderung eines oder mehrerer Glaubensgrundsätze, Meinungen oder Verhaltensweisen. (2) Erwerb neuer Informationen oder Glaubensgrundsätze, welche den bestehenden Einklang verstärken und somit die gesamte Dissonanz reduzieren. (3) Die Wichtigkeit solcher Wahrnehmungen vergessen oder reduzieren, die im dissonanten Verhältnis stehen.
Der Mormonismus ist voller Beispiele, die dies belegen. Die Lehre der Mormonen hat sich über all die Jahre immer wieder angepasst und verändert, nur um bestehen zu können und F.A.R.M.S. hat sich als wahrer Meister dieses Vorgangs entpuppt.
Die Apologetik ist ein besonders trügerisches Phänomen, da es den Verstand, der ja für die Realitätsrückgewinnung notwenig ist, neu "kalibriert", wobei Fakten und Tatsachen in veränderte Sichtweisen gebracht werden, um so dem bestehenden Weltbild zu entsprechen.
Ein sehr guter Artikel, von Dipl.-Psych. Dieter Rohmann, gibt weitere Einsichten zum Thema. Ich zitiere daraus:

"Allen Kulten ist gemein, dass ihnen eine autoritäre Führergestalt vorangestellt ist, der die Mitglieder absoluten Gehorsam und ergebene Treue entgegenbringen müssen. Es wird eine stark in sich geschlossene Lehre vermittelt, welche die absolute Wahrheit darstellt und nicht hinterfragt werden darf. Meist handelt es sich um synkretistische Ideologien, die auf traditionellen religiösen Hintergründen basieren; zunehmend jedoch auch um sog. "Psychokulte". Im Zentrum der diversen Ideologien steht immer ein Heilsversprechen, das die Verbesserung, Rettung und Erlösung der Welt und/oder des einzelnen Mitglieds beinhaltet - allerdings nur unter der Bedingung, dass sich das Kultmitglied dem Führer und seiner Lehre kritiklos unterordnet. Die Mitglieder und deren Alltag sind in der Regel straff organisiert, wobei zu Beginn nach dem Prinzip der stufenweisen Vermittlung von Informationen (je nach "Bewusstseinsstufe" des Einzelnen) vorgegangen wird. Gruppendynamische Prozesse wie Konformität, gemeinsame Zielsetzung, Rollenverteilung und die verbindliche Definition von Normen und Werten führen zu einer kultspezifischen Sozialisation, die zur Verinnerlichung und Verbreitung der Kultideologie führt.
Schrittweise Sozialisation und Indoktrination führen schließlich zu einer Bewusstseinskontrolle, die sich durch den gezielten Einsatz bestimmter Techniken, wie Verhaltens-, Gedanken-, Gefühls-, Informations- und Milieukontrolle, mystische Manipulation, Manipulation der Sprache, Vorrang der Lehre vor dem Menschen, Zu- und Aberkennung der Existenzberechtigung sowie der Entzug von Privatsphäre manifestieren. Täuschung und finanzielle Ausbeutung kommen fast unmerklich bereits zu Beginn zum Einsatz."

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