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Seite erstellt am 24.4.24 um 11:21 Uhr
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Verfasser: Sappho
Datum: Dienstag, den 29. Juli 2008, um 22:50 Uhr
Betrifft: Gott=Männergott=Frauenunterdrückung

Björn,

In dem oben stehenden Beitrag von Dir ist viel von Gott die Rede:

> Diese Entscheidungsfreiheit hat Gott den Menschen seit jeher zugebilligt, auch wenn zum Beispiel Adam und Eva – und letztlich alle anderen auch – die Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen mussten. Doch wenn beispielsweise religiöse Führer bewusst die Entscheidungsfreiheit von Menschen unterdrücken bzw. sie anhalten, von dieser Freiheit keinen Gebrauch zu machen, kann man sie nicht als Vertreter Gottes anerkennen.

> aber ich glaube an Gott, an die Wahrhaftigkeit der Heiligen Schrift und an die Verbundenheit aller an Christus als Erlöser Glaubenden durch den Heiligen Geist. Das Christentum ist keine Versklavung, sondern eine Befreiung. Menschen, die sich als Christen darstellen, aber andere in ihrer Gesetzlichkeit versklaven wollen, gehören definitiv einer Sekte an.

> Im biblischen Sinn ist ein Mensch noch kein Christ durch die Mitgliedschaft in einer kirchlichen Institution, durch starkes soziales Engagement, aufgrund eifriger Missionstätigkeit sowie der Kriegsdienstverweigerung oder reichlicher Geldspenden. Die Bibel zeigt, dass wir durch gute Werke nicht gerettet werden können (Hfa): “Sie haben nämlich nicht erkannt, wie sie Gottes Anerkennung finden können, und versuchen immer noch, durch eigene Leistungen vor ihm zu bestehen. Deshalb lehnen sie ab, was Gott ihnen schenken will. Christus hat das Gesetz erfüllt und damit die Herrschaft des Gesetzes beendet. Wer ihm vertraut, wird von Gott angenommen.” (Röm 10. 3, 4).

Und das sind nur einige Beispiele.
Aber dein Gott und "Seine" Priester haben oft Scheiße verzapft. Hier etwas religionswissenschafrliches Geschichtswissen für dich:

http://www.stadtbibliothek.wolfsburg.de/literaturservice/eis(1) html

Andere nomadische Invasionen hätten aus semitischen Stämmen bestanden, die aus den Wüsten im Süden kamen und Kanaan eroberten (heute Palästina). Ebenso wie die Indoeuropäer seien sie ein kriegerisches, von einer Krieger- und Priesterkaste (dem levitischen Stamm des Moses) beherrschtes Volk gewesen, hätten einen aggressiven Kriegs- und Berggott mit sich gebracht und den Völkern in den von ihnen eroberten Gebieten ihre Ideologie und ihren Lebensstil aufoktroyiert.
Beide Eroberer hätten ähnliche gesellschaftliche Strukturen aufgewiesen: ein soziales System, in dem Männerherrschaft, Männergewalt und eine hierarchische und autoritäre Organisation dominierten. Materieller Wohlstand sei bei ihnen nicht durch die Entwicklung neuer Produktionstechnologien, sondern durch effektivere Zerstörungstechnologien geschaffen worden. Friedrich Engels gelte als der erste, der die Verbindung zwischen Männerherrschaft, Entstehung von Hierarchien und einer auf dem Privateigentum basierenden Klassengesellschaft hergestellt habe. Er habe bereits einen Zusammenhang zwischen dem Wandel vom matrilinearen zum patrilinearen System und der Entwicklung der Kupfer- und Bronzeverarbeitung zu einer effektiveren Waffenherstellungsmethode gesehen.
Aufgrund neuer Datierungsmethoden wisse man aber heute, dass die Männerherrschaft nicht mit dem Übergang von der Jäger- und Sammlergesellschaft zu Ackerbau- und Viehzuchtbetreibern begann, sondern erst viel später, im Laufe der sich über Jahrtausende hinziehenden Infiltration der Hirtenvölker in den fruchtbaren Gegenden, in denen der Ackerbau bereits betrieben wurde. Kriege seien ein wesentliches Instrument bei der Verdrängung des Partnerschaftsmodells durch das Dominatormodell gewesen.
(...)
Das Umschreiben heiliger Geschichten und die Neufassung von Gesetzestexten seien in Mesopotamien, Kanaan, Judäa und Israel hauptsächlich das Werk von Priestern gewesen. Das Alte Testament sei von einer Gruppe jüdischer Priester bereinigt und ergänzt worden, was heute von Religionswissenschaftlern als Verschwörung bezeichnet werde. So habe es ursprünglich in der Genesis geheißen, dass Frau und Mann gleichzeitig von Gott erschaffen worden seien. Die Erschaffung Evas aus Adams Rippe sei eine nachträgliche Änderung gewesen.
Die Schlange als eines der Hauptsymbole der Göttin sei in der griechischen Mythologie zu einem neuen Machtsymbol des Zeus geworden. Doch seien auch die zahlreichen Schlangentötungen in Legenden als Symbole für die Zerschlagung der alten Macht anzusehen. Im alten Testament führe der Rat der Schlange und seine Befolgung durch Eva zur ewigen Verdammnis der Menschheit. Hier werde symbolisch der weibliche Prototyp (Eva) in der Nachfolge der Göttin für ihre Missachtung eines göttlichen (männlichen) Befehls bestraft.
Wie der Baum der Erkenntnis sei auch der Baum des Lebens in der älteren Mythologie ein Symbol der Göttin gewesen. Die göttliche Weisheit und Offenbarung sei durch eine Priesterin (Sibylle) verkündet worden. Dass der göttliche Emporkömmling Jehowa Eva verboten habe, Früchte vom heiligen Baum der Erkenntnis zu essen, erscheine in diesem Licht wie ein Sakrileg. Aus dem gehörnten Stier als Träger prophetischer Weisheit sei der hufetragende Teufel geworden und damit ein weiteres Symbol der Göttin zur Verkörperung des Bösen herangezogen worden, verbunden mit der Beschuldigung der Frau, für alles Übel der Welt verantwortlich zu sein.
Die furchtbaren Konsequenzen von Evas Ungehorsam hätten als unmissverständliche Warnung der Frauen gegolten, am Kult der Göttin festzuhalten. Da sie als Frau viel enger mit der Göttin verbunden gewesen sei als Adam, habe Eva auch viel härter bestraft werden müssen. Sie sollte nun für alle Zeit von diesem rachsüchtigen Gott beherrscht werden und von seinem Repräsentanten auf Erden - dem Mann. Sowohl die Verteufelung der Schlange als auch die Assoziation der Frau mit dem Bösen hätten der Diskreditierung der Göttin gedient. Legenden aus dieser Zeit berichteten von der Ermordung oder Vergewaltigung der Göttin oder ihrer Degradierung zur Ehefrau.
Mit der Entfernung von Frauen aus ihren ehemaligen Positionen in Macht und Verantwortung sei es noch nicht getan gewesen. Technologische Fortschritte hätten zur Konsolidierung des hierarchischen Systems gedient, wobei den Zerstörungstechnologien höchste Priorität eingeräumt worden sei. Neue administrative Funktionen seien von den starken Männern der Eroberervölker und ihren Nachkommen besetzt worden. Die Quantität der materiellen Güter habe zugenommen, wobei die Verteilung jetzt hierarchisch erfolgt sei. Der Hauptteil der Güterproduktion sei von den Männern an der Spitze vereinnahmt worden, die Untertanen hätten sich mit dem Rest zufrieden geben müssen.
In Kanaan sei der Prozess zur dominatorischen Gesellschaft durch die Invasionen der israelitischen Stämme vorangetrieben worden. In der Bibel werde die Göttin mit keiner Silbe erwähnt. Damit fehle eine weibliche göttliche Autorität, die die Frauen schützen und Vergeltung fordern könne für das Unrecht, das ihnen durch die Männer zugefügt worden sei. Nach dem ausdrücklichen Willen Gottes habe die Frau dem Manne untertan sein müssen. Ähnlich wie die Stämme der indoeuropäischen Invasoren, die Europa und Kleinasien verwüsteten, sei auch die alte jüdische Stammesgesellschaft ein rigoros männerbeherrschtes System gewesen.
Frauen hätten in den Gesetzen nicht als freie, unabhängige Menschen figuriert, sondern als Privateigentum ihrer Väter oder Ehemänner, denen es beispielsweise gestattet war, sie als Sklavin zu verkaufen. Bei Verlust der Jungfräulichkeit habe ihnen die öffentliche Steinigung gedroht. Diese Gesetze hätten als "gottgegeben" gegolten und eine ökonomische Ordnung repräsentiert, die dem Käufer der "Ware Frau" bei Beschädigung das Recht einräumte, sich ihrer zu entledigen.
(...)
In der frühchristlichen Bewegung habe Maria Magdalena eine wichtige Rolle gespielt, und nach dem Tod Jesu habe sie zum engsten Führungskreis der Bewegung gehört. In einem unterdrückten Dokument werde berichtet, dass sie hartnäckig Widerstand leistete, als einige christliche Sekten jene Hierarchie wieder einführen wollten, die Jesus in Frage gestellt hatte. Diese Quelle sei jedoch nicht in die Textsammlung des Neuen Testaments aufgenommen worden.
Die Erkenntnis, dass eine auf Gewalt basierende Hierarchie die spirituelle Entwicklung der Menschheit blockiere, hätte laut Eisler zu einer fundamentalen Gesellschaftsveränderung führen können. Aber der Widerstand des Systems habe sich auch für Jesus als zu stark erwiesen. Am Ende hätten uns die Kirchenväter ein Neues Testament hinterlassen, in dem seine fortschrittlichen Aussagen durch Hinzufügen entgegengesetzter Dogmen total entkräftet worden seien.
Einige Dokumente aus der Frühzeit des Christentums seien erst in jüngster Zeit gefunden worden, z.B. die 52 gnostischen Evangelien 1945 in Nag Hammadi. Tatsächlich hätten die Männer, die um 200 n. Chr. die Kontrolle über die Kirche übernahmen, sämtliche Abschriften jener Texte zerstören lassen. In diesen Schriften sei u.a. von der Möglichkeit die Rede, dass Menschen ohne Hilfe der kirchlichen Hierarchie mit einer autoritären Priesterschaft, einem Erzbischof oder Papst an der Spitze Zugang zu Gott finden könnten, und zwar direkt durch Gnosis oder göttliches Wissen.
Aus diesen Schriften gehe auch hervor, dass Maria Magdalena eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der frühchristlichen Bewegung gewesen sei. Sie solle von Jesus inniger geliebt worden sein als alle anderen Jünger. Nach seinem Tod habe sie den Mut gehabt, die Autorität des Petrus in Frage zu stellen, der seine Führerschaft mit dem Anspruch begründet habe, dass nur er über eine direkte Verbindung zu Gott verfüge. Neben seiner hierarchisch sich entwickelnden Kirche habe es eine ganze Reihe von Sekten wie die der Gnostiker gegeben, die in strenger Befolgung der Lehren Jesu Frauen strikt als gleichberechtigt betrachteten und sie in ihre engsten Führungszirkel aufnahmen.
Diese Frauen hätten gelehrt, diskutiert, exorziert, geheilt und getauft, was mit dem Bischofsamt gleichzusetzen sei. In der alten Tradition der Göttin als Ur-Mutter hätten sie die Mutter als "mystisches und ewiges Schweigen" verehrt, als "Gnade, die allen Dingen vorausgeht" und als "unbestechliche Weisheit". Der "Ur-Gedanke in dreierlei Gestalt" werde mit den weiblichen Tugenden Nachdenklichkeit, Intelligenz und Voraussicht beschrieben. Der Text beginne mit den Worten: "Ich bin Protennoia, der Gedanke, der im Licht wohnt ... Sie, die es schon gab, bevor das All entstand ... Ich rühre mich in jeder Kreatur ... Ich bin die Unsichtbare Einzige im All ... Ich bin die Wahrnehmung und das Wissen, und meine Stimme ist die des Gedankens. Ich bin die wahre Stimme."
(...)
Doch 200 Jahre nach seinem Tod sei bereits die Teilnahme von Frauen am Gottesdienst verdammt worden. Gruppen, die Frauen in ihre Führungszirkel aufnahmen, seien als Ketzer gebrandmarkt worden, und Timotheus habe geschrieben: "Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit. Einem Weibe gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei." Die Lehre vom frühen Christentum heiße heute "Patristik", die Wissenschaft von den Kirchenvätern. Darin sage Simon Peter: "Lasst Maria uns verlassen, denn Frauen sind des Lebens nicht würdig." Und Jesus habe geantwortet: "Ich selbst werde sie fortführen, um sie zum Manne zu machen, so dass auch sie ein lebendiger Geist werden kann, der euch Männern ähnelt. Denn jede Frau, die sich zum Manne macht, wird ins Himmelreich kommen."
Wie schon andere Religionen, sei auch das Christentum androkratisch umgepolt worden. Das Römerreich sei durch das Heilige Römische Reich ersetzt worden. Dass Konstantin, der erste christliche Kaiser, seine Frau bei lebendigem Leib kochen und seinen Sohn ermorden ließ, werde von christlichen Historikern meist verschwiegen. Es sei dagegen zur Regel geworden, dass die Kirchenführer Folter- und Todesstrafen über Abweichler von der "neuen Ordnung" verhängten. Um das Jahr 200 seien nahezu alle weiblichen Gottesdarstellungen aus der orthodoxen Tradition verschwunden.

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