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Beitrag 19 von 21 Beiträgen.
Seite erstellt am 25.4.24 um 5:36 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Sappho
Datum: Donnerstag, den 17. April 2008, um 1:29 Uhr
Betrifft: Jesus und seine Sexualität

> > Wo bitteschön werf ich mit Dreck um mich, wenn ich Fakten nenne, oder Themen zur Diskussion stelle, die vielleicht kontrovers sind?
> Das J*sus schwul gewesen sein soll, ist kein Fakt, sondern eine Lüge.

@ Björny,

Niemand weiß, ob Jesus schwul, bi oder heterosexuell war. Selbst die Bibel spricht nicht davon, und beschreibt ihn als asexuell (wegen seiner Stellung als Gott und Gottes Sohn).
Bibelexegeten und andere Wissenschaftler nun haben sich darum Gedanken darüber gemacht, welche Sexualität er hatte. Und einige von ihnen glauben, das es schwul war. Das als Lüge abzutun, weil es dir nicht in den Kram deines Weltbildes paßt, kann ich irgendwo nachvollziehen. Verstehen allerdings nicht!
Denn was wäre, wenn Jesus tatsächlich schwul wäre? Dann hätten die ganzen Fundichristen keine Legetimation mehr, um Homosexualität zu verurteilen, denn ihr Religionsgründer wäre das, was sie selbst verurteilten.

> Das stimmt: Du hast nie behauptet, er sei schwul gewesen. Doch dieses Thema auch nur zur Diskussion zu stellen, ist völlig unnötig, denn er KÖNNTE NICHT schwul sein. Der letzte oben zitierte Satz ist also sinnlos. Er kann nicht schwul gewesen sein – Thema beendet.

Wirklich "nett" von dir, ein Thema, das ich eröffnet habe, zu beenden, ohne substanziell etwas dazu beizutragen, außer, dass es unmöglich wäre, dass Jesus schwul sein kann (wobei du den Beweis aber schuldig bliebest).
ich hingegen habe dieses hier:

2. Homosexualität in den Schriften

Es wurde von Seiten der Homosexuellen einiges an exegetischer Arbeit geleistet auf der Suche nach anderen Interpretationen der einschlägig bekannten und gegen Homosexualität erwendeten Stellen der Bibel und auf der Suche nach positiven Vorbildern in der Schrift.
Dabei kamen sie zu interessanten Ergebnissen:
Die Prophetenbücher des Alten Testaments enthielten keine Hinweise auf Homosexualität, nur die "priesterliche" Literatur spräche darüber.
Das dort meist verwendete Wort "qadesh" werde im Allgemeinen in Zusammenhang mit Kultprostitution beim Götzendienst (hier mit männlichen Prostituierten) verwendet (z.B. Deut 23:17).
Nur die Stellen im Levitikus scheinen generell von homosexuellen Praktiken zu sprechen (Lev 18: 22 und 20:13).
Alan David Lach "Homosexuality & Scripture From A Latter-Day Saint Perspective", hrsg. von Affirmation, L.A. 1989) verweist hierbei auf einen möglichen Einfluss der persischen (zoroastischen und homosexualitätsfeindlichen) Kultur während des Exils und auf ganz ähnliche Stellen in zoroastischen Schriften. Als Indiz für einen späteren Einfluss macht er geltend, dass hier nicht wie an anderen Stellen auch der parallele weibliche Fall erwähnt wird.
Dies könnte auch darauf hinweisen, dass es sich hier um die Leitung von Kultprostitution handele und nicht um Liebesbeziehungen.
Zu beachten sei ferner, dass dies für Priester galt und Teil ihrer besondere Stellung und Heiligkeit (= "levitische Reinheit") war. Heute würden aber die anderen Regeln dieses "Reinheitsgesetzes" nicht mehr länger für gültig erachtet (z.B. Brandopfer, Beschneidung,
Levirats ehe, Essensvorschriften, das Verbot von Mischgewebe, etc.).
[Mary Douglas sah diese Vorschriften als Symbol für die völlige, ungeteilte, von einem Weg (z.B. vom Weg des Nutzviehs als paarhufig und wiederkäuend) nicht abweichende Verpflichtung/ Weihe gegenüber Gott an.]
Zu beachten sei auch, dass Homosexualität hier als rituelle Unreinheit und nicht als Sünde definiert wird. Der Mangel an weitere direkte oder indirekte Erwähnung zeige, dass diese Frage den Verfassern der Bibeltexte wohl nicht so wichtig war, was bei einer Sünde eigentlich ausgeschlossen sei.
Die Sünde Sodoms sei auch nicht Homosexualität gewesen, wie oft gesagt würde, sondern Götzendienst und Materialismus (nach Ezechiel 16: 48-50), Stolz und Mangel an Gastfreundschaft.
Alan D. Lach verweist ferner darauf, dass es sich bei dem versuchten Angriff der Einwohner auf die Boten des Herrn um die in der Antike bekannte "phallic aggression" (die anale Vergewaltigung zur Demütigen des Gegners) gehandelt haben könnte. Auch spräche Lots Angebot, seine Töchter stattdessen zur Verfugung zu stellen, eher für eine heterosexuelle Umgebung (Lach zitiert auch die Joseph Smith Übersetzung, in der auch der Angriff auf die Töchter als Vergewaltigung und nicht als Angebot Lots aufgezeigt wird).
Die Stellen im Neuen Testament verwiesen auch eher auf einen Bezug zur
(Kult-)Prostitution oder auf die griechische Praxis der Knabenliebe als Erziehungsform (s. 1.Kor 6:9 und 1, Tim 1:10).
So sei vielleicht auch Römer l: 24-27 zu verstehen. "Unnatürlich" sei hier nicht als moralische Wertung zu verstehen, sondern als "Widerspruch zur eigenen Natur" im Sinne von außergewöhnlich. In Römer 11: 24 werde der Begriff für Gottes Gnade gegenüber den Heiden verwendet.
Clay Jenkins (in: "Prologue: An Examination of the Mormon Attitude towards Homosexuality". Prometheus Enterprises 1978) verweist in diesem Zusammenhang auf die antike These, dass Homosexualität durch zu viele heterosexuelle Aktivität verursacht werde. Pauli Statement in Römer sei dann vielleicht so zu verstehen, da er vom Abwenden von den Frauen und Hinwenden zu den Männern spricht. Dann seien hier eventuell nur Heterosexuelle angesprochen, die aus Neugier, etc. homosexuelle Praktiken erprobten.
Alan David Lach verweist auf Unklarheit in der Bedeutung der verwendeten Worte, die auch andere Deutungen als homosexuelle Praktiken zuließen, insgesamt aber die Nähe zur Kultprostitution nahe legten und damit nicht auf gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen abzielten.
Es wird auch auf Pauli Empfehlung des Zölibats hingewiesen, die ja im Widerspruch zu unserer heutigen Hochschätzung der Ehe und ihrer religiösen Bedeutung stehen. Paulus selbst sei vielleicht auch homosexuell gewesen (siehe sein oft erwähnter "Stachel im Fleisch"). Dies würde zu seiner Heftigkeit und zur euphemistischen Umschreibung passen.
Jesus selbst sagte in den Evangelien wenig über Sex, verurteile homosexuelle Praktiken, die zu seiner Zeit im Vorderen Orient weit verbreitet waren, aber auch nicht.
Insgesamt wird festgestellt, dass die Bibel Homosexualität nicht als Sünde definiert und insbesondere keinen Kommentar über die gleichgeschlechtliche "eros "/ romantische Liebe enthalten. Zentral sei in allen Erwähnungen der Götzendienst mit seinen sexuellen Ritualen.
Das Schweigen sei kein Beleg gegen oder für Homosexualität. Aber vielleicht werde nicht genannt, was allgemein üblich und akzeptiert war. Auf alle Fälle dürfe man sich nicht an der nachbiblischen (Interpretations-)Tradition orientieren, die eine sehr unrühmliche Rolle in der Inquisition als Grund für Beschlagnahmen, Folter und Mord gespielt habe und sonst allgemein als Ausdruck des "Großen Abfalls" angesehen werde.
Es finde sich kein Hinweis auf Homosexualität im Buch Mormon und in neuzeitlichen Schriften!
Interessant sei aber die Toleranz für sexuelle Vielfalt bei den Indianer, die diese eventuell von
ihren Vorfahren aus dem vorexilischen Palästina mitbekommen hätten. Hier gäbe es die Institution des Berdache" ("Weibmann") und der "Amazone" ("Mannweib") mit besonderen geistlichen Aufgaben. Homosexualität werde hier als gottgewollte besondere, auch spirituelle Begabung verstanden.
Als positive Vorbilder werden allen voran David und Jonathan als leidenschaftliches Liebespaar genannt, die, so die Vermutung einiger, sogar ein eheähnliches Bündnis (1. Sam 18:3) eingingen. Dann wird auch der Zenturio und sein Diener im Neuen Testament genannt und damit auf eine zumindest tolerante Haltung Jesu hingewiesen. Teilweise (nicht aber im mir vorliegenden mormonischen Material) wird auch Jesus eine homosexuelle Beziehung mit seinem Lieblingsjünger Johannes unterstellt.

Quelle: Homosexuelle in der Kirche, von Jörg Dittberner, erschienen in "Betrachtungen", Hervorhebungen von mir)

> @ Sappho: Unser lieber supernova hat absolut Recht, wenn er sagt, dass deine Äußerungen von Hass zeugen (denn positive Aspekte gestehst du dem Christentum überhaupt gar nicht zu). Du fühlst dich immer nur als ein von "Christen" (?) verfolgter Mensch. Weißt du eigentlich, dass Christen es sind, die viel heftiger verfolgt worden sind als Juden, Muslime, Homosexuelle, Hexen und Freidenker? Guck mal, wie viel christliches Blut an den Händen von Nicht-Christen klebt.

Quatsch mit Soße!
Es waren in der christlichen Geschichte immer die Christen, die durch ihre Aggressionen andere verfolgten und ermordeten?  Schlag mal bei Wickipedia nach, was du unter dem Stichwort "Bartolomäusnacht" findest. Oder unter "Hexen", Häretiker", "Indianer", "Juden" , Homosexuelle", denn sie alle wurden vor allem vomn Christen verfolgt!

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