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Beitrag 57 von 59 Beiträgen.
Seite erstellt am 19.4.24 um 3:39 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Sappho
Datum: Montag, den 4. Februar 2008, um 7:40 Uhr
Betrifft: Bei diesem Beitrag musste ich zurückkommen!!!

Ich hatte quasi keine andere Wahl, als zurückzukommen, obwohl ich das eigentlich nicht will.

> TS sind für mich als mann schwer durchschaubar oder psychisch fast nicht einfühlbar. 

Bei der Art, wie Du über Frauen, Homosexuelle und Transgendered People schreibst, kann ich das nachvollziehen, verstehen allerdings nicht!

> die beiträge von sappho waren aber so extrem und unweiblich, dass auch andere forumteilnehmer mühe damit hatten. es fehlte das weiblich-mütterliche ...

Genau das meine ich damit! Du meinst, alle Frauen wären "weiblich.mütterlich". Nun, Angie Merkel wäre damit nicht weit gekommen, und Hillary Clinton auch nicht!
Es gibt Frauen, die so sozialisiert sind, wie Du es beschreibst, aber auch andere Frauen. Ich z.B. bezeichne mich als "lesbische Amazone", weil Amazonen in Frauengemeinschaften ohne Männer lebten. Nur, wenn sie Tauschhandel betrieben, oder schwanger werden wollten, hatten sie Kontakt zu Männern. in anderen Stämmen widerum wurde die Pathenogenese (hoffentlich habe ich das Wort richtig ausgeschrieben?), ausgeübt. Das soll, so alte griechische Aufzeichnungen, eine Art "Selbstbefruchtung" gewesen sein, wo quasi ein Ei ein anderes Ei befruchtete, ein bei einigen Tieren und Pflanzen bekanntes Phänomen.

> ...und beim gegenstück beim männlich-väterlichen konnte ich sappho besser identifizieren.

Warum?
Ich denke, dass hat wenig mit mir, aber viel mit Deiner Sichtweise auf die Welt und die Geschlechter zu tun.
Hier ein Ausschnitt aus einem Artikel, den Leslie Feinberg einmal geschrieben hatte, und der den Titel Das Schweigen brechen trägt, und den du auf ihrer Internetseite http://www.transgenderwarrior.org
oder com finden kannst:
Leslie schrieb:

Geschlechterrolle: Selbstausdruck, Selbstdarstellung, nicht Anatomie.

Unser ganzes Leben lang wird uns beigebracht, dass Geschlecht und Geschlechterrolle gleichbedeutend sind - Männer sind eben "maskulin/männlich" und Frauen "feminin/weiblich". Rosa für Mädchen und blau für Jungs. Es ist einfach "natürlich", laut dem, was uns erzählt wurde. Doch an der Jahrhundertwende in den Vereinigten Staaten wurde Blau als Mädchenfarbe betrachtet, und Rosa wurde für eine Farbe für Jungen gehalten. Vereinfachte und starre Verhaltensregeln für die Geschlechter sind weder von ewiger Dauer noch natürlich. Sie sind soziale Begriffe, die sich in einem Veränderungsprozess befinden.
Nichtsdestotrotz ist es an sich nicht problematisch, dass es Männer gibt, die für maskulin gehalten werden, sowie Frauen, deren Selbstausdruck in jenem Teil des Verhaltensspektrums fällt, der als "feminin" gilt. Das Problem besteht darin, dass die vielen Menschen, die in die engen Grenzen dieses sozialen Rahmens nicht hineinpassen, auf vielfältige Weise Gewalt und Verfolgung ausgesetzt sind.
Von daher die Frage: Wer hat diese "Norm" festgelegt? Warum werden manche Menschen für die Form ihrer Selbstdarstellung bestraft?
Heutzutage würde es viele überraschen, zu erfahren, dass die kommunalen Gesellschaften der Antike die Menschen besonders achteten, die die Grenzen der Geschlechterrollen überquerten. Es bedurfte einer blutigen Kampagne seitens der sich herausbildenden herrschenden Klassen, um das ehemals Natürliche in sein Gegenteil zu verwandeln. Dieses Vorurteil, das den Gesellschaften durch die herrschenden Eliten aufgezwungen wurde, dauert heute noch an.
Doch selbst in einer Gesellschaft, in der es strenge soziale Strafen für diejenigen gibt, die sich nicht anpassen können, kann bzw. will ein großer Teil der Bevölkerung ihre Natur nicht ändern. Es ist offensichtlich, dass es viele Möglichkeiten gibt, wie Frauen und Männer sein können; alles in der Naturist ein Kontinuum. Viele der Begriffe, die benutzt werden, um uns zu beschreiben, sind Wörter, die beleidigen und verletzen.
Als ich als Jugendliche angefangen habe, in den Fabriken der Stadt Buffalo zu arbeiten, wurden Frauen wie ich "he-shes" genannt. Obwohl die "he-shes" in den Betrieben meistens Lesben waren, wurden wir nicht durch unsere sexuellen Vorlieben erkannt, sondern durch unsere Art, unsere Geschlechterrolle auszudrücken.
Es gibt auch andere Wörter, die die breite Pallette von "gender-outlaws"
(Geschlechterrolle-Gesetzlosen) bezeichnen: Transvestiten, Transsexuelle,
Tunten oder Drag Queens, Drag Kings oder KVs, Butches, Androgyne, Bikerlesben oder auch Berdache - letzterer ein Begriff, der durch europäische Kolonialisten eingeführt wurde.
Wir haben uns diese Wörter nicht ausgesucht. Die passen nicht zu allen von uns. Es ist schwer, eine Form der Unterdrückung zu bekämpfen, ohne einen Namen zu haben, der mit Stolz verbunden ist, eine Sprache, die uns ehrt.
In den letzten Jahren haben sich die Anfänge einer "Community" herausgebildet, die manchmal im Amerikanischen als die "gender-" bzw "transgender-community" bezeichnet wird. (Trans- gender: wörtlich "Geschlechterrolle-überquerend"). Unsere Community besteht aus einer Gruppe verschiedenster Menschen, die wir uns auf vielen verschiedenen Arten definieren. Als Transgender-Menschen verlangen wir das Recht, unsere eigenen Selbstdefinitionen zu wählen. Mag sein, dass die Sprache dieser Broschüre schnell überholt erscheinen wird, so wie die Transgender-Community sich zusammenfindet und organisiert - an sich ein wunderschönes Problem.
Wir haben diesen Text in Begriffen verfasst, die hoffentlich für die überwältigende Mehrheit der arbeitenden und unterdrückten Menschen dieses Landes verständlich sind, damit er als Werkzeug im Kampf gegen Vorurteile und Gewalt benutzt werden kann. Wir versuchen Wörter zu finden, egal wie unausreichend sie sind, die uns verbinden können, die die Ähnlichkeiten bei der Unterdrückung, der wir ausgesetzt sind, festhalten können.
In der englischen Version haben wir uns auch viele Gedanken gemacht über den Gebrauch der persönlichen Fürwörter, um Klarheit und Sensibilität in einer Sprache zu finden, die nur zwei Geschlechter anerkennt. (Bei der deutschen Version haben wir uns ebenfalls auch viele Gedanken gemacht über den Gebrauch des grammatikalischen Geschlechts, um Klarheit und Sensibilität in einer Sprache zu finden, die zwar drei Geschlechtsmöglichkeiten besitzt, aber dennoch männlich dominiert und geprägt ist).
Große soziale Bewegungen bringen gemeinsame Sprachen hervor, das heißt, Werkzeuge, um Menschen zu erreichen und ein breiteres Verständnis zu erzielen. Doch sind wir weitgehend aus der fortschrittlichen Bewegung ausgeschlossen geblieben.
Es waren schwule Transvestiten - Tunten - die den Kampf um das Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street angeführt haben, einen Kampf, der zur Geburt der modernen Lesben- und Schwulenbewegung führte.
Doch genauso wie die Lesben- und Schwulenbewegung die fortschrittliche Bewegung zu der Einsicht bewegen musste, dass ein Kampf, der Schulter an Schulter geführt wird, eine stärkere Kraft für Veränderung bildet, so kämpft die transgender community um eine ähnliche Einsicht seitens der Lesben- und Schwulenbewegung.
Viele Menschen glauben, alle "maskulinen" Frauen seien Lesben, und alle "femininen" Männer seien schwul. Dies ist ein Missverständnis. Nicht alle Lesben und Schwule sind transgendered. Transgender-Menschen werden fälschlicherweise als die Spitze der Lesben- und Schwulenbewegung betrachtet. In Wirklichkeit sind diese beiden riesige Gruppen wie Kreise, die sich nur teilweise überschneiden.
Während die Formen der Unterdrückung, die von diesen Gruppen erfahren werden, nicht identisch sind, haben wir trotzdem einen gemeinsamen Feind. "Genderphobie" - die Angst vor einer Überquerung der Geschlechterrollen - soll, wie Rassismus, Sexismus und Homophobie uns gegeneinander ausspielen. Unsere Einigkeit kann uns nur stärken.
Solidarität wird auf einem Verständnis der Gründe dafür aufgebaut, wie Unterdrückung zustande gekommen ist und wer davon profitiert. Wir sind der Meinung, dass revolutionäre Veränderungen in der menschlichen Gesellschaft notwendig sind, um Ungleichheit, Vorurteile und Intoleranz zu beseitigen. Im Sinne des Aufbaus dieser kämpfenden Bewegung wollen wir diese Perspektive vermitteln, die die übergreifenden historischen Entwicklungen und die Gemeinsamkeiten der Frauen und Männer aufzeigt, die den Pfad der Berdache, der Transgender-Menschen, gewandert sind, und die diesen Weg gegangen sind, ob sie dafür geehrt wurden, oder geächtet. Seht uns an. Wir kämpfen um unser Überleben. Hört zu. Wir kämpfen dafür, dass wir gehört werden.

Denk also nach, bevor du den Mund aufmachst, und die Tasten des PC bedienst.

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