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Beitrag 4 von 11
zum Thema Mahnwache zur Erinnerung an Homosexuelle, die sich umgebracht haben
Seite erstellt am 25.4.24 um 23:41 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Samstag, den 12. Mai 2001, um 10:41 Uhr
Betrifft: Es wäre an der Zeit endlich den Verstand zu benutzen

Man kann es ruhig aussprechen: Diese Menschen sind gestorben (und weitere werden leider noch sterben), weil sie nicht die Kraft aufbringen konnten, die Ausgrenzung, die diese "Kirche Gottes" ihnen auferlegt hatte, zu ertragen.

Glücklicherweise ist es für sehr viele Menschen auf dieser Welt verständlich und nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die nun einmal nicht (oder nicht mehr) dazu in der Lage sind, mit Partnern des anderen Geschlechts eine körperliche Beziehung einzugehen - auch, dass diese Menschen genau so intensiv wie Heteros, die körperliche und seelische Anziehung zum gleichen Geschlecht empfinden. Es sind Menschen, die nicht weniger wertvoll, ehrlich, gefühlvoll ihre Partnerschaft leben. Menschen, die genau so glücklich, wie unglücklich verliebt sein können, die die gleiche Verantwortung gegenüber ihrem Partner tragen wollen. Ja das einzige, was diese Menschen von Heteros  unterscheidet, ist einzig und allein die Tatsache, dass sie mit ihrem Partner keine eigenen Kinder zeugen oder empfangen können, doch auch dieses Schicksal teilen sie ebenso mit vielen heterosexuellen Paaren, also, gibt es eigentlich überhaupt keinen Unterschied!

Warum sollten sie also, aufgrund von menschenverachtenden Geboten, ihre Sexualität nicht ausleben dürfen? Einfach ausgedrückt: Warum sollten sie nicht mit dem Partner zusammensein dürfen, den sie lieben? Jeder, absolut jeder Mensch, hat ein Recht auf Liebe und Sexualität. Wenn ich (und mit mir unzählige andere) das so sehen kann, warum sollte Gott das nicht verstehen, und akzeptieren? Ist Gott dümmer als der Mensch? Ist Gott bornierter, unwissender, herzloser? Hat er keine Ahnung von den Gefühlen der Menschen, die er doch, nach dem Glauben des Christentums, selbst erschaffen hat? Ist das nicht Gotteslästerung, Gott dieses Verständnis, diese Akzeptanz, ja das "Gutheissen" von Homosexualität abzusprechen? Ihn sogar, als Initiator der "Homosexuellenausgrenzung" hinzustellen? Stellen sich da nicht viel mehr einige Menschen über Gott?

Dann frage ich mich auch: Wäre so ein Gott noch akzeptabel? Widerspricht diese Vorstellung von Gott nicht den Attributen "allwissend, allmächtig, allgütig"?  Und müsste ich mir nicht logischerweise eingestehen, dass viele Menschen mittlerweile über solch einen inakzeptablen Gott hinausgewachsen sind, weil sie Verständnis und Akzeptanz für verschiedene Dinge aufbringen können, die dieser Gott anscheinend noch nicht einmal durchschaut hat? WAS  BITTE,  IST  DAS  FÃœR  EIN  GOTT? 

Ein griechischer Philosoph, Xenophanes, meinte: "Wenn die Ochsen, Pferde und Löwen Hände hätten, d.h. malen und bildhauen könnten, würden sie ihre Götter in Ochsen-, Pferde-, und Löwengestalt darstellen" Ich finde diese Sicht sehr treffend. Ich denke jetzt mal weiter: Wenn diese Tiere, das tatsächlich könnten und täten, würden wir lächelnd danebenstehen, "wissend", wie unwissend sie sind und doch "nichtwissend", dass wir genau so unwissend sind!

Und wenn es einen Gott gibt, der alles erschaffen hat, dann besitzt er auch Weisheit und Liebe, von der wir, in unserem beschränkten Sein, nicht einmal den Schatten erkennen und verstehen können. Ich denke weiter und komme zu der Einsicht, dass Gott dann genau so  "lächelnd daneben stehen würde" über unsere Unwissenheit, unser vergebliches Bemühen, ihn zu erkennen, wie wir neben den Tieren, die - nach Xenophanes - ihren Gott wie ihresgleichen darstellen würden.

Und warum würde Gott "nur lächelnd" daneben stehen, statt wütend zu werden, wie viele Menschen es ihm gerne andichten? Weil er wüsste, wie fehlbar und unwissend wir sind und dass er nicht mehr von uns erwarten kann. Was er aber ganz sicher nicht mehr "belächeln" würde, wäre, wenn wir versuchen, mit unserem "angeblichem Wissen" um den Willen Gottes, andere zu manipulieren, auszugrenzen, als minderwertig und "sündig" abzustempeln! Wenn wir unseren Verstand und unser Gefühl diskriminierenden Geboten, die wir  als "göttlich" bezeichnen, unterwerfen. Wenn wir uns schuldig machen, indem wir Minderheiten ausgrenzen, sie in die Verzweiflung und sogar in die Selbsttötung treiben.

Es wäre höchste Zeit endlich zu erkennen, dass all die menschenverachtenden Gebote nicht von Gott stammen können, sondern von ebenso menschenverachtenden, verklemmten, frustierten, weil selbst (aus welchen Gründen auch immer) sexuell unbefriedigt gebliebenen, selbsternannten "Sprachrohren Gottes" gemacht wurden. Ja, auch diejenigen, die in der Bibel stehen! Darüber sollten auch die Mormonen mal gründlich nachdenken!

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