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Verfasser: Sappho
Datum: Dienstag, den 18. Dezember 2007, um 11:08 Uhr
Betrifft: Das Matriarchat

Hier einige Zitate aus einem Artikel von Wickipedia unter dem Stichwort "Matriarchat:

Matriarchat
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Matriarchat (von lat. mater „Mutter“, und griech. arché „Beginn, Ursprung“, auch „Herrschaft“) ist eine gynozentrische Gesellschaftsstruktur, in der je nach verwendeter Definition entweder Frauen die Macht innehaben oder die frauenzentriert ist, die Gesellschaftsordnung also um die Frauen herum organisiert ist. Außer dem Begriff Matriarchat sind für die zweite Bedeutung folgende Begriffe gebräuchlich: mutterrechtlich oder gynaikokratisch (Johann Jakob Bachofen), matrizentrisch oder matristisch (Wilhelm Reich, Humberto Maturana), matrifokal oder gylanisch (Riane Eisler).
Die verwandtschaftsethnologischen Begriffe matrilinear, matrilokal und uxorilokal beschreiben vor allem die Abstammungs- und Wohnsitzregeln. Begrifflich wird oft nicht unterschieden zwischen der zentralen Stellung von Müttern und der zentralen Stellung von Frauen.
Für Vertreterinnen der Frauenbewegung, insbesondere des differentialistischen Zweiges, bedeutet das Matriarchat im besonderen eine Zeit der Ur- und Frühgeschichte, in der die Frauen kulturschöpferisch und prägend gewesen sind, aber nicht geherrscht haben. Es besteht heute bei Historikern wie bei Feministinnen Einigkeit darüber, dass es Gesellschaften mit Frauenherrschaft nicht gegeben hat. (...)

Merkmale eines Matriarchats

Zu der Frage, was ein Matriarchat definiert, gibt es unterschiedliche Sichtweisen und Ansatzpunkte. Heide Göttner-Abendroth hat folgende Kriterien definiert:

1.      Soziale Merkmale: Die Sippen sind matrilinear strukturiert (Abstammung von der Mutterlinie) und werden durch Matrilokalität und Uxorilokalität zusammengehalten (Wohnsitz bei der Mutterlinie). Ein Matri-Clan lebt im großen Clanhaus zusammen. Biologische Vaterschaft ist neben der sozialen Vaterschaft zweitrangig.

2.      Politische Merkmale: Das politische System basiert auf Konsensdemokratie auf verschiedenen Ebenen (Sippenhaus, Dorf, Regional). Delegierte agieren als Kommunikationsträger zwischen den verschiedenen Ebenen. Es handelt sich um so genannte segmentäre Gesellschaften, die sich durch das Fehlen einer Zentralinstanz auszeichnen (regulierte Anarchie).

3.      Ökonomische Merkmale: Es handelt sich meistens um Garten- oder Ackerbaugesellschaften. Es wird Subsistenzwirtschaft betrieben. Land und Haus sind im Besitz der Sippe und kein Privateigentum. Die Frauen haben die Kontrolle über die wesentlichen Lebensgüter. Das Ideal ist Verteilung und Ausgleich und nicht Akkumulation. Dieser Ausgleich wird durch gemeinschaftliche Feste erreicht. Es handelt sich um so genannte Ausgleichsgesellschaften.

4.      Weltanschauliche Merkmale: Der Glaube, in der eigenen Sippe wiedergeboren zu werden, und der Ahnenkult bilden die Grundlage der religiösen Vorstellungen. Die Welt gilt als heilig. Die Erde als die Große Mutter garantiert die Wiedergeburt und Ernährung allen Lebens. Sie ist die eine Urgöttin, die andere Urgöttin ist die kosmische Göttin als Schöpferin des Universums. Es handelt sich um sakrale Gesellschaften.

Damit hat Göttner-Abendroth einen sehr umfassenden Kriterienkatalog erstellt. Kein Konsens herrscht in der Frage, ob es bei strenger Anwendung aller Kriterien derzeit Matriarchate gibt (bei Konversionen zu Islam oder Christentum, Aufgeben der Clanhäuser und somit Abkehr von der Matrilokalität, Abkehr von Subsistenzwirtschaft etc.). Weniger Zweifel dürfte es hingegen bei selektiver Anwendung einzelner Kriterien geben. (...)

Matrilinearität und Herrschaft

Das Verwandtschaftssystem sagt noch nichts über die politische Machtverteilung einer Kultur aus. So hat eine matrilineare Verwandtschaftsorganisation nicht automatisch die Konsequenz, dass Frauen die politische Macht innehaben. Es ist eine Gemeinsamkeit aller von der Matriarchatsforschung als Matriarchate definierten Gesellschaften, dass repräsentative Aufgaben außerhalb der Sippe von den Männern wahrgenommen werden, was bei Ethnologen immer wieder zum Fehlschluss führte, Männer hätten die politische Macht inne, und bei der betreffenden Gesellschaft könne es sich deshalb nicht um ein Matriarchat handeln. Zur Begriffsverwirrung Matriarchat/Frauenherrschaft siehe Frauenherrschaft.
Wenn weiblichen Häuptlingen oder Clan-Vorständen jeweils männliche gegenüberstehen, ergibt sich daraus ein allgemeines Prinzip der Ämterdoppelung. In matriarchalen Gesellschaften ist es üblich, die Verantwortung für Ämter auf zwei Personen zu verteilen, die nicht selten denselben Aufgabenbereich zu betreuen haben (→Dyarchie). Wie Henry Lewis Morgan für die Irokesen feststellt, resultiert daraus ein Zwang zu Absprachen und zu einem regelmäßigen Wechsel der Führungsrolle.
Das Prinzip der Ämterteilung entspricht der Übereinkunft auf allen gesellschaftlichen Ebenen, wo sich jeweils reziproke Hälften gegenüberstehen. Das kann innerhalb einer Sippe oder eines Gefüges mehrerer Sippen sein, die sich untereinander als Geschwister verstehen. Solche dualen Institutionalisierungen sind eine Verwirklichungsform des Prinzips der Gegenseitigkeit, das auch anderen Institutionen zugrunde liegt.[1]
Organisierte Kriege sind untypisch für matriarchale Gesellschaften, obwohl bei ihnen gelegentliche Fehden im Sinne von Blutrache vorkamen. Allerdings hatte bei einigen dieser Völker Kriegsführung durchaus einen hohen Stellenwert: Die Nayar in Südindien waren eine Kriegerkaste, Irokesen und Huronen bildeten Kriegsbünde und die Tuareg nahmen gelegentlich an Fehden und Raubzügen teil. Die Bedeutung des Krieges nahm zu, wenn matriarchale Gesellschaften gezwungen waren, sich gegen in ihr Gebiet eindringende, kriegerisch organisierte patriarchale Völkerschaften zu verteidigen. Die Kriegsführung war im Allgemeinen defensiv, sie konnte unter besonderen Umständen aber auch offensive Züge annehmen, so z.B. bei den Irokesen und den Nayar, die auch matriarchale Nachbarvölker besiegten oder überlagerten. Dies geschah hauptsächlich dann, wenn matriarchale Völker trotz Gegenwehr aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet vertrieben wurden und ein neues Territorium eroberten, das bereits besiedelt war. Dieser Prozess unterhöhlte jedoch die Matrigesellschaften von innen, indem die Stellung der – kriegsführenden – Männer und ihrer Kriegshäuptlinge gestärkt und damit gleichzeitig die Stellung der Frauen untergraben wurde.[2] (...)http://de.wikipedia.org/wiki/Matriarchat

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