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Seite erstellt am 28.3.24 um 18:19 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Samstag, den 24. November 2007, um 12:51 Uhr
Betrifft: Mehr oder weniger hilfreiche Vorstellungswelten

Hallo Misery

zu Deiner Frage an Sappho und zu Sapphos Beitrag über ’die Bibel - ein Buch der Lügen’ fielen mir (absolut ungefragt:-) ) Barbara  G. Walker und deren wirklich lesenswerte Bücher ein.

Etwas (zu?) langatmig teilweise;-), aber mit wirklich guten und hilfreichen Kernaussagen zwischendrin, sofern man die Leseausdauer hat, diese herauszupicken/herauszuschälen ....

"Religion’s war against fringe beliefs is not a contest of rational and irrational.  It is a contest between different fantasy systems, one having more political and financial clout than the others and, therefore, able to advertise itself into respectability."
       --Barbara G. Walker in acceptance of the Humanist Heroine award

http://www.nownj.org/njNews/2005/0116%20humanist_profile-%20Barbara%20G.%20Walker.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Barbara_G._Walker

Ganz interessant z.B. ihr Kapitel  ’Was ist Thealogie?’ in ihrem Buch ’Göttin ohne Gott’

"Die meisten Soziologen und Psychologen betrachten den religiösen Glauben als stabilisierende und integrierende Kraft in der  menschlichen Gesellschaft. Diese Vorstellung gehört zur herkömmlichen Weltanschauung, obwohl niemals bewiesen wurde, daß Unglauben besonders zerstörerisch wirkt. Ganz im Gegenteil - Atheisten scheinen im allgemeinen gesetzestreuer und sozial verantwortlicher zu sein als ihre gläubigen Nachbarn. Aber all die vielen denkenden Menschen, die gern an irgend etwas glauben würden, haben ein Problem mit der jüdisch-christlichen Religion: Es mangelt ihr an Glaubwürdigkeit. ..."

"Immer wieder wurde gezeigt, dass theologische Begriffe ihre Wurzeln in primitivem Aberglauben oder in alten heidnischen Vorstellungen hatten, die ohne Nennung der Quellen verwendet wurden, und dass die Hauptaufgabe der Theologen darin besteht, diese unwürdigen Quellen mit einer Glanzschicht vielsilbiger Rhetorik zu verdunkeln.

Wenn die religiösen Autoriäten wünschen, daß die Öffentlichkeit ihnen Glauben schenkt, so sollten sie mit etwas Glaubwürdigem aufwarten. Dogmen, die ständig von der Widerlegung durch den gesunden Menschenverstand oder das rationale Denken bedroht sind, haben keinen Wert. Die Welt braucht ein neues Glaubenssystem, das von ihren Anhängern und Anhängerinnen nicht verlangt, daß sie die Entdeckungen der Geologoie, Biologie, Geschichte, Astronomie, Physik, Paläontologie und Archäologie ausser acht lassen. Sie braucht eine Religion, die glaubwürdig ist, ohne die menschliche Intelligenz zu beleidigen..... "

"Vielleicht wird die Thealogie eine solche Religion anbieten. Die Thealoginnen wissen um das Symbolische der religiösen Begriffe und fordern keine wörtliche Glaubwürdigkeit. Die Thealoginnen verstehen die psychobiologischen Grundlagen der Religion auf eine Weise, wie sie die Anhänger des Vatergottes niemals verstehen werden. Die Thealoginnen wissen, dass die Göttin das spontanste spirituelle Konstrukt der Menschheit ist, während die Vatergötter im Prinzip künstliche Nachahmungen waren. Wie ein Gewitter, das sich zusammenbraut, entwickelt sich die Thealogie zu einem Punkt, an dem sie das Patriarchat, das die Energien der Welt fast zweitaustend Jahre lang an würdelose Ausbeutung und Verfolgung gefesselt hat, hinwegschemmen kann.

Die Thealogie als "Wissen um die Göttin" meint das Wissen einer Frau um sich selbst, ihr Wissen um die Natur, um die Lebenskraft in allen Dingen, die von immer neuen wissenschaftlichen Entdeckungen offenbart werden, aber auch ihr Wissen über die Geschichte und Entwicklung der Vorstellung von der Großen Mutter in den Gesellschaften der Vergangenheit und Gegenwart - soweit uns dies heute noch möglich ist. Die Thealogie spricht nicht von einer transzendenten Gottheit, die irgendwo dort draußen im Universum thront. Die Göttin ist stets immanent, sie ist eine Personifikation des wirklichen Universums, in dem wir uns befinden, und vor allem der heiligen Erde, der einzigen Quelle des Lebens, die wir kennen. Die Göttin verkörpert uns selbst und die Umwelt, die uns ernährt, und beide Pole sind in jener weiblichen Kraft vereint, die ohne Unterlass die Lebewesen erschafft und ernährt...

Anders als der biblische Gott, der die Welt erschaffen hat, indem er Tonfiguren formte und ihnen seinen Zauber einhauchte, hat die archaische Grosse Mutter die Welt geboren. Sie erzeugte alle Dinge aus Ihrem eigenen Körper, und sie sind immer Teil von Ihr geblieben. Deshalb betrachteten sich viele alte Völker als Brüder und Schwestern nicht nur anderer Stämme, sondern auch der Tiere und Pflanzen. Der Begriff der Mütterlichkeit stiftet mehr Einheit, als der der Väterlichkeit. Aus letzterem entspringen immer jene schrecklichen "Wir-und Sie"-Dichotomien, wenn die eine Gruppe sich gegen die andere stellt, wenn die eine egozentrische "Wahrheit" den "Irrtum" der übrigen Welt behauptet.. Das beginnt schon mit den ungeheuren Metzeleien, die im Alten Testament beschrieben werden, da der jüdisch-christliche Gott ganz besonders intolerant war und nur ein äußerst kleines Segment der Menschheit akzeptierte. Andere Lebensformen respektierte er überhaupt nicht. So steht tatsächlich geschrieben, dass der Mensch sich alle anderen Lebewesen unterwerfen und sie "bescherrschen" solle (Genesis1, 28). ..."

Na ja, in diesem Buch steht noch wesentlich Interessanteres, aber ich hab grad keine Lust und Muse, das rauszusuchen:-). Nur so als kleiner Lesetipp für Frauen, die gerade dabei sind, den Vater-Gott etwas aus ihrem Kopf zu bekommen. Mir haben u. a. (neben vielen anderen ähnlichen Büchern) die Walker Bücher dabei geholfen, mich von dieser doch sehr stark verinnerlichten Vater-Gott-Figur zu ’befreien’ und mal religiös etwas lockerer zu werden und auch mal in eine andere (hier speziell weibliche) Richtung zu denken, zu fühlen und zu glauben.

War für mich allerdings nur ein (Fort-?)Schritt in eine andere Richtung und nicht unbedingt das Ziel. Also nicht ein Ersatz i. S. v. Mutter-Gottheit anstatt Vater-Gottheit, sondern eher sowas wie eine Horizont-Erweiterung:-).

Im Gegensatz zu Walker und wohl auch zu Dir Misery bin ich aber nach wie vor noch seeeehr gläubig, man könnte fast sagen, das wird mit zunehmendem Alter immer ’schlimmer’;-), im Sinne von stärker, allerdings auch wesentlich entspannter:-).  Muss bei mir wohl an den Genen,  meinem Nahtoderlebnis oder was weiss ich woran .. liegen - ich bin einfach unheilbar religiös. Teil meines momentanen Glaubens ist allerdings auch, dass das Leben/Gott auf Religion keinen besonderen Wert legt, sondern dass das eine ganz persönliche Angelegenheit ist: wem der Glauben hilft: schön, wer ihn gerade nicht braucht: auch schön:-)

Gruß Shana:-)

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