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Beitrag 12 von 61 Beiträgen.
Seite erstellt am 18.4.24 um 13:56 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Sakhr al-Djinni
Datum: Donnerstag, den 22. November 2007, um 3:24 Uhr
Betrifft: anmerkungen

hi sappho

> Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich von der mütterlichen Seite her Jüdin bin.

ok, hab ich zur kenntnis genommen, wenngleich das keinen unterschied für mich macht, was unser thema betrifft. mir geht es vor allem darum, dass die palästinenser nicht immer als die bösen "terroristen" und buhmänner des nahost-konflikts dargestellt werden. sie wurden und werden von ihrem land vertrieben und haben allein schon dadurch ein widerstandsrecht gegen die besatzer (auch nach völkerrecht!). meiner meinung nach trägt israel den größten teil der verantwortung dafür, dass der nahostkonflikt noch nicht gelöst ist, weil es in der hoffnung auf zusätzlichen landgewinn seine grenzen nach wie vor nicht bindend festlegen will und daher für eine lösung nicht offen ist und immer neue forderungen stellt, bevor es zu ernsthaften verhandlungen z.b. über einen palästinenserstaat bereit ist.

> Mit meiner Aussage meine ich vor allem die damalige Politik arabische Nationen, die Israel zerstören wollten. Ob der Ausspruch damals so gefallen ist, weiß ich nicht, denn ich war für den Nahen und Mittleren Osten nicht zuständig.

ich war auch nicht "zuständig" oder damals zugegen;-) , aber dennoch lässt sich ja feststellen (siehe das zitat in meinem vorherigen beitrag), daß es so wie von dir beschrieben nicht war (das die arabischen staaten den staat israel und das unrecht gegenüber den palästinensern nicht hinnehmen wollten, kann ja nicht überraschen).

> Diese Aussage wird heute von Irans Staatspräsident genauso gerne benutzt, wie von der palästinensichen Hamas oder der Hisbolla. Und zeigt, das diese Mörder und Terroristen erst Ruhe geben werden, wenn Ísrael von der Landkarte verschwunden ist.

tja, das ist leider ein irrtum, der sich anscheinend hartnäckig hält. der iranische präsident ahmadinedschad hat den so oft wiederholten, aber falsch zitierten ausspruch "Israel müsse von der Landkarte getilgt werden" nie wirklich geäußert. ich verweise hier auf folgenden abschnitt aus einem artikel von knut mellenthin ("Pragmatische Außenpolitik, unerträgliche Propaganda" (http://www.jungewelt.de/2006/04-07/001.php)):

"[...] Es ist einigermaßen überraschend, wenn man feststellt, daß Ahmadinedschad den überall zitierten Satz, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden, gar nicht wirklich gesprochen hat. Offenbar hat sich die westliche Welt in kollektive Autosuggestion versetzt, indem einer vom anderen den Satz abschrieb und kaum jemand sich wirklich die Rede des iranischen Präsidenten angesehen hat.

Holen wir das hier also nach. MEMRI hat am 28. Oktober 2005 eine etwas gekürzte Übersetzung der Rede auf Englisch veröffentlicht, an die wir uns halten können. Die Abkürzung steht für Middle East Media Research Institute. Das Hauptquartier des Unternehmens befindet sich in Washington; daneben gibt es derzeit Büros in Berlin, London, Tokio und Jerusalem. MEMRI unterhält einen großen Mitarbeiterstab, der Zeitungsartikel, Reden und andere Texte überwiegend aus der arabischen Welt und dem Iran übersetzt und an politische Multiplikatoren, wie etwa Abgeordnete und Redakteure, verschickt. Der Gründer von MEMRI war jahrelang Offizier des israelischen Geheimdienstes und Berater mehrerer israelischer Präsidenten. Insider vermuten, daß die umfassenden Übersetzungstätigkeiten von MEMRI – die eine entsprechend breite Lektüre der wichtigsten arabischen und iranischen Zeitungen voraussetzen – ohne Mithilfe staatlicher israelischer Stellen kaum zu leisten wären. Jedenfalls, worauf es in diesem Zusammenhang ankommt: MEMRI liefert hochwertige, kompetente Übersetzungen – und ist über den Verdacht erhaben, Ahmadinedschads Äußerungen beschönigen zu wollen.

Der entscheidende Abschnitt der Rede von Ahmadinedschad beginnt mit der rhetorischen Frage: »Werden wir eine Welt ohne Amerika und Zionismus erleben können?« Er zählt dann eine Reihe von Gegnern auf, deren Ende von Ajatollah Khomeini, dem religiösen Führer Irans nach der »islamischen Revolution« von 1979, vorausgesagt wurde. Das Muster ist: Es habe sich jeweils um starke, unbesiegbar erscheinende Gegner gehandelt, aber schließlich seien sie doch zusammengebrochen. Die Aufzählung beginnt mit dem Schah-Regime. An zweiter Stelle folgt »der östliche Imperialismus«, das heißt die Sowjetunion und ihr Machtbereich. An dritter Stelle steht Saddam Hussein. An vierter Stelle folgt dann das auf Israel bezogene Zitat, dessen wirklicher Wortlaut lautet: »Der Imam (Khomeini) hat gesagt: ›Das Regime, das Quds (arabischer Name Jerusalems) besetzt hält, muß von den Seiten der Geschichte gestrichen werden.‹ Dieser Satz ist sehr weise. Das Thema Palästina ist keines, bei dem wir Kompromisse machen können.«

Die innere Logik und der Zusammenhang der vier angeführten Beispiele läßt es absolut nicht zu, an »Auslöschung« und »Vernichtung« im Sinn aggressiver Absichten Irans oder gar eines Genozids zu denken. Im Wesentlichen geht es um politische Prozesse und um die Auf- und Ablösung herrschender Strukturen. Daß der iranische Präsident von einer »Welt ohne Amerika« sprach, unterstreicht diese Schlußfolgerung. Gemeint war damit sicher nicht die »Auslöschung« der US-Bevölkerung, sondern die Zerstörung des US-Imperialismus. Also ein nicht ganz unsympathisches Ziel.

Die iranische Führung hat stets betont, daß sie nicht die Absicht hat, irgend jemand militärisch anzugreifen. Sie verweist dabei darauf, daß Iran in den letzten 250 Jahren keine Aggression begangen habe. Sicher gilt das, wenn man nicht ganz so weit in der Geschichte zurückgehen will, für die Zeit seit der »islamischen Revolution« von 1979. Die iranische Führung hat nicht einmal zu militärischen Drohungen oder kriegerischer Rhetorik gegen irgend jemand, auch nicht gegen Israel, gegriffen. Im selben Zeitraum haben die Regierungen der USA und Israels mehr als ein Dutzend mal sehr konkret und laut über Militärschläge gegen Iran »nachgedacht«. Und jedem Realisten muß klar sein, daß es sich dabei nicht um eng begrenzte »chirurgische Operationen« gegen ein paar Atomanlagen handeln würde. Sondern diese wären zwangsläufig, wenn sie denn überhaupt Sinn machen sollen, der Auftakt zu einem langen Luftkrieg gegen alle sozialen und wirtschaftlichen Strukturen Irans – mit vielen tausend Toten. [...]"

solange israel sich gegen einen gerechten frieden sträubt, brutal mit den palästinensern umgeht und eine bedrohung für seine nachbarstaaten ist (siehe der letzte libanon-krieg), braucht es nicht zu verwundern, daß es widerstand gegen israel gibt. der israelische mauerbau dient im übrigen nur vordergründig sicherheitsinteressen, tatsächlich aber zur weiteren annektion von land und ist erwiesenermaßen völkerrechtswidrig.

> Mein Vorschlag: Schmeißt alle Männer aus dem palästinensischen und israelischem Parlament, und laßt uns Fauen sich um einen Frieden kummern. Ich bin sicher, in wenigen Jahren ist dort dann endlich Frieden! ein Frieden, den auf beiden Seiten viele wollen!!!

klar, denn frieden wollen schließlich alle vernünftigen menschen, allerdings finde ich deinen optimismus, dass man das einfach den frauen überlassen sollte und alles wird gut, doch zu sehr geprägt von einem positiv verklärten frauenbild... die männer an sich und das "patriarchat" sind nicht die wurzel allen übels...;-) (vielleicht hab ich da aber auch ein augenzwinkern deinerseits im text nicht erkennen können).

grüße,

SaD

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