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Verfasser: Björni Datum: Donnerstag, den 15. November 2007, um 20:46 Uhr Betrifft: Definition falsch
Da ich mich zu einem GroÃteils des nun vollständig vorliegenden Artikels bereits einmal geäuÃert und ihn für historisch fragwürdig befunden habe, möchte ich nicht noch einmal begründen, was an dem Artikel, besonders am SchluÃ, verkehrt ist. Dennoch möchte ich bezug nehmen auf den Vorspann, den Du mir nun hast zukommen lassen und der in der vorherigen Version nicht vorhanden war.
Der Artikel ist sehr interessant, doch er geht von einer falschen Voraussetzung aus: daà die Bibel vermitteln will, daà Gott ein Mann ist.
Mit nicht einem Wort vertritt die Bibel den Standpunkt, Gott geschlechtlich charakterisieren zu können. Natürlich redet die Heilige Schrift vom âHerrnâ oder vom âVater,â dem âSchöpferâ und âstarken Gott,â doch sollte man diese Titel nicht so anwenden, als sagten sie aus, daà Gott ein Mann ist.
Gott ist Geist, wie Jesus uns lehrt (Johannes 4, 24). Männlichkeit und Weiblichkeit sind eine Schöpfung, eine Erfindung Gottes. Von daher ist es bereits unmöglich, Gott einem Geschlecht zuzuordnen, da Gott die Geschlechter ja erst erfunden hat. Die o.g. Titel für Gott sagen nichts über ein vermeintliches Geschlecht aus, sondern über die Beziehung Gottes zu allem anderen.
Zu sagen, Gott sei ein Mann, ist verkehrt. Gott ist ein nicht vollends erfassbares Wesen, in vieler Hinsicht verschieden von der Natur des Menschen. Zu behaupten, die Bibel lehre uns mit ihren Metaphern und Sinnbildern, daà Gott ein Mann sei, ist einfach gelogen. Ebenso wenig ist Gott eine Frau. Gott ist Gott â Das Ewige Wesen, JHWH. Und dieses Wesen, JHWH, ist in keine menschliche Begriffsform zu pressen, weil es in unserer Natur nichts Vergleichbares gibt, dass einer Definition Gottes gleich käme.
Der Judaismus hat sich nicht von einer weiblichen zu einer männlichen Gottheit bekehrt. Vielmehr lehrt die Bibel nichts von einem Gott als Mann, sondern nur von einem Wesen, das sich - in seiner Beziehung zur Schöpfung - als âVaterâ (d.h. Wesen mit einer Urheberschaft), âHerrâ (d.h. Wesen mit einer absoluten Autorität) oder âSchöpferâ (d.h. Wesen mit der Fähigkeit zur Kreativität) offenbart.
Hinzu kommt, dass die Behauptung, in der Bibel seien (übersehene?) Ãberbleibsel heidnischer Göttinnen zu finden, die vom Volk Israel neben Gott verehrt wurden, widerspricht nie und nimmer der Behauptung, JHWH sei der einzige Gott der Juden und das Judentum sei von Anbeginn eine monotheistische Religion gewesen.
Im Gegenteil: Die Bibel redet doch selber ganz offen von all den Verehrungen, die Israel heidnischer Götzen dargebracht haben; in keiner Textpassage wird derartiges verschwiegen oder ist aus Versehen nicht âausgetilgtâ worden, sondern die Bibel lehrt sehr deutlich, dass es in Israel Vielgötterei neben dem Glauben an JHWH gab; und in jedem dieser Texte wird Israel als untreu und gottlos verurteilt. Das Judentum war IMMER monotheistisch. Was Juden immer wieder daraus gemacht haben, ist etwas anderes. Genauso mit dem Christentum: Es war immer friedlich. Wie manche gewaltbewusste Menschen es für sich ausgelegt haben, ist etwas anderes.
Die Bibel berichtet ganz ehrlich von der israelitischen Vielgötterei. Dieser Polytheismus ist nichts Neues. Merkwürdig nur, dass Wissenschaftler, die in Israel Hinweise auf Götzenkult finden, immer einen Widerspruch zur Bibel proklamieren, als würde die Bibel lehren, dass das âheiligeâ Israel Gottes nie Vielgötterei betrieben hätte. Das wird dann immer als groÃe Entdeckung und Todesstoà für die biblische Ãberlieferung angesehen - wo doch die Bibel selbst immer wieder von diesen Umständen spricht. Das zeugt nur davon, dass Menschen, die hier einen Widerspruch zur Bibel sehen wollen, die Bibel nicht aufmerksam gelesen haben, sondern sich nach eigenem Gutdünken das für ihre These Passendste herausgreifen. Ziemlich dumm. Das ist keine Archäologie, sondern eine Krankheit ...
Lg Bj.