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Verfasser: Sakhr al-Djinni
Datum: Freitag, den 6. Juli 2007, um 2:58 Uhr
Betrifft: nützt alles nix

> > Ich glaube es ist illusorisch darauf zu hoffen, daß sich die Kirche eines Tages in eine rundum positive Religion wandeln könnte... da müsste sich sovieles ändern, daß man die Kirche wohl gar nicht mehr wiedererkennen würde. Das fängt schon an mit dem Absolutheits- und Alleinvertretungsanspruch, den sie hat und wohl schlecht aufgeben kann, wenn sie nicht ihre ganze Entstehungsgeschichte und damit Grundlage aufgeben will. Es ist ja auch nicht so, daß die Kirche unentbehrlich für ihre verbliebenen Mitglieder ist. Aber je länger die Kirche weiterhin Menschen manipulieren und verformen kann, desto schlimmer ist es (es kommen ja allein schon immer neue Kinder nach...)
> Meiner Meinung nach tut sich in dem Bereich durchaus einiges.
> Schau dir mal die Definition von "Große und Gräuelreiche Kirche" im Glossar des Buches Mormon an: "Jede böse und weltliche Organisation auf der Erde, welche das reine und vollkommene Evangelium verkehrt und gegen das Lamm Gottes kämpft."
> Das ist schon sehr viel schwammiger als die Aussage "Die katholische Kirche ist die große und gräuelreiche Kirche."
> Diese Ansicht wird auch von vielen heute relativiert.

OK, das mag ja sein, daß sie das relativiert haben, aber doch nur unter dem Druck bzw. durch das Bestreben, eben "mainstreamiger" zu werden und sich von den christl. Religionen nicht mehr so als Exoten-Religion abzuheben. Es ist doch klar ersichtlich, daß sie das machen, weil sie das Schrumpfen der Kirche aufhalten wollen.

> Missionar: "Die katholische Kirche hat sich im Laufe der Zeit auch gebessert..."
> Ein weiterer Wandel fand bei der Änderung der Tempelzeremonie statt.
> Wenn du dir die alten und neuen Texte durchliest, wirst du feststellen, dass besonders in Bezug auf die Gräuel der anderen Kirchen sehr abgemildert wurde, so wurde z.B. der "sectarian minister" (einer meiner liebsten Persönlichkeiten in der alten, ursprünglichen Tempelzeremonie), einfach gestrichen.

Die Veränderungen an den Tempelzeremonien sind meiner Meinung nach im Gegenteil eine der entlarvendsten Veränderungen der Kirche! Für mich ist es nicht nachvollziehbar, warum es überhaupt einen Grund für die diversen Änderungen gegeben haben soll!? War Gott mit dem Bisherigen nicht mehr zufrieden und hat es für überholungsbedürftig befunden? Wenn ich mich recht entsinne, heißt es doch sogar, das die Tempelzeremonien die gleichen sind, die auch früher in den Tempeln des "Volkes Israel" abgehalten wurden und dann durch Joseph Smith nur wiederherstellt wurden!? Für mich sind solche "Reformierungen" ganz und gar kein Ausdruck dafür, daß "die einzig wahre Kirche auf Gottes Erdboden" (oder so ähnlich) in ihrer ganzen Wahrheit wiederherstellt wurde, denn ich darf wohl annehmen, daß einem Gott in seiner Vollkommenheit keine Flüchtigkeitsfehler bei der Übermittlung unterlaufen oder er später noch ein bißchen an den Zeremonien herumdoktern muß, weil sie noch nicht ganz zu seiner Zufriedenheit geraten waren...

> Durch Mainstreaming hat sich die Kirche durchaus geändert.
> Das Problem ist eher, was ist authentisch, die ursprüngliche Lehre, oder die revidierte, gemainstreamte Lehre?
> Sind die rassistischen Lehren Brigham Youngs oder die heile-Welt-Lehren Gordon Hinckleys authentisch?

Das halte ich ehrlich gesagt für völlig unerheblich, denn auch und gerade die sogenannte authentische, ursprüngliche Lehre ist doch nachweislich falsch! Die Kirche ist nicht das, was sie zu sein vorgibt, und daher sind sämtliche Versuche, die Kirche zu modernisieren oder geschichtlichen "Ballast" abzuwerfen völlig unnütz!

> Als dritten Punkt möchte ich noch den Anspruch der Propheten anmerken.
> Früher hieß es, dass jedes Wort eines Propheten verbindlich war
> ("give heed unto all of his words"). Auf der Webseite findet sich jetzt ein Artikel über "church doctrine". Dort heißt es, dass NICHT ALLES, was eine einzelne Autorität gesagt hat, auch Kirchendoktrin ist!
> Man sieht also, die Kirche ändert sich durchaus, und zwar zum positiven.

Also auch da muß ich einfach widersprechen: inwiefern kann es denn positiv sein, daß erst alles, was ein sog. "Prophet, Seher und Offenbarer" als "Sprachrohr Gottes" und Leiter der "einzig wahren Kirche" sagt, wahr ist und dies dann später nicht mehr gelten soll? Das ist doch ein offenkundiges Zurückrudern, weil wohl einfach zuviel Peinliches oder Widersprüchliches von den angeblichen Propheten geäußert wurde und das nicht länger so weitergehn durfte!

> 1. Polygamie -> abgeschafft

Aber was ist das wert, wenn es doch nur aufgrund äußeren Drucks erfolgte?

> 2. Rassismus -> abgeschafft

Also das ist nun wirklich nichts, worauf sich die Kirche etwas einbilden sollte... sie hätte allenfalls drauf hoffen können, dass auf diesen Schandfleck möglichst wenig Aufmerksamkeit fällt und Gras drüberwächst.

> 3. Alleinanspruch -> abgemildert

wie gesagt: umso schlimmer, daß es jetzt dann wohl doch nicht mehr "Gottes einzig wahre, wiederhergestellte Kirche" sein soll...

> Das sind aber alles Prozesse, die wir in ALLEN Kirchen finden.
> Wir finden zum Beispiel auch Antisemitismus bei Martin Luther,
> und viele "gräuel" in der katholischen Kirche, die heutzutage nicht mehr vorhanden sind.
> Warum sollte nicht auch die HLT sich ändern?

Weil sie sich eigentlich in ihren Grundsätzen gar nicht ändern darf!!! Das sollte ja grad eines ihrer Merkmale sein, wenn sie nicht die Kirche eines Menschen ist. Außerdem: was nützt es der Kirche, wenn sie bei dem Anspruch bloß nicht schlimmer als andere Kirchen ist?

> Es gab ja auch erhebliche Änderungen bei der RLDS Kirche, die dann ja sogar umgetauft wurde (Gemeinschaft Christi).
> Wenn du mehr über die interne Dynamik des Mormonismus lernen möchtest, empfehle ich dir Sunstone oder die Podcasts von John Dehlin.
> Dort kannst du sehen, dass es unter der offiziellen Oberfläche der Kirchenautoriäten durchaus "brodelt".

Tja, es wundert mich nicht, daß die Kirchenführung ihre liebe Not damit hat, was in den letzten Jahren so alles über die Kirche bekannt geworden ist... das ist doch nichts als fieberhafte Schadensbegrenzung.

> Das Internet wird in den nächsten Jahrzehnten auch etwas dazu tun, dass sich der Mormonismus von ganz allein ändert. Denn die gezielte Desinformation hat ganz schnell ein Ende, sobald alle Informationen frei verfügbar sind...

Ich denke, man kann wohl eher damit rechnen, daß es die Bankrotterklärung der Kirche beschleunigt, was auch nur zu hoffen ist.

> Nur ein paar Anregungen,
> musst ja nicht meiner Meinung sein.
> Walter

Vielen Dank, aber das kann ich in diesen Fällen leider auch nicht sein.

Grüße,

Sakhr al-Djinni

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