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Verfasser: Walter
Datum: Donnerstag, den 5. Juli 2007, um 22:44 Uhr
Betrifft: Alleinvertretungsanspruch

> Ich glaube es ist illusorisch darauf zu hoffen, daß sich die Kirche eines Tages in eine rundum positive Religion wandeln könnte... da müsste sich sovieles ändern, daß man die Kirche wohl gar nicht mehr wiedererkennen würde. Das fängt schon an mit dem Absolutheits- und Alleinvertretungsanspruch, den sie hat und wohl schlecht aufgeben kann, wenn sie nicht ihre ganze Entstehungsgeschichte und damit Grundlage aufgeben will. Es ist ja auch nicht so, daß die Kirche unentbehrlich für ihre verbliebenen Mitglieder ist. Aber je länger die Kirche weiterhin Menschen manipulieren und verformen kann, desto schlimmer ist es (es kommen ja allein schon immer neue Kinder nach...)

Meiner Meinung nach tut sich in dem Bereich durchaus einiges.
Schau dir mal die Definition von "Große und Gräuelreiche Kirche" im Glossar des Buches Mormon an: "Jede böse und weltliche Organisation auf der Erde, welche das reine und vollkommene Evangelium verkehrt und gegen das Lamm Gottes kämpft."
Das ist schon sehr viel schwammiger als die Aussage "Die katholische Kirche ist die große und gräuelreiche Kirche."
Diese Ansicht wird auch von vielen heute relativiert.
Missionar: "Die katholische Kirche hat sich im Laufe der Zeit auch gebessert..."

Ein weiterer Wandel fand bei der Änderung der Tempelzeremonie statt.
Wenn du dir die alten und neuen Texte durchliest, wirst du feststellen, dass besonders in Bezug auf die Gräuel der anderen Kirchen sehr abgemildert wurde, so wurde z.B. der "sectarian minister" (einer meiner liebsten Persönlichkeiten in der alten, ursprünglichen Tempelzeremonie), einfach gestrichen.

Durch Mainstreaming hat sich die Kirche durchaus geändert.
Das Problem ist eher, was ist authentisch, die ursprüngliche Lehre, oder die revidierte, gemainstreamte Lehre?

Sind die rassistischen Lehren Brigham Youngs oder die heile-Welt-Lehren Gordon Hinckleys authentisch?

Als dritten Punkt möchte ich noch den Anspruch der Propheten anmerken.
Früher hieß es, dass jedes Wort eines Propheten verbindlich war
("give heed unto all of his words"). Auf der Webseite findet sich jetzt ein Artikel über "church doctrine". Dort heißt es, dass NICHT ALLES, was eine einzelne Autorität gesagt hat, auch Kirchendoktrin ist!

Man sieht also, die Kirche ändert sich durchaus, und zwar zum positiven.

1. Polygamie -> abgeschafft
2. Rassismus -> abgeschafft
3. Alleinanspruch -> abgemildert

Das sind aber alles Prozesse, die wir in ALLEN Kirchen finden.
Wir finden zum Beispiel auch Antisemitismus bei Martin Luther,
und viele "gräuel" in der katholischen Kirche, die heutzutage nicht mehr vorhanden sind.
Warum sollte nicht auch die HLT sich ändern?
Es gab ja auch erhebliche Änderungen bei der RLDS Kirche, die dann ja sogar umgetauft wurde (Gemeinschaft Christi).

Wenn du mehr über die interne Dynamik des Mormonismus lernen möchtest, empfehle ich dir Sunstone oder die Podcasts von John Dehlin.
Dort kannst du sehen, dass es unter der offiziellen Oberfläche der Kirchenautoriäten durchaus "brodelt".

Das Internet wird in den nächsten Jahrzehnten auch etwas dazu tun, dass sich der Mormonismus von ganz allein ändert. Denn die gezielte Desinformation hat ganz schnell ein Ende, sobald alle Informationen frei verfügbar sind...

Nur ein paar Anregungen,
musst ja nicht meiner Meinung sein.
Walter

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