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zum Thema Ahnen sucht man mit der Pipette
Seite erstellt am 18.4.24 um 14:45 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Edgar
Datum: Freitag, den 27. April 2001, um 9:26 Uhr
Betrifft: Ahnen sucht man mit der Pipette


Aus einer Schwyzer Zeitung.
Die genaue URL finde ich gerade nicht.

16. April 2000

Ahnen sucht man mit der Pipette
Ein US-Unternehmen will mit Biotech-Methoden die Genealogie auf den Kopf stellen
VON ROLF FROBÖSE

SALT LAKE CITY - Für das «Human Genome Project» fertigt das US-Biotech-Unternehmen Sorenson BioScience Inc. Pipettenspitzen und Zentrifugenröhrchen. Doch James Sorenson, Geschäftsführer des Unternehmens, verfolgt daneben ein weiteres Ziel: Zusammen mit dem Mikrobiologen Scott Woodward will er die Familienforschung mit Hilfe von 100 000 Freiwilligen durch Genanalysen von Grund auf revolutionieren.
Das von ihm ins Leben gerufene Projekt DNA-Genealogie sieht vor, dass eine Reihe von Amerikanern, deren Vorfahren aus x-beliebigen Orten in Europa stammen, ihr Erbgut mit Freiwilligen aus «alteingesessenen» Familien aus diesen Orten vergleichen. Das Verfahren soll es ermöglichen, Verwandte aufzuspüren und durch Abgleich einer entsprechenden Anzahl von Proben sogar Fragmente eines Stammbaums abzuleiten oder im Idealfall auf Verwandte zu stossen, die bereits einen gut dokumentierten Stammbaum vorliegen haben.

Milliarden Menschen in einem unterirdischen Bunker

Dass die Projektidee ausgerechnet in Salt Lake City entstand, hat seinen Grund: In einem unterirdischen Granitbunker in der Nähe der Stadt befindet sich die Bibliothek der Mormonen, die aus religiösen Motiven heraus Abstammungsforschung betreiben. Nicht weniger als zwei Milliarden Menschen, von denen die meisten vor 100 bis 400 Jahren gelebt hatten, sind von der Glaubensgemeinschaft in internationalen Dokumenten und Kirchenbüchern bereits erfasst worden.
«Nicht nur die Mormonen erforschen ihre familiären Wurzeln», sagt Sorenson. Vielmehr seien Millionen von Amerikanern sehr stark daran interessiert, etwas über ihre Herkunft zu erfahren und verwandtschaftliche Beziehungen nach Europa zu knüpfen.
Bisher sind DNA-Analysen vor allem aus der Kriminalistik bekannt. Zudem können die genetischen Fingerabdrücke auch zur Bestimmung von Verwandtschaftsverhältnissen - etwa zur Klärung der Vaterschaft - herangezogen werden. Besonders spektakulär war vor einigen Jahren die Geschichte von Anna Anderson Manahan: Die Frau, die 1920 in einem verwirrten Zustand aus dem Berliner Landwehrkanal gefischt worden war, hatte zeitlebens behauptet, als jüngste Tochter von Zar Nikolaus, Anastasia, das Gemetzel der Oktoberrevolution überlebt zu haben. Nachdem sie über Jahrzehnte hinweg der Boulevardpresse zu hohen Auflagen verholfen hatte, wurde sie vor einigen Jahren postum anhand einer Genanalyse mit Proben aus den Knochen des Zars und der Zarin als Schwindlerin entlarvt.

Skeptiker weisen auf den enormen Forschungsaufwand hin

Sorensons Projekt ist im Vergleich dazu viel schwieriger durchzuführen, da es sich um ein Massen-Screening mit völlig offenen Zuordnungen handelt. Ist solch ein Verfahren überhaupt praktikabel? «Im Prinzip ja», meint Johann Maurer vom Berliner Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik: «Wenn jemand in seiner Verwandtenreihe durchwegs nur nach den väterlichen oder mütterlichen Ahnen sucht, ist es trivial.» Der Grund: Die Suche kann sich dabei aufs Y-Chromosom (Vater) respektive die Mitochondrien-DNA (Mutter) beschränken.
Probleme bereiteten hingegen die in der Mehrzahl befindlichen «gemischten» Verhältnisse, wo es sehr kompliziert sei, bestimmte familiäre Marker, so genannte Polymorphismen, die im gesamten Erbgut vorkommen, herauszukristallisieren. Der Aufwand, der hinter Sorensons Vorhaben stecke, sei daher «enorm».
Sorenson ist voller Optimismus und setzt auf die Begeisterung der Amerikaner an der Ahnenforschung. Derweil zeigen sich die Mormonen unbeeindruckt und setzen weiterhin auf schriftliche Urkunden und Kirchenbücher. Mit einem Unterschied: Die ausgewerteten Daten werden seit kurzem kontinuierlich für das Internet aufbereitet. Rund 400 Millionen Personen - also rund 20 Prozent der im Bunker in Utah befindlichen Informationen - sind bereits über das Internet abrufbar. Wer etwas Glück hat, stösst auf www.familysearch.org bereits auf «alte Bekannte».

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