Beitrag 10 von 15 zum Thema Glauben und Wissen |
Seite erstellt am 17.4.24 um 22:52 Uhr |
Verfasser: Renate Datum: Mittwoch, den 25. April 2001, um 14:15 Uhr Betrifft: Philosophie und Realität
>Und da sind wir in einem erkenntnistheoretischen Diskurs. Genau darüber streitet sich auch die Wissenschaft. Die Realisten behaupten, es gäbe eine für den Menschen erkennbare Realität, die beweis- und belegbar ist. Die Konstruktivisten behaupten, es gäbe diese nicht sondern alles sei nur ein geistiges Krónstrukt der Menschen, um existieren zu können und gewisse Ãbereinkünfte dieser Konstrukte existentielle Bedingung für eine Soziatät. Die Phänomenologen wiederum meinen, es gäbe eine Realität, an die man sich maximal annähern kann durch Erkenntnis, sich durch neue Erkenntnisse aber wiederum neue Horizonte auftun, man also der Realität nicht wirklich nahekommt. Es gibt kein "Wissen".
Was du hier anschneidest ist Philosophie. Man kann über alles philosophieren wenn man nur will, genügend Zeit und Lust dazu hat. Ich hingegen sprach von der Realität, die uns tagtäglich begegnet. Beispiel: Nehmen wir an dich ereilt plötzlich einen Blinddarmdurchbruch. Wie wirst du dich dann entscheiden? Erstmal darüber philosophieren, ob diese Schmerzen jetzt (laut Konstruktivisten) nur ein "geistiges" Konstrukt deiner Gehirnfunktion sind oder vielleicht doch eher "maximal angenäherte Erkenntnis" deines physischen Alarmsystems? Wie sieht dann dein nächster Schritt aus? Folgt eine, mehr oder weniger, konstruktive Diskussion mit Realisten, Konstruktivisten und Anhängern der Phänomenologie? Oder begibst du dich auf dem schnellsten Wege in die Hände eines erfahrenen Chirurgen, der sich allerdings "anmaÃt" zu behaupten, er könne aufgrund seines "Wissens" und seiner "Erfahrung" verhindern, dass du dein Leben "aushauchen" musst?
>Aber was ist "Aufklärung"? Um Aufklären im Sinne von informieren zu können, müsste man objektiv sein unddas ist kein Mensch.
Ja, da stimme ich dir zu. Absolut objektiv kann kein Mensch sein, denn dazu müsste er das gesamte Wissen des Universums besitzen und selbst frei sein von jeder Art emotionaler Beeinflussung. Informieren bedeutet für mich: An andere, Wissen und/oder Erfahrungen weiterzugeben. (Ich rede hier nicht von vollständigem Wissen, wohlgemerkt! Wie die anderen das dann benutzen oder einordnen, bleibt ihnen überlassen. Ich zwinge weder jemanden meine Sicht der Dinge zu übernehmen, noch verspreche ich etwas für den Fall, dass sie es tun.
>Insbesondere nicht Mormonen oder Ex-Mormonen.
Wieso insbesondere nicht Mormonen oder Ex-Mormonen? Das müsstest du näher erklären.
>Aufklären hieÃe, frei von persönlicher Einstellung zu informieren und das funktioniert nicht. Niemand ist frei von eigenem Kontext, der das Bild der Realität prägt und demzufolge auch die Darstellung derselben.
Und deshalb soll man wohl lieber schweigen? Beispiel: Ich weiss, aus Erfahrung, dass am Ende einer StraÃe ein offener Schacht ist mit so ca. einem Meter Durchmesser und sehe, dass jemand spät nachts diese StraÃe entlang geht. Soll ich ihm jetzt sagen, dass da diese böse Ãberraschung auf ihn wartet oder lieber schweigen, weil meine Information nicht "frei von persönlicher Einstellung" zu der Sache ist? Vielleicht sollte ich mir vorher auch noch die richtige Wortwahl überlegen, nur damit ich nicht über- oder untertreibe, je nachdem, ob er es schafft diesem Schacht auszuweichen, oder beim Hineinfallen nur etwas erschrocken sein wird, oder sich vielleicht doch ein oder zwei Beine und mehr bricht? Ich denke, es wäre auch gerechtfertigt ihn zu warnen, wenn ich die Information über diesen Schacht nur vom "Hörensagen" habe. Allerdings müsste ich das dann fairerweise auch erwähnen.
>Was hier passiert ist Glaubenskrieg im kleinen. So wie er passiert zwischen Mormonen und Ex-Mormonen, Christen und Muslimen, Hindus und Buddhisten.
Glaubenskrieg kann nur dort herrschen, wo beide Gruppen an etwas glauben und ihren Glauben verteidigen wollen, logisch? Wo ist hier die zweite Gruppe? Exmormonen sind, entgegen immer wiederkehrender Annahmen, weder eine Glaubensgemeinschaft noch eine organisierte Partei, Gruppe, Verein ect ...! Okay?
>Beweise...niemand kann die Wahrheit oder Unwahrheit einer Religioh beweisen.
Aber, man kann die Machenschaften einer Religion aufzeigen, und das könnte den Glauben von einigen etwas verändern.
>Der Mensch "weiÃ" wenig, auch wenn es viel scheint. Er glaubt, die Natur zu beherrschen, kann Kraftwerke bauen, zum Mond fliegen...aber mit seinen Mittelnbleibt ihm die Erkenntnis über das Wesen und den Sinn der Welt verwehrt.
Aber, er (der Mensch) hat schon mal einen guten Anfang gemacht, oder? Die Evolution dauert immer noch an. Also, lass den Menschen Zeit. Ãbung macht den Meister und auch der kann (muss) weiterlernen.