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Beitrag 21 von 22
zum Thema Anerkannt und ungefährlich
Seite erstellt am 26.4.24 um 0:44 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Montag, den 23. April 2001, um 22:16 Uhr
Betrifft: Nicht ganz so einfach

René schrieb u.a.:

>Ich weiß nicht, wie es in anderen Gemeinden läuft, aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, daß durch die Heimlehrer niemand bespitzelt wird. (jedenfalls nicht in unserer Gemeinde).

Denke es ist hier von Bedeutung was ein Jeder unter "Bespitzelung" versteht. Niemand hat es genauer definiert oder auch Susanne um Klärung gebeten.

>Ich bin selbst Heimlehrer und empfinde die HL-Arbeit nicht als Last.

Sorry, to say, nur ist das in der Beantwortung der Frage irrelevant. Ob Du oder ich etwas nicht als "Last" empfinden hat keinen Aussagewert ob eine "Bespitzelung" vorliegt, ob etwas legal, oder illegal ist, gut oder falsch ist etc. Hilft also hier nicht weiter.

>In den HL-berichten wird nur erfaßt, welche Familien besucht wurden. Über den Inhalt der Gespräche wird nicht berichtet, es sei denn, die besuchten Geschwister wünschen in irgend einer Form Hilfe durch die Kirche. Ich kann, wie gesagt, nur für mich sprechen. Es wurde von mir auch noch nie verlangt, daß ich über den Inhalt der Gespräche oder über die Verhältnisse, in denen die Geschwister leben, berichten soll.

Denke der Punkt ist genau der wenn Du schreibst, "von mir wurde auch nie verlangt, daß ich ... berichten soll." Ausgehend davon, daß in den letzten 3,4 Jahren sich in der Gemeindearbeit Verfahrensweisen entscheidend verändernd haben, was ich nicht glaube, ist mein Kenntnisstand dieser (begründet auf 23 Jahre Kirchenerfahrung, in dieser in mehr von 1o Jahren mit ständigen Erleben von z.B. Bischofsschaftssitzungen, Gemeinderat, Korrelationsversammlungen etc. etc. etc., aber auch meinem eigenem Erleben als z.B. "Heimlehrer, plus der Kenntnis von offiziellen Leitfäden bzw. Handbüchern), daß Du evtl. dabei folgendes vergißt (?):

In einem korrekt (das geht es schon los!) geführten Ältestenkollegium, heißt entsprechend der Handbücher (z.B. Handbuch für das Melchizedekische Priestertum) wird sehr deutlich erklärt, daß die "Beamten des Melchizedekischen Priestertums" (Ältestenkollegiums Präsidentschaft) eine "persönliche Priestertumsunterredung (die zugegeben in vielen Fällen nicht konseguent und zielgerichtet durchgeführt wird) mit dem Seniorheimlehrer" zu führen "hat." Hierfür gibt es ein "Formular". Ein solches Formular liegt mir vor. Auch z.B. ältere (z.B. Jahr 1975). Im Handbuch wird ausdrücklich erklärt, daß der "Priestertumsbeamte ... für jede Familie die Probleme fest(stellt)... zu diesen Problemen gehört auch das Halten des Familienabends. Dieses Interview inkl. Bericht ist einmal pro Monat zu führen. Im Bericht werden auch in Stichpunkten ("kurzen Worten")diverse Punkte festgehalten. Die "Angaben auf diesem Formular sind vertraulich; als solche sind sie auch zu behandeln." Dazu gleich mehr.

Aus diesen Berichten wird der "Aktivitätsbericht der Organisationen" erstellt (monatlich) und schließlich der "Jahresaktivitätsbericht." So z.B. im Handbuch von 1975: "Hierauf vermerkt er (der Gemeindesekretär, m. Zusatz) auf den Formularen die Besuche, die die Heimlehrer dem Vater oder der Familie abgestattet haben, inwieweit der Familienabend gehalten worden ist und ob bei der persönlichen Priestertumsunterredung über die jeweilige Familie gesprochen worden ist.

Ergänzend muß bedacht werden, daß in den regelmäßigen Sitzungen auf Gemeindeebene über diverse Einzelpersonen und Familien detailliert gesprochen, geplant und "Maßnahmen verabschiedet" wird/werden. Hier auch "Aufträge" verteilt werden. Aus Sicht der teilnehmenden Mormonen selbstverständlich in ihrer "Hirtenfunktion", Motto: "Weide meine Schafe bzw. Lämmer." Klar.

Hat man über Jahre das System auf allen Gemeinde- bzw. Pfahlebenen erlebt und z.T. sogar selbst gestaltet bzw. Verantwortung getragen, weiß man wie das "System" funktioniert.

Natürlich muß der Heimlehrer sich selbst in der Rolle als "Hirte" sehen, als Helfer (Stellvertreter des Herrn bzw. des ÄKP). Aber mal ganz nüchtern betrachtet, was tut er u.a? Einfach auf den Punkt gebracht, er "fragt" ob der Vater seinen "Pflichten" nachkommt, welche "Ziele" er hat, ob er "Familienabend" macht etc. Um einen drauf zu packen ein Bischof stellt seine "Interviewfragen die z.T. in die Intimsphäre eindringen. Ganz nüchtern, eigentlich ein Unding. Ich brauchte Jahre um zu begreifen was da eigentlich passiert, als vor Jahren selbst per offizieller Priestertumsnachricht bzw. Anweising aus der Salz Lake, die Bischöfe angewiesen wurden z.B. bei den "Tempelinterviews gezielt nachzufragen (was natürlich nicht allzu lang später wieder eingestampft wurde, übereifrige Führer meinen jedoch auch danach ganz genau es wissen zu müssen (als Stellvetreter Christi), ob man oralen Sex hatte (was "unnätürlich" war), oder Selbstbefriedigung betrieb. Wurde mir klar das hier ein Bischof meine Frau (!) oder meine Kinder (!) diese Fragen stellte. Nüchtern betrachtet, ein Witz. Das erste Mal wo ein Bischof mich z.B. fragte ob ich mich "selbstbefriedige", war meinen Antwort: "Nein, aber ich lerne gern dazu." Bischof brauchte ungefähr 10 Sekunden um es zu schnallen.

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