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der Beitrag:
Verfasser: Chrischi
Datum: Donnerstag, den 22. März 2007, um 17:01 Uhr
Betrifft: Beantwortung

Danke, verstehe, was Du meinst: Gibt es Widersprüche in der Bibel?

Es ist gut, dass Du diese Frage stellst, denn viele schlucken vorurteilsvoll angebliche Widersprüche hinunter und beurteilen die Bibel falsch. Damit Dir das nicht passieren kann, hast Du die Möglichkeit, dass diese "Widersprüche" erklärbar sind, in Betracht gezogen und nachgefragt. Das spornt auch mich zum Bibelstudium immer weiter an, danke!!

Nun, der aufmerksame Leser muss in erster Linie einen Text im Zusammenhang lesen, bevor er erkennen kann, ob sich ein Buch widerspricht. Da wirst Du mir bestimmt zustimmen. Und nun zu den von Dir angeführten "widersprüchlichen" Texten:

Zwei Schöpfungsberichte?

Du sagst scheinbar logischerweise, wie man von Kritikern des Schöpfungsberichts immer wieder hört, dass die Bibel zwei gegensätzliche Schöpfungsvorstellungen beinhaltet: einmal wird der Mensch nach, das andere Mal vor den Tieren erschaffen.

Das stimmt nicht wirklich. In dem Buch Das Leben - Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung? wird auf S. 32 in Abs. 29, 30 erklärt: "In Kapitel 2 des ersten Buches Mose werden offenbar einige ergänzende Einzelheiten erwähnt. Es handelt sich hier jedoch nicht, wie manche geschlussfolgert haben, um einen anderen Schöpfungsbericht, der im Widerspruch zu dem in Kapitel 1 steht. Der Bericht wird lediglich zu einem Zeitpunkt am dritten ’Tag’ wieder aufgenommen, nachdem das trockene Land erschienen war, aber bevor Landpflanzen erschaffen wurden, und er enthält zusätzliche Einzelheiten über das Erscheinen der Menschen - Adam, die lebende Seele, seine Wohnstätte, der Garten Eden, und Eva, seine Frau (1. Mose 2:5-9, 15-18, 21, 22). Das Vorerwähnte soll zu einem Verständnis des [Anm.: vorangegangenen] Schöpfungsberichts beitragen."

Ein weiteres ergänzendes Zitat möchte ich hier anführen: "Das zweite Kapitel von 1. Mose ist in Wirklichkeit kein anderer Schöpfungsbericht, sondern ein detaillierter Bericht vom sechsten Schöpfungstag. Kapitel 1 gibt einen Überblick über die gesamte Schöpfung und Kapitel 2 mehr Details über die Erschaffung des Gartens Eden, des ersten Menschen und über das, was Adam am sechsten Schöpfungstag tat. …

Zwischen der Erschaffung Adams und Evas lesen wir in 1. Mose 2,19: "Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel." Dies besagt scheinbar, dass die Landtiere und Vögel nach Adam und Eva geschaffen wurden. Jüdische Gelehrte sahen hier jedoch keinen Widerspruch zum Bericht in Kapitel 1, welches besagt, dass Adam und Eva beide nach den Landtieren und Vögeln geschaffen wurden (1. Mose 1,23-25). Das ist kein Widerspruch, weil im Hebräischen die genaue Zeitform des Verbs durch den Kontext bestimmt wird. Aus Kapitel 1 ist klar, dass die Landtiere und Vögel vor Adam geschaffen wurden, und deshalb verstehen jüdische Gelehrte das Verb ’bildete’ in 1. Mose 2,19 so, dass es ’hatte gebildet’ oder ’gebildet habend’ bedeutet. [Anm.: D.h. also, Gott hatte (erweiterte Vergangenheit) die Tiere bereits gebildet, als er Adam erschuf (einfache Vergangenheit).] Wir können also Vers 19 folgendermaßen übersetzen: ’Und Gott, der HERR, hatte [Anm.: Plusquamperfekt, eine Zeitform vor Präteritum, der einfachen Vergangenheit, in der die Bibel die Erschaffung Adams beschreibt] aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels gebildet.’ Somit verschwindet der scheinbare Widerspruch zu Kapitel 1 völlig." (Don Batten, Fragen an den Anfang, S. 50, 51).

Man sieht also, dass der Widerspruch dadurch zusammenkommt, dass man im Deutschen die hebräische Grammatik der Zeitformen unberücksichtigt gelassen hat. Das Ereignis müsste im Plusquamperfekt anstatt im Präteritum stehen.

Widersprüche in Mengenangaben der Bibel?

Du schreibst:

"Wie viele von den reinen Tieren sollte Noah in der Arche mitnehmen?

’Von allen reinen Tieren nimm zu dir je sieben, das Männchen und sein Weibchen, von den unreinen Tieren aber je ein Paar, das Männchen und sein Weibchen.’ (1. Mose 7,2).

’Von den reinen Tieren und von den unreinen, von den Vögeln und von allem Gewürm auf Erden gingen sie zu ihm in die Arche paarweise, je ein Männchen und Weibchen, wie ihm Gott geboten hatte.’ (1. Mose 7,8-9)."

Du wolltest wahrscheinlich darauf hinaus, dass einmal gesagt wird, Noah solle je sieben, dann aber Pärchen der reinen Tiere in die Arche bringen. Das liegt daran, dass mit "je sieben" nicht sieben einzelne Exemplare, sondern sieben Paare gemeint sind. In diesem Sinn führt er wirklich "je zwei" von ihnen hinein. Sieben Paare = 14 Exemplare = Paare (keine sieben Einzelexemplare!) - Er sollte somit sieben und sieben paarweise in die Arche bringen. Von den unreinen Tieren lediglich immer nur ein einziges Paar. Das ist somit kein Widerspruch.

Straft Gott Kinder für die Sünden ihrer Väter?

Dazu komme es nie!

"Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen noch dich verleiten lassen, ihnen zu dienen, denn ich, Jahwe, dein Gott, bin ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert, der für die Vergehung von Vätern Strafe bringt über Söhne, über die dritte Generation und über die vierte Generation, im Fall derer, die mich hassen" (2. Mose 20:5).

(Bitte genau oder mehrmals lesen, weil nicht ganz einfach!!)

Es wäre schon rein logisch unmöglich, dies so zu verstehen, als würden vier Generationen später die Kinder immer noch für die Sünden ihrer Väter zu leiden haben. Denn es gibt ja auch die Verheißung, dass tausend Generationen gesegnet werden, wenn die Väter die Gebote halten (Vers 6). Wenn einer dieser Nachfolgen selber Vater wird und sündigt und bis ins dritte Glied verfolgt werden soll, ist diese Verheißung ja hinfällig. Was also bedeutet diese Aussage?

Ganz einfach: Es war in Israel üblich, aufeinander aufzupassen. Jeder hatte die Pflicht, für die Reinhaltung der Anbetung Jehovas einzutreten und seine Mitmenschen immer wieder darauf aufmerksam zu machen, die Gebote Gottes zu beachten. In den israelitischen Siedlungen lebten oft mehrere Generationen unter einem Dach eines Familienkreises (Ureltern, Eltern, Kinder, Enkel sowie die Geschwister all derer usw.) Wenn nun einer ein Götzenbild anbetet, läuft er Gefahr, dass die übrigen "Generationen" unter seinem Dach (Kinder und Enkelkinder …) dies mitbekommen, aber ihn nicht zurechtweisen. Dann sind sie an der Sünde ihres Vaters mitbeteiligt und werden bestraft. Wenn ein Sohn nichts gegen die Sünde seines Vaters unternimmt, weil er davon nichts weiß, wird er niemals dafür bestraft werden. Die Strafe am dritten und vierten Glied setzt also das Wissen dieser Glieder (oder "Generationen") über das sündige Verhalten ihrer Väter voraus und das stillschweigende Dulden dieser Sünden.

Wenn man also um die historischen Hintergründe weiß, wird man in der Bibel in diesen Texten keine Widersprüche vorfinden.

"Denn das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch selbst bis zur Scheidung von Seele und Geist und von Gelenken und ihrem Mark und ist imstande, Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen. Und es gibt keine Schöpfung, die vor seinen Augen nicht offenbar ist, sondern alle Dinge sind nackt und bloßgelegt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft zu geben haben." (Hebräer 4:12, 13).

So souverän ist Gottes Wort!

Ganz liebe Grüße und Gottes Segen

Chrischi.

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