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Beitrag 6 von 16 Beiträgen.
Seite erstellt am 20.4.24 um 7:54 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Martin007
Datum: Dienstag, den 23. Januar 2007, um 10:29 Uhr
Betrifft: Vorausgesetzt den Fall, daß ...

... du den Artikel
"Rüdiger Hauth. Die Mormonen: Sekte oder neue Kirche Jesu Christi? Freiburg: Herder, 1995. 189 Seiten. DM 15.80.
Buchbesprechung von Daniel C. Peterson."

meinst, dann kann ich Deiner u.a. Argumentation nicht folgen, selbst als Meinung kann ich sie so nicht stehen lassen, weil sonst wissenschaftliches Arbeitem von Deiner Absurdheitabsolution abhängig sein würde.

>Den Artikel von Daniel C. Petersen (DCP) kenne ich schon länger und die Beweisführung fand ich für einen angeblichen Wissenschaftler absurd.

Man kann aber einen Wissenschaftler formal der Absurdheit überführen, indem man die Art und Weise der Herangehensweise, der Ergebnisgestaltung und der Darstellung seiner Forschung vorführt.

Was hat Peterson erwartet?
>Als ich zum ersten Mal von dem deutschen Religionswissenschaftler Rüdiger Hauth hörte, der in seinem Buch Tempelkult und Totentaufe die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beschrieben hatte, war ich anfangs begeistert. Mir war selbstverständlich klar, daß dieses Buch die Kirche von einem skeptischen, ja negativen oder feindseligen Standpunkt aus darstellen würde, wie dies schon der berühmte Eduard Meyer in Ursprung und Geschichte der Mormonen getan hatte, dennoch freute ich mich auf eine interessante Auseinandersetzung zwischen Mormonismus und deutscher wissenschaftlicher Gelehrsamkeit. Dies wäre eine erfrischende Abwechslung gewesen, denn irgendwann wird jeder vom Durchforsten ausschließlich reinen Mülls müde.

Peterson wollte also eine Diskussion auf wissenschaftlicher Basis, d.h. mit wissenschaftlicher Ethik und wissenschaftlichen Normen.

>Und woher, bitte, stammt sein oben zitierter HLT- Ausspruch? (Ich habe ihn jedenfalls noch nie gehört.) Also woher stammt er? Der gesamte Absatz beinhaltet keine einzige Fußnote oder Quellenangabe. Es gibt keine wirklichen Beweise für seine negative Darstellung der Heiligen der Letzten Tage in diesem Zusammenhang, geschweige denn für sein Pauschalurteil über die vielen verschiedenen religiösen und ideologischen Bewegungen, die er unter der trügerischen Einteilung "Sekten" künstlich zusammenwürfelt.

Dies ist wissenschaftlich ein schwerer Vorwurf, denn wenn er zutrifft hat Hauth hier weder ein Zitat noch eine Schlußfolgerung eigener Überlegungen dargestellt, sondern eine Meinung zur unbewiesenen Wahrheit erhoben.
(schlimmes Eigentor)

>Hauth mißbraucht die Anführungszeichen auch in einer Kapitelüberschrift seines Kleinen Sekten-Katechismus, wo er das „’allmächtige’ mormonische Priestertum erwähnt.16 Natürlich stimmt es, daß die Mormonen daran glauben, daß das ihnen auf Erden gegebene Priestertum der Macht verwandt ist, durch die Gott die Welten geschaffen hat. Und natürlich sprechen sie gelegentlich über einen "allmächtigen Gott". Aber welcher Heilige der Letzten Tage hat das Priestertum jemals in schriftlicher Form als "allmächtig" bezeichnet? Und was könnte er damit gemeint haben? Es läßt sich nicht eruieren, weil Hauth wiederum keine Quelle angibt.

>Hauth scheint Anführungszeichen hauptsächlich als typographisches Äquivalent des Augenzwinkens, Feixens oder verächtlichen Schnaubens zu verwenden, und zwar noch viel lieber, als sich die Mühe zu machen, wenigstens Pseudobeweise zu fabrizieren. Daher bezeichnet er den Urim und Thummim immer wieder abschätzig als "Prophetenbrille" und verwendet obwohl dies in keiner HLT-Quelle verwendet wird (wenigstens ist mir keine bekannt) dabei Anführungszeichen.17 Auf Seite 54 und 108 in Die Mormonen verwendet Hauth den Begriff "Tempelmormonen" (in Anführungszeichen), so als ob dies ein gängiger Begriff unter den Mormonen wäre.18 Dieses Wort dürfte meiner Einschätzung nach eine Erfindung der Anti-Mormonenpropaganda sein. Die Heiligen der Letzten Tage verwenden ihn jedenfalls nicht.

>Auf Seite 65 erklärt Hauth, daß die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel von den Mormonen als "The Big Fifteen" bezeichnet werden. Nicht nur, daß er diesen Ausdruck in Anführungszeichen stellt, sondern er erwähnt ihn auch in einem scheinbar authentischen englischen Original. Ich möchte eine einzige Quelle dafür sehen! Wenn dieser Ausdruck angeblich unter den Heiligen der Letzten Tage gang und gäbe ist, dann müßte Hauth eigentlich wenigstens einen einzigen Heiligen der Letzten Tage namentlich nennen, der dies tut und besser noch den Leser an eine schriftliche Quelle verweisen. (Obiges Hauth-Zitat ist ein Musterbeispiel an wissenschaftlicher Feldarbeit! Auf der Rückseite seines Kleinen Sekten-Katechismus steht zu lesen, daß Hauth im Verlaufe seiner Forschungstätigkeit unter anderen exotischen Örtlichkeiten, auch die Vereinigten Staaten bereist hat. Mir bleibt nur zu hoffen, daß der Scherzbold, der den gutgläubigen Dr. Hauth mit dem witzigen Ausdruck "The Big Fifteen" versorgt hat, dies. auch in gedruckter Fassung zu sehen bekommt!)

>Immer und immer wieder schreibt Hauth in Die Mormonen, daß die Heiligen der Letzten Tage nicht Gott, sondern "Gott" verehren. Sie haben auch keine Theologen, sondern "Theologen". Ihre Zeremonien sind nicht heilig, sondern nur "heilig". Sie glauben an den "Heiligen Geist", an "Verwandlung", "Offenbarung", "Propheten", "Apostel", "Bischöfe", "Siegelungen" und an irgendein "Evangelium". Sie haben "Apologeten" und praktizieren lediglich "Taufen", durch die sie nicht Mitglieder einer echten Kirche, sondern nur einer "Kirche" werden und von alledem erwarten sich diese dummen Tröpfe auch noch "Segnungen"! Die Absicht, die hinter diesen Anführungszeichen steckt, ist die, Hauths Distanzierung von den angeblich so absurden Behauptungen der Mormonen hervorzuheben. Andererseits ist Hauths Methode aber erniedrigend und gleicht auf Dauer der chinesischen Wasserfolter - sie ist ermüdend und macht kolossal böse!19 (Im Gegensatz zur chinesischen Wasserfolter wird dem Opfer hier jedoch kein langfristiger Schaden zugefügt.)

Diese vier Absätze stehen direkt untereinander. Ich abe lange überlegt, ob ich den dritten mitnehmen soll, habe mich dann aber wegen des vollständigen Zusammenhanges dafür entschieden.
Der dritte Absatz haut in die oben erwähnte Kerbe der als Zitat erhobenen Meinung. Es geht mir aber um die Verwendung der ""!
>Hauth scheint Anführungszeichen hauptsächlich als typographisches Äquivalent des Augenzwinkens, Feixens oder verächtlichen Schnaubens zu verwenden, und zwar noch viel lieber, als sich die Mühe zu machen, wenigstens Pseudobeweise zu fabrizieren.

Hier führt Peterson seinerseits eine These über Hauths Vorgehensweise an. Er stellt sogar Mutmaßungen über Hauths Absichten auf. ... und führt Beweise an, die für Hauth demütigend sind! Denn wenn Hauth schreibt, daß Mormonen an "Gott" und nicht an Gott - vielleicht einen anderen Gott als den von Hauth - glauben, dann zeigt es deutlich, daß Hauth es nicht um wissenschaftliche Auseinandersetzung, sondern um Verächtlichmachung geht.
In jeder Religion ist  nichts so heilig wie Gott oder das jeweilige Äquvalent, und wenn man den Gottesbegriff lächerlich macht, dann macht man auch die Menschen lächerlich, die ernsthaft an die jeweiligen Lehren glauben und versuchen danach zu leben.
Was erlaubt ist, ist:
- über den Gottesbegriff zu steiten, z.B. über den dreieinigen Gott vs. Gottheit als drei getrennte Personen;
- Heuchelei der Priester/innen-schaft im Sinne der oberen Zehntausend der jeweiligen Religion oder deren Mitglieder anzuprangern.
zum letzteren gehört auch das Ausbooten der Religion durch die Mitglieder. z.B. Ablaßbriefe im voraus kaufen, damit man einen Mord "gut" hat, oder was Jesus anprangertre, daß man durch corban die Verpflichtung seine Eltern gegenüber aushebelte (steht irgendwo in den Evangelien - ich tippe auf Matthäus).

Ein beliebtes Verfahren ist dieses:
>Hauths falsche Wiedergabe dieses Zitats ist eine völlige Ummodelung des ursprünglichen Satzes, von einer einfachen, auf damalige Verhältnisse zugeschnittenen Beschreibung früherer Kirchenpraxis in eine abschreckende theologische Vorschrift (und Verurteilung).
Dieses Manko ist universell und reicht von den Zeugen Jehovahs und ihrer punktweisen Zitierung der Bibel, bis in große Bereiche der Wissenschaft. Es zeugt von anfängerhaftem Verhalten in der Wissenschaft und ist kleinkariert - außer in einer Aufzählung. (Peterson hatte oben eine Aufzählung von Begriffen, die in "" von Hauth dargestellt wurden, geliefert)
Es hat den Vorteil des schnellen Erfolges - kann sich aber als böser Boomerang erweisen, wenn ein Näheres Betrachten des Zusammenhanges erfolgt.

Ein weiere Nachteil des kurzen Zitates ist die des fehlschlusses:
>Hauth versucht auch, die Kirchenlehre der Heiligen der Letzten Tage abzuändern, indem er folgendes behauptet: "Im Gegensatz zu den Mormonen vertrat Paulus die Ansicht, daß Fleisch und Blut nicht das Reich Gottes ererben werden."(S. 56.) Um diesen angeblichen Widerspruch real werden zu lassen, muß dem Leser glaubhaft gemacht werden, daß die Mormonen tatsächlich glauben, daß ausschließlich "Fleisch und Blut" das Reich Gottes ererben.

Es ist klar, daß die Lehre der Mormonen unterschiedlich zu den Glaubrnsvorstellungen des Herrn Hauth sind. Umso dümmer ist es von ihm gewesen, in eine solche Falle zu tappen - nämlich einen negativen Beweis führen zu müssen. So etwas geht meistens schief. Petersons Vorwurf Hauth hätte beweisen müssen, daß für die Mormonen Christus nicht notwendig ist, ist gerechtfertigt, denn sobald Christus auch nur einen Hauch zur ewigen Seeligkeit in der mormonischen Gedankenwelt beiträgt, ist Hauth widerlegt und das Paulus-Zitat trifft auch für Mormonen zu.

Alles in allem ist der Aufsatz von Peterson ein Verriß von Hauths Ausführungen. Peinlich für Hauth, weil er wissenschaftlich stümperhaft gearbeitet hat. Da er jedoch promoviert hat, stellt sich mir die Frage, ob er es nich nbesser konnte, dann soll er sich sein Studiengels wiedergeben lassen, - oder, ob er es nicht anders wollte, dann muß er sich den Vorwurf zu pöbeln statt zu argumentieren gefallen lassen.

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