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zum Thema Staiger, Dallinger u.a. „wegen gewerbsmäßigen Betruges“ angeklagt
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Verfasser: Gunar
Datum: Samstag, den 21. April 2001, um 0:54 Uhr
Betrifft: Staiger, Dallinger u.a. „wegen gewerbsmäßigen Betruges“ angeklagt

Süddeutsche Zeitung
Samstag, 21.4.2001

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage in Betrugsfall von gigantischen Ausmaßen

190-Millionen-Schwindel mit Öko-Projekten

Münchner Firmengeflecht soll Tausende von Anlegern geprellt haben – auch Max Strauß ist in die Affäre verwickelt

Von Alexander Krug

In einem der größten Fälle von Anlagebetrügerei der vergangenen Jahre hat die Staatsanwaltschaft München I jetzt Anklage gegen vier Verantwortliche der Wirtschaftsanalyse und Beratungs AG (Wabag) erhoben. Der Firmenverbund mit Sitz in Oberhaching soll bundesweit Tausende von Kapitalanlegern und die öffentliche Hand um insgesamt rund 190 Millionen Mark betrogen haben. In die Affäre ist auch der Münchner Anwalt Max Strauß verwickelt, der zeitweise als Rechtsberater für die Firmengruppe tätig war.

Die Wabag war 1991 ursprünglich mit dem Ziel gegründet worden, umweltfreundliche Recyclinganlagen und Bio-Kraftwerke in strukturschwachen Gebieten Ostdeutschlands zu errichten. Geplant waren zwölf Anlagen, von denen aber nur drei tatsächlich auch fertig gebaut wurden (ein Biokraftwerk in Zittau sowie zwei Wertstoffrückgewinnungsanlagen in der Nähe von Berlin). Das Kapital sollte zu einem Drittel in Form von stillen Beteiligungen, der Rest über den Verkauf von Aktien akquiriert werden. Den Ermittlungen zufolge beabsichtigten die Verantwortlichen von Anfang an, mindestens ein Drittel der Gelder für private Zwecke abzuzweigen. Von 1995 bis 1999 sollen insgesamt 245 Millionen Mark eingesammelt worden sein, tatsächlich investiert wurden aber nur 55 Millionen Mark.

Den Anlegern wurde in den Emissionsprospekten vorgegaukelt, die Auslastung der geplanten Anlagen sei bereits durch feste Liefer- und Abnahmeverträge gesichert. Die Staatsanwaltschaft geht indes davon aus, dass es sich dabei allenfalls um „Absichtserklärungen“ gehandelt habe. Um die Geldabflüsse innerhalb der Firmengruppe zu verschleiern, wurden zwischen den einzelnen Projektaktiengesellschaften Beratungs- und Betreuungsverträge abgeschlossen. Den entsprechenden Rechnungen sollen dann zumeist keinerlei Leistungen oder Leistungen in weit geringerem Umfang gegenüber gestanden haben.

Die Wabag hatte 1999 wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden müssen. Die gesammelten Anlagegelder – 72 Millionen Aktienkapital, 80 Millionen stille Beteiligungen, 21 Millionen Fördermittel und knapp 20 Millionen Kredite – sollen nahezu vollständig verloren sein. Damals waren Spekulationen laut geworden, wonach erhebliche Beträge in die Kassen der Glaubensgemeinschaft der Mormonen in den USA geflossen sein sollen. Der Leiter der Staatsanwaltschaft München I, Manfred Wick, bestätigte auf Anfrage, dass etliche Führungskräfte der Wabag den Mormonen angehörten. „Wir haben aber keine Anhaltspunkte, dass Gelder in diese Richtung geflossen sind“, so Wick.

Die Staatsanwaltschaft führt derzeit Ermittlungen gegen ingesamt 29 Beschuldigte. Zu den vier Männern, gegen die jetzt Anklage wegen gewerbsmäßigen Betruges erhoben wurde, gehören das Vorstandsmitglied Harald S. und der Aufsichtsratsvorsitzende Erich D. Sie sitzen beide seit Januar 2000 in Untersuchungshaft. Als Beschuldigter (Beihilfe zum Betrug) gilt auch immer noch Max Strauß. Die Staatsanwaltschaft will in seinem Fall noch weitere sichergestellte Akten sichten. Eine Vernehmung steht auch noch aus. „Keine Anhaltspunkte“ für eine Verwicklung in die Affäre hat die Staatsanwaltschaft dagegen im Fall von Michael Hohlmeier, Ehemann der Kultusministerin Monika Hohlmeier. Er war zeitweise Aufsichtsratsmitglied bei Wabag, stieg aber offenbar rechtzeitig aus dem Firmenverbund wieder aus.

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