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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Mittwoch, den 27. Dezember 2006, um 15:06 Uhr
Betrifft: Oh. Mein. Gott.

.... dachte ich, als ich gestern zufällig über folgendes (s.u.) stolperte. Ich erwähne es hier, weil es sich auch um eine (wirklich lesenswerte) Aussteigergeschichte handelt und manch eine(r), der in jungen Jahren sich zum Mormonismus bekehrte und wirklich mit Feuereifer dabei war, hier einige Parallelen erkennen/finden kann.

Warum mich das so erschütterte, war, weil ich früher in meinen Teenager-Anfangschristenzeiten einiges von Basilea Schlink las. Und weil diese Marienschwestern die einzigen mir bekannten ev. Schwestern (Diakonissen mal ausgeschlossen) waren, mit einer Mitgliedschaft geliebäugelt hatte. Ich war damals, wie ja schon mehrmals erwähnt, voll auf diesem ’totale Hingabe- und Aufopferungstrip’. Die meisten Basilea Bücher habe ich nicht mehr, eines hatte ich mir zur Erinnerung aufgehoben. Als ich da gestern nochmal drin blätterte und sah, was ich mir da als junges Mädchen so angestrichen hatte, ist mir richtig schlecht geworden. So was würde ich heutzutage als ganz klar ’jugendgefährdend’ einstufen. ’So wird man anders’ heisst dieses kranke Machwerk und wurde im Nov. 2005 bei amazon noch von einen armen Irregeleiteten mit 5 Punkten bewertet. Anders kann es einem normalen Menschen bei der Lektüre dieses Buches allerdings werden. Ganz anders.

Hier jetzt der Aussteigerbericht, einer ehemaligen Marienschwester, die immer noch Christin ist. Scheint also möglich zu sein, auch noch nach solchen Erfahrungen ChristIn bleiben zu können, weil danach ja immer mal wieder auch in diesem Forum gefragt wird. Da ich noch einen Schritt weiter gegangen bin, kommt mir das alles (vor allem der Inhalt des oben erwähnten Buches) noch viel krasser vor.

Ich habe hier mal ein paar Absätze rausgezogen für diejenigen, die sich nicht durch die ganze lange Geschichte lesen wollen.

Dazu muss man vielleicht noch sagen, obwohl Basilea 2001 das Zeitliche segnete, ist die Gruppe immer noch ganz gut im Geschäft, keine Ahnung welcher Geist dort heutzutage weht, aber solange die Schriften der Mutter noch gelesen werden ..... Ende der 90-ger Jahre sah ich Basilea Schlink Schriften in einer katholischen Marien-Wallfahrtskirche ausgelegt, fiel mir vor allem deswegen auf und ins Auge, weil Basilea ja evangelisch war. Auch in diesen Schriftenkästchen auf Friedhöfen und an Wanderwegen sind die Basilea Sprüche immer noch zu finden.

Also jetzt geht’s aber nach langer Vorrede endlich los:

aus:     http://members.shaw.ca/cpandersen/zeugnis.htm

<<< Acht Jahre sind nun vergangen, seit ich die in Deutschland beheimatete „Evangelische Marienschwesternschaft" und ihr scheinbares Paradies „Kanaan" verließ. Es war vielleicht die schwierigste Entscheidung, die ich je getroffen habe, denn sie bedeutete, ein Gelöbnis zu brechen, das ich nicht nur einmal, sondern wiederholt abgelegt hatte. Da ich überzeugt war, daß ehrenhafte Leute keine Versprechungen brechen, erschütterte die-ser Entschluß meine tiefsten Überzeugungen von Treue und An-stand. Nie hätte ich gedacht, daß ich so etwas tun würde. Jahre der Verwirrung und des Kampfes waren nötig, mich bis an den Punkt zu bringen, diesen durchgreifenden Schritt zu gehen. Angst und Schuld begleiteten ihn, denn man hatte mich überzeugt, daß mein ewiges Schicksal davon abhängen würde, ob ich die Prü-fungen, die meine Berufung mir auferlegte, bestand oder nicht. Ich war geistlich, seelisch und - in einem gewissen Maß - auch körperlich von der Schwesternschaft abhängig geworden. Und dennoch wurde ich vorwärts getrieben, als wäre Gott in seiner Macht und Liebe um mein Wohlergehen besorgt.
.......

Was die Schwesternschaft der Außenwelt über ihr Leben vermitteln will, stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein, die viele von uns erfuhren. Meine Geschichte wirft Licht auf eine Denkart, die Gehorsam und Loyalität über Integrität und Aufrichtigkeit stellt sowie das Wohl des Systems über das Wohlergehen des einzelnen.

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Als junges, 17jähriges christliches Mädchen hatte ich noch keine konkreten Vorstellungen von meiner Zukunft und war ungeschützt, schnell zu beeindrucken und auf typische Weise ideali-stisch. Nach dem Abschluß der High School verbrachte ich den Sommer auf Vorschlag meiner Eltern auf „Kanaan", dem Zuhause der evangelikalen Marienschwesternschaft in Deutschland.

Sündenbekenntnisse und Inhalte persönlicher Briefe wurden nicht immer vertraulich behandelt. Ich fand es sehr hart, daß Mutter Basilea manchmal Vertrauliches, persönliche Probleme und Sünden der gesamten Gemeinschaft mitteilte, vor allem, wenn es sich auf eine Schwester bezog, die den Orden verließ. Schwestern, die uns verlassen hatten, bekamen immer die Schuld dafür, und ihr Charakter wurde in Mißkredit gebracht. Die Bekenntnisse wurden gegen die Schwestern verwandt. Es war auch nicht ungewöhnlich, daß die Mütter Angelegenheiten aus den Sündenbekenntnissen in Hörweite anderer Schwestern zur Sprache brachten. Solche Vertrauensbrüche trugen dazu bei, daß ich den Müt-tern immer weniger vertrauen konnte.

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Man erwartete von uns, daß wir Glückseligkeit ausstrahlten - um jeden Preis, selbst wenn es bedeutete, unehr-lich zu sein. Wenn Sie mich damals gefragt hätten, ob ich glücklich sei, hätte ich ihnen eine begeistert positive Antwort gegeben. Und dennoch können andere frühere Mitglieder und ich bezeugen, daß viele von uns über lange Zeit unter Verzweiflung und Depressionen litten. Ja, ich verleugnete meinen wahren inneren Zustand und erzählte meinen Eltern und anderen, wie glücklich und zufrieden ich sei, während ich im Privaten so verstört war, daß ich mir wünschte und sogar ständig im Gebet darum bat, sterben zu können. Über seine Traurigkeit und Verzweiflung ehrlich zu sein hätte bedeutet, ein schlechtes Licht auf Christus und die Schwesternschaft zu werfen. Also lebte ich Gott zuliebe hinter einer Fassade aus gezwungenem Lächeln. Würde ich meinen Eltern meinen Kummer enthüllen, würde das Mutter Basileas Herz brechen, sagte mir meine Seelsorgeschwester, eine Leiterin des Ordens.

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Obwohl ich wie eine glückliche Schwester wirkte, war ich es nicht. Die Fassade begann zu bröckeln, und ich stand zwei einander widersprechenden Versionen persönlicher Identität gegenüber: dem ausgeprägt aufrichtigen „Ich" und der lächelnden, unglücklichen Schwester Adaja. Es war 1990.

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Kurz bevor ich dort ankam, hatten zwei lange Zeit dazugehörige finnische Schwestern den Orden verlassen und Mutter Basilea in einem Brief die Gründe dafür dargelegt. Mutter Basilea teilte uns ein paar Brocken daraus mit und sagte, er stecke so voller Lügen und Haß, daß sie ihn uns nie vollständig würde lesen lassen. Offen gestanden, mochte ich kaum glauben, daß der Brief wirklich so war, wie sie es beschrieb. Es war nämlich üblich, von Schwestern, die den Orden verlassen hatten, schlecht zu reden und sie zu denunzieren, also nahm ich sowieso alles, was gesagt wurde, mit einem Funken Zweifel auf. Was jedoch in diesem Fall geschah, war einfach unglaublich und brachte meine ohnehin aufgewühlte Seele völlig durcheinander. Abend für Abend versammelte sich die Schwesternschaft, sprach schlecht über die beiden Ausgeschiedenen und denunzierte sie. Wer immer etwas Negatives über sie zu sagen wußte, wurde ermutigt, es zu tun. Diesen Sitzungen folgte dann ein Ausbruch von Liebe und Treueschwü-ren gegenüber Mutter Basilea. Die Ex-Schwestern wurden zu „Judas-Seelen" umgemünzt, und Mutter Basilea warnte, jeder spiele mit Satan, der ihnen gegenüber auch nur einen sympathischen Gedanken hegte. Ich konnte nicht akzeptieren, daß diese Frauen nur deshalb satanisch sein sollten, weil sie sich mit Mutter Basilea überwerfen hatten. Die radikale Denunziation durch Mutter Basilea und die Schwestern nur wegen der Unstimmigkeiten war ein weiterer Faktor in meiner dahinschwindenden Loyalität. Jahre später erhielt ich eine Kopie des Briefes, den die beiden finnischen Schwestern im März 1990 an Mutter Basilea geschrieben hatten. Ob Sie es glauben oder nicht - Mutter Basilea hatte ihn vollständig verdreht. Er war ein in sorgfältig abgewogenen Worten geschriebener, höflicher Ausdruck ihrer Bedenken. Was sie schrieben, stimmte, und in der Tat hätte ich ihn auch selbst schreiben können. Andere ehemalige Mitglieder sehen das ebenso.

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Wenn ich jetzt, Jahre später, in meinen Aufzeichnungen lese, bin ich schockiert wegen der Selbstkritik und des Hasses gegen mich selbst, die darin zum Ausdruck kommen. Mutter Basilea setzte den Briefwechsel mit mir auch nach meinem Weggang fort und versicherte mir, sie bete und unterstütze mich und denke oft in Liebe an mich. Aber nicht lange nach meiner Rückkehr ins Haus meiner Eltern bekam ich die unterschiedlichste Post, darunter auch einen Brief von Mutter Basilea, der nicht an mich, sondern an jemand anderes adressiert war. Er war versehentlich in meine sonstige Post geraten. Es verletzte mich, wie sie mich in diesem Brief beschrieb. Über meine Eltern fand sie nur mißtrauische Worte, und mir sagte sie „Bosheit auf dem Herzensgrund" nach. Da ich ihren Verfolgungswahn in bezug auf ausgeschiedene Mitglieder kannte, nahm ich das nicht zu persönlich, aber enttäuschend war es schon, denn ich hatte die Gründe für meinen Weggang vorher genannt und war im Guten gegangen - dachte ich jedenfalls.

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Ich war nun 34. Ein neuer Anfang ist nie leicht, aber meine Familie unterstützte mich und nahm mich unter ihre Fittiche. Bald begann ich, mich mit dem Trauma zu befassen, das ich durchmachen mußte. Im Gegensatz zu dem, was angeblich mit Schwestern geschieht, die gegangen waren, erlebte ich Segen. Mir widerfuhr Gutes, und das bis auf den heutigen Tag. Auch andere Ex-Schwestern sind erstaunt, wie gut sich die Dinge für sie entwickelt haben. Sie hatten Gottes Strafe erwartet und statt dessen Segen erfahren. Und die Trennung von der Schwesternschaft bedeutete keineswegs eine Trennung von Gott, seinem Segen und dem Leib Christi.

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Ich hoffe, meine Geschichte hat Ihnen irgendwie helfen können. Sie sind vielleicht nicht in der Schwesternschaft, aber Sie fühlen sich auf andere Weise gefangen. Ich hoffe, mein Bericht erneuert in Ihnen ein Gespür für Gottes Güte. Er kennt Wege, einen jeden von uns auf stabilen Boden und zur Fülle des Lebens zu führen.

Mein Bericht wird vielleicht eine Warnung vor der subtilen Macht geistlicher Verführung sein. Wir müssen aufmerksam und wachsam sein. Als ich der Schwesternschaft beitrat, wußte ich nicht, worauf ich mich einließ. Zweifellos gab es rote Signale, doch ich zog es irgendwie vor, sie zu ignorieren oder zu unterdrücken. Es kann tragisch enden, wenn wir von dem Wunsch aus handeln (oder nicht handeln), zu gefallen, statt auf der Grundlage von Redlichkeit und Aufrichtigkeit.

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Ich weiß nicht, ob man als Marienschwester wahrhaft glücklich sein kann. Vielleicht ist es möglich, wenn man aufhört, für sich selbst zu denken, und alles abkauft, was gesagt wird. Es bedeutet ja etwas, einer Elitegruppe von „Brautseelen" anzugehören.

Mir ist klar, daß meine Geschichte von meiner Wahrnehmung beeinflußt ist, aber ich habe mein Bestes getan, die Wahrheit zu erzählen und meine Erfahrung genau darzustellen. Ich behaupte nicht zu glauben, daß meine Erfahrung ein Hinweis darauf ist, was die Mehrheit durchlebt. Ich bin jedoch auch nicht allein in meiner Erfahrung. Auch andere sind verwundet worden und er-heben ihre Stimme. Es macht mich traurig, daß die Schwesternschaft nicht auf die Beschuldigungen eingeht, sondern versucht, ihre Kritiker mundtot zu machen, indem sie den Charakter derjenigen verleumdet, die die Fragen aufwerfen. Auch seitens der Sympathisanten Kanaans hat sich wegen der umstrittenen Fragen ungeheuere Feindseligkeit gezeigt. Läßt man die Erfahrungen früherer Mitglieder, mißbraucht worden zu sein, beiseite, ergeben schon Mutter Basileas geheime Lehren genug, um den Tatbestand grober Verführung zu erfüllen.

Diejenigen unter Ihnen, die noch nie einer Sekte angehörten, werden diese Geschichte nur sehr schwer verstehen können. Und denjenigen unter Ihnen, die Verbindung zur Marienschwesternschaft haben, könnten meine Geschichte und unsere Internetseite eine Quelle der Erregung und des Kummers sein. Es ist nicht unsere Absicht, Streit und Spaltung hervorzurufen, wie einige behaupten. Dennoch kann es keinen wahren Frieden und keine Versöhnung geben, wenn man Handlungen und Lehren vertuscht, die wohlmeinende, vor allem junge Leute verletzen und ausbeuten. Wir wünschen all denjenigen Heilung und Freiheit, die durch „Kanaan" negativ beeinflußt worden sind. Zu diesem Zweck werden wir auch weiterhin die Wahrheit sagen. Lassen Sie uns daran erinnert sein, daß wir alle Gott gegenüber dafür verantwortlich sind, was wir mit unserem Wissen anfangen. <<<<<

eben noch beim googlen gefunden, Bericht von 2006, klingt doch gar nicht so übel, ja, so dachte ich damals auch ....

http://www.jesus-online.de/article.php?article=559&article_group=18&channel=1&PHPSESSID=db19d2fe5472a29ddaad95d6fbea

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