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zum Thema Ein wachsendes Zeugnis 
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Verfasser: Homer
Datum: Donnerstag, den 19. April 2001, um 13:15 Uhr
Betrifft: Ein wachsendes Zeugnis 

Ein wachsendes Zeugnis 

Präsident James E. Faust
Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft

"Im Rückblick auf mein Leben erkenne ich eine einzigartige Quelle der Kraft und des Segens, nämlich mein Zeugnis und Wissen, dass Jesus der Christus ist, der Erretter und Erlöser der ganzen Menschheit."


Meine lieben Brüder und Schwestern und Freunde, ich lebe schon eine lange Zeit. Im Rückblick auf mein Leben erkenne ich eine einzigartige Quelle der Kraft und des Segens, nämlich mein Zeugnis und Wissen, dass Jesus der Christus ist, der Erretter und Erlöser der ganzen Menschheit. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich schon mein Leben lang den schlichten Glauben habe, dass Jesus der Christus ist. Dieses Zeugnis ist mir hundertemal bestätigt worden. Es ist die krönende Erkenntnis meiner Seele. Es ist das geistige Licht meines Wesens. Es ist der Eckstein meines Lebens.

Als einer der Geringsten unter Ihnen, aber in meiner Berufung als einer der Apostel, bezeuge ich, dass Christus unser Erretter ist, der Erlöser der Welt. Da dieses Zeugnis durch ein Leben voller Erfahrungen geformt wurde, muss ich notwendigerweise Erlebnisse erzählen, die sehr persönlich sind. Aber dies ist mein Zeugnis, und ich denke, dass der Erretter weiß, dass ich weiß, dass er lebt.

Der erste Eckstein meines Zeugnisses wurde schon vor langer Zeit gelegt. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist die, dass ich als kleines Kind einen furchtbaren Albtraum hatte. Ich erinnere mich noch lebhaft daran. Ich muss in der Nacht vor Angst geschrien haben. Meine Großmutter weckte mich. Ich weinte, und sie nahm mich in die Arme, drückte mich fest an sich und tröstete mich. Dann holte sie eine Schüssel Milchreis, der noch vom Abendessen übrig war und den ich so gerne aß, setzte mich auf ihren Schoß und fütterte mich mit dem Löffel. Sie sagte mir, dass wir in unserem Haus ganz sicher waren, weil Jesus über uns wachte. Ich spürte damals, dass es wahr ist, und ich glaube es noch heute. Körper und Geist waren getröstet, und mit der sicheren Gewissheit, dass Jesus wirklich über uns wacht, ging ich ruhig zurück in mein Bett.

Diese erste unvergessliche Erfahrung führte zu weiteren intensiven Bestätigungen, dass Gott lebt und Jesus unser Herr und Erretter ist. Viele davon waren die Antwort auf innige Gebete. Als Kind lernte ich, dass ich, wenn ich etwas verloren hatte wie etwa mein kostbares Taschenmesser, nur intensiv genug beten musste, um es wieder zu finden. Ich fand auch immer wieder die verirrten Kühe, die mir anvertraut worden waren. Manchmal musste ich mehr als einmal beten, aber meine Gebete wurden wohl immer erhört. Gelegentlich lautete die Antwort auch Nein, doch meistens erhielt ich eine positive und bestätigende Antwort. Und selbst wenn die Antwort Nein lautete, lernte ich mit der Zeit, dass auch diese Antwort gemäß der großen Weisheit des Herrn zu meinem Besten war. Mein Glaube nahm weiter zu, als dem Eckstein weitere Bausteine hinzugefügt wurden, Zeile um Zeile, Weisung um Weisung. Es sind so viele, dass man sie nicht einzeln aufzählen kann, und manche sind zu heilig, um ausgesprochen zu werden.

Diese frühen Samenkörner des Glaubens sprossen weiter, als ich, als Junge im Aaronischen Priestertum, aus erster Hand eine Bestätigung des außergewöhnlichen Zeugnisses der drei Zeugen von der Wahrheit des Buches Mormon erhielt. Mein Pfahlpräsident war Präsident Henry D. Moyle und sein Vater war James H. Moyle. Im Sommer besuchte Bruder James H. Moyle seine Familie und kam auch in unsere kleine Gemeinde im Südosten des Salzseetals.

An einem Sonntag erzählte uns Bruder James H. Moyle von einem einzigartigen Erlebnis. Als junger Mann studierte er an der University of Michigan Jura. Gegen Ende seines Studiums erzählte ihm sein Vater, dass David Whitmer, einer der Zeugen des Buches Mormon, noch lebte. Der Vater schlug seinem Sohn vor, auf dem Rückweg nach Salt Lake City anzuhalten, um persönlich mit David Whitmer zu sprechen. Bruder Moyle wollte ihn nach seinem Zeugnis in Bezug auf die goldenen Platten und das Buch Mormon befragen.

Bei diesem Besuch sagte Bruder Moyle zu David Whitmer: "Sir, Sie sind ein alter Mann und ich bin ein junger Mann. Ich habe mich in meinem Studium viel mit Zeugen und Zeugnissen befasst. Bitte sagen Sie mir die Wahrheit über Ihr Zeugnis als einer der Zeugen für das Buch Mormon." Da sagte David Whitmer zu diesem jungen Mann: "Ja, ich hielt die goldenen Platten in den Händen und sie wurden uns von einem Engel gezeigt. Mein Zeugnis vom Buch Mormon ist wahr." David Whitmer war nicht mehr in der Kirche, aber er leugnete nie sein Zeugnis, dass der Engel ihm erschienen war, dass er die goldenen Platten in Händen gehalten hatte und das Buch Mormon wahr war. Mit eigenen Ohren zu hören, wie Bruder Moyle dieses eindrucksvolle Erlebnis erzählte, das war eine machtvolle Bestätigung für mein wachsendes Zeugnis. Nachdem ich das gehört hatte, fühlte ich mich daran gebunden.

Einer der Grundsteine meines Zeugnisses wurde gelegt, als ich als junger Mann meine erste Mission in Brasilien erfüllte. Damals waren unsere Bemühungen fruchtlos und schwierig. Wie reichlich der Geist des Herrn in diesem Land und den angrenzenden Ländern in Südamerika, Mittelamerika und Mexiko in den darauf folgenden Jahren bis heute ausgeschüttet werden würde, das war für uns damals unvorstellbar. Vor sechzig Jahren gab es in all diesen Ländern nur einen einzigen Pfahl. Nun gibt es in Lateinamerika 643 Pfähle . Ich glaube, das ist erst der Anfang. Was da geschehen ist, übersteigt meine kühnsten Hoffnungen und Träume. Es ist eines der vielen Wunder, die wir erlebt haben. Ich weiß, dass all dies niemals hätte geschehen können, wenn nicht der Herr eingegriffen hätte, der über sein heiliges Werk wacht, nicht nur in Lateinamerika, sondern in allen Ländern der Welt.

Während meines langen Lebens habe ich so viel Frieden, Freude und Glück erfahren, dass es meine kühnsten Hoffnungen und Träume übertroffen hat. Eine der überragendsten Segnungen in meinem Leben ist meine Ehe mit einer erwählten Tochter Gottes. Ich liebe sie von ganzem Herzen und ganzer Seele. Meine Schwingen sind auf dem Wind ihres Geistes getragen worden.1 Wir haben vor siebenundfünfzig Jahren im Salt-Lake-Tempel geheiratet, als ich Soldat im Zweiten Weltkrieg war und nicht wusste, ob ich lebend zurückkommen würde. Ihr starker, unerschütterlicher Glaube und ihre Unterstützung haben mein Zeugnis in schwierigen Zeiten gestärkt. Meine unvermeidliche ewige Reise, wird mit ihr an meiner Seite wunderbar werden, sollte mir dieser Vorzug gewährt werden.

Ein weiterer großer Segen in meinem Leben war, dass Kinder in unsere Familie kamen, obwohl wir dachten, wir könnten vielleicht nie Kinder bekommen. Unsere Freude ist durch unsere Enkel und Urenkel noch vermehrt worden. Das konnte nur durch die Macht eines Priestertumssegens geschehen.

Ich habe jedoch nicht nur Segnungen erfahren, sondern auch einige schwierige Herausforderungen und manches Herzeleid erlebt. Ich bin dankbar für das, was ich aus diesem Ungemach gelernt habe. Als junger Mann erlebte ich die Weltwirtschaftskrise, den Ruin der Banken, als so viele ihre Arbeit und ihr Zuhause verloren und hungerten. Ich hatte das Glück, einen Job in einer Konservenfabrik zu haben, wo ich 25 Cent die Stunde verdiente. Mehr war ich vielleicht nicht wert! Aber dadurch konnte ich meine Ausbildung finanzieren. Während des Zweiten Weltkriegs diente ich drei lange Jahre in der Armee. Einmal, als unser Schiff nahe daran war, in einem schrecklichen Sturm im Pazifik zu kentern, legte ich mein Leben in die Hand des Herrn und versprach ihm inbrünstig, dass ich, wenn ich überlebte, mich bemühen wollte, ihm mein Leben lang zu dienen.

Gelegentlich bin ich gestolpert und war weniger als das, was ich hätte sein sollen. Wir alle erleben diese schmerzhaften, schwierigen Entscheidungen, an denen sich unser Charakter zeigt und die uns ein höheres Maß an geistiger Gesinnung bringen. Sie sind das Getsemani unseres Lebens, das großen Schmerz, große Qual mit sich bringt. Manchmal sind sie so heilig, dass wir nicht öffentlich darüber sprechen. Es sind entscheidende Erfahrungen, die dazu beitragen, uns von unserem unredlichen Verlangen nach den Dingen der Welt zu reinigen. Wenn uns dann die Weltlichkeit wie Schuppen von den Augen fällt, sehen wir klarer, wer wir sind und welche Aufgaben wir im Hinblick auf unsere göttliche Bestimmung haben.

Demütig bestätige ich, dass diese vielen Erfahrungen zu der sicheren Erkenntnis geführt haben, dass Jesus unser Erretter und Erlöser ist. Ich habe seine Stimme gehört und seinen Einfluss und seine Gegenwart gespürt. Es war wie ein wärmender geistiger Mantel. Das Wunderbare daran ist, dass jeder, der sich gewissenhaft bemüht, die Gebote zu halten und seine Führer zu unterstützen, in gewissem Maß die gleiche Erkenntnis erlangen kann. Im Werk des Herrn dienen zu dürfen kann uns große Zufriedenheit und inneren Frieden schenken.

Das vereinte Zeugnis und der gemeinsame Glaube der frühen Mitglieder der Kirche brachten sie von Palmyra nach Kirtland und von Nauvoo ins Salzseetal. Dieser Glaube wird dieses Werk schließlich in der ganzen Welt aufrichten. Die Kraft, die von unserem Zeugnis und unserem Glauben ausgeht, bringt das Werk Gottes auf wunderbare Weise voran. Die Macht des Herrn zeigt sich in diesem Werk, wir sehen es an all dem Wunderbaren, das in unserer Zeit geschieht.

Präsident Gordon B. Hinckley präsidiert über die wahrscheinlich größte Anzahl glaubenstreuer Menschen, die es jemals auf der Erde gegeben hat. Ich bezeuge, dass er ein wahrhaft großer Prophet ist. Er braucht gläubige Jünger. Die große Stärke dieser Kirche beruht auf unserem gemeinsamen und unserem persönlichen Zeugnis, das aus unseren Prüfungen und unserer Glaubenstreue entstanden ist. Die Glaubenstreue der Heiligen hat bewirkt, dass dieses großartige Konferenzzentrum gebaut und an diesem historischen Tag im Namen des Herrn geweiht werden konnte. Es ist einzigartig in der Welt. Groß und wunderbar sind die Werke des Herrn in unserer Zeit. Als Volk sind wir noch nicht das, was wir sein sollen ­ wir sind noch weit davon entfernt. Ich hoffe jedoch, dass wir uns noch mehr anstrengen, ein rechtschaffeneres Volk zu werden, das würdig ist, weiterhin die Segnungen des Himmels zu empfangen.

Es ist wunderbar, wie schnell der Bau der Tempel in unserer Zeit voranschreitet. Durch die prophetische Vision von Präsident Hinckley haben wir nun viele Tempel, die in vielen Ländern der Erde stehen. Diese beachtliche Leistung wurde dadurch ermöglicht, dass die Mitglieder treu den Zehnten zahlen. Das wiederum hat den Herrn veranlasst, die Verheißung einzulösen, die er durch Maleachi gegeben hat: "Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der Herr der Heere, und wartet, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte."2 All diese herrlichen heiligen Gebäude sind ein Zeugnis unseres Glaubens, nämlich dass der Erretter die Fesseln des Todes zerrissen und uns den Weg bereitet hat, damit wir die Bündnisse eingehen können, die auch in der anderen Welt bindend sind.

Wie Alma kann ich bezeugen: "Alles sagt aus, dass es einen Gott gibt; ja, sogar die Erde und alles, was auf ihr ist, ja, und auch ihre Bewegung, ja, und auch alle Planeten, die sich in ihrer regelmäßigen Ordnung bewegen, bezeugen, dass es einen höchsten Schöpfer gibt."3

In einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith, von der ich weiß, dass sie wahr ist, gab der Erretter von sich selbst Zeugnis, nämlich: "Ich [bin] das wahre Licht, das jedem Menschen leuchtet, der auf die Welt kommt,

und . . . ich [bin] im Vater und der Vater [ist] in mir und . . . der Vater und ich [sind] eins."4

Der Herr hat verheißen: "Jede Seele, die von ihren Sünden lässt und zu mir kommt und meinen Namen anruft und meiner Stimme gehorcht und meine Gebote hält, wird mein Angesicht sehen und wissen, dass ich bin."5

Als ich vor vielen Jahren zum heiligen Apostelamt berufen wurde, war mein festes Zeugnis der Anlass, dass ich Folgendes bezeugte:

"Ich weiß, dass zum heiligen Apostelamt vor allem gehört, dass man ein persönlicher Zeuge für Jesus Christus, unseren göttlichen Erlöser, ist. Vielleicht eigne ich mich nur aufgrund dieser Bedingung für dieses Amt. Diese Gewissheit habe ich durch den unbeschreiblichen Frieden und die Macht des Geistes Gottes erfahren."6

Seit ich diese Berufung ange-nommen habe, ist diese Gewissheit weiter gefestigt worden, und zwar wegen meines unleugbaren Zeugnisses, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes.

Mein größter Wunsch ist es, bis ans Ende meiner Tage auf der Erde glaubenstreu zu sein. Dass wir alle treu bleiben mögen, erbitte ich im Namen Jesu Christi, amen.

FUSSNOTEN

1. Siehe 2 Nephi 4:25.
2. Maleachi 3:10.
3. Alma 30:44.
4. LuB 93:2,3.
5. LuB 93:1.
6. Generalkonferenz, Oktober 1978.

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