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Verfasser: Trzoska
Datum: Montag, den 28. August 2006, um 19:34 Uhr
Betrifft: Jesus aus Nazareth

>In der Tat ist es für Christen stets ein Problem, zu verstehen, warum der Gott des AT so anders ist, als der im NT. Ich weiß auch nicht genau, was ich davon halten soll. Dort muss ich noch einiges lernen.<

Dazu fällt mir ein, dass Jesus von Nazareth einfach einer von etlichen jüdischen Sektierern gewesen sein könnte. In der heidnischen Welt fand seine neue Lehre in modifizierter Form Anklang, aber bei den Hebräern war sie verwerflich. Jesus war bei ihnen wohl nur so lange gut, wie sie glaubten, dass er als der verheißene Messias sich daran machen würde, das "Volk Gottes" von den Besatzern zu befreien. Als er dann sagte, dass sein Reich nicht von dieser Welt wäre, zogen sich die Scharen von ihm zurück.
Die Biblischen Berichte erscheinen mir mit Joseph Smiths Geschichte im Hinterkopf als sehr suspekt. Etliche leicht beeinflussbare Menschen haben bei Joseph Smith behauptet, den Engel und die Platten gesehen zu haben, was sich dann als Luftnummer herausstellte. Um wieviel mehr muss ich da annehmen, dass in dieser noch abergläubischeren jüdischen Welt, die Menschen ihren Phantasien und Suggestionen durch andere aufgesessen waren. Die angeblichen Wundertaten werden banal, wenn man nach Indien hinüberschaut, wo solche Wundertäter an der Tagesordnung waren und noch sind. Auch in der Mormonenkírche treffen manchmal die Leichtbeeinflussbaren auf leicht charismatische Personen und beide bilden sich ein, dass sie die Macht Gottes zwischen sich gespürt haben.
Eine kleine Begebenheit aus meiner ausklingenden Hippyperiode (1970) macht es vielleicht deutlich: Ich hatte mich von den Drogen schon einige Zeit losgelöst und befand mich auf dem Yogi- und Meditationstrip. Ich ging dann einmal mit einem gewissen Sendungsbewusstsein in eine Hippykneipe, wo ein ebenso Langhaariger und Bärtiger wie ich eine Schar um sich gesammelt hatte und behauptete Jesus zu sein. Ich habe ihn mit einer Frage provoziert, worauf er zornig wurde und mir meine Hände zeigte, die an den Handgelenken die Narben von Nägelmalen aufwiesen. Er deutete in die Menge und ich sah, wie sich die Leute ohne es zu wissen zu einem Kreuz formierten. Das machte mich allein deshalb perplex, weil ich wusste, dass ich nüchtern war.
Das erinnert mich an eine Geschichte aus dem Buddhismus, die zeigen soll, wie leicht die Realität auch eine Täuschung sein kann: Ein Schausteller vollzieht den Seiltrick. Nachdem das Seil kerzengerade in die Höhe ragte, forderte er einen Jungen auf, hinaufzuklettern. Nachdem der Junge sich weigerte, wieder herunter zu kommen, stieg der Alte ihm mit einem Messer hinterher. Oben angekommen schnitt er ihn in Stücke und warf die Teile in die entsetzte Menschenmenge. Nach der Vorführung erklärte der Schausteller, dass alles gar nicht stattgefunden hätte. Kein Seil, kein Junge, der hinaufkletterte... Aber alle hatten es doch gesehen!
Ein Schulfreund, auch Hippy, war 1968-1970 zweimal für längere Zeit in Indien, um näher an der Drogenquelle zu sein. Als er zurückkam war er von seiner Opium/Heroinsucht befreit, nur weil ein Sadu ihm sagte, er solle aufhören. Er war voll von wundersamen Erzählungen, die er unter den Yogis und Sadus erlebt hatte. Heilige, die sich mit einer Tasse Tee ein Jahr lang einmauern ließen. Ein Yogi meditierte jeden Morgen am Strand, und die Elefanten kamen aus dem Dschungel um sich vor ihm zu verneigen. Ein anderer versorgte auf wundersame Weise alle anderen in der Runde aus der Luft heraus mit Fladenbrot. Ein weiterer reichte seinen Kot herum, der nach Blumen duftete. Zwei lagen regungslos seit Jahren in Neudelhi auf dem Marktplatz. Dass sie noch lebten, sah man an den immer noch wachsenden Haaren und Fingenägeln. Nur einige kleine Beispiele, die zeigen sollen, dass ein wunderwirkender Jesus in solchem Umfeld keine Katze hinterm Ofen hervorlockt.
Es ist auch alles eine Frage der Perspektive. Hier im Abendland aufgewachsen, verknüpfen die Menschen Gott immer mit Christentum, obwohl es, so wie ich es mittlerweile sehen muss, nur ein Auswuchs einer Religion ist, die dem Auserwähltheitswahn eines kleinen, unbedeutenden Volkes entsprungen ist, den Hebräern. Herausgebildet hat sich deren Religion aus Legenden und Fabeln, die ihre Parallelen auch bei anderen Völkern haben, nur dass sich die Schriften der Hebräer besser und länger gehalten haben.
Oder sehe ich etwas falsch; dann hilf mir!

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