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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 26. August 2006, um 16:16 Uhr
Betrifft: Limited Geography Theory = Limited Vision Theory

ich weiss, dass ich damit aus der Diskussion falle:

Ich persönlich halte es eher für ein Phänomen der Gruppenpsychologie, dass das Buch Mormon immernoch von Millionen Heiligen der Letzten Tage als Übersetzung eines antiken Dokuments verstanden wird.

Warum nur ?!
Ich persönlich habe kein Problem damit, dieses Buch trotz seines zweifelhaften Ursprungs, zusammen mit anderen Schriften in den (meinen persönlichen) Kanon der Heiligen Schriften der Menschheit aufzunehmen. Aber warum tun so viele scheinbar rationale Menschen es sich an, diesem hoffnungslosen Unterfangen "Historizität" die Treue zu halten?
Das Buch Mormon ist genau so wenig antik, wie Shakespeares Julius Cäsar und nicht realeren Ursprungs als Tolkiens Der Kleine Hobbit.
Dennoch bin ich bereit, dem Buch Mormon einen kaum mit diesen beiden Werken vergleichbaren Status einzuräumen.

Wenn die HLT bereit wären, ein Stück Relativismus zuzulassen, könnte das ihre Glaubenswelt sehr bereichern. Dies würde ein erster Schritt sein, nicht nur die Ansprüche der Kirche aus ihrem Elfenbeinturm und in die Welt zu entlassen, sondern auch den lebendigen Glauben an Gott in die Welt zu integrieren, anstatt Jahr um Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt die Inselbildung der Mitglieder zu nähren.

Schon vor über 10 Jahren hat Hartmut Weissmann in den "Betrachtungen - Mormonische Kultur und Geisteswelt" beklagt, wo denn, bitte schön, die deutschen mormonischen Dichter und Denker seien, mit ihrem Büchern und Studien und ihrer Kunst und Dichtung und ihrem Beitrag zur Gesellschaft. Er schlussfolgerte - völlig zurecht - dass sie wegzentralisiert worden seien. Ersetzt durch die Überkirche aus Utah. Kein deutscher B.H.Roberts, J.E.Talmage, H.B.Brown, H.Nibley, L.F.Anderson, V.T.Avery, L.Newell, D.M.Quinn, G.Palmer usf. - keine grossen deutschen mormonischen Feministinnen, Intellektuellen und Geistesmenschen. Die paar Lichter, die ich kenne wurden kleingehalten oder vergehen sich an ihrem Intellekt durch kognitive Dissonanz.

Es gibt die Vermächtnisse der "alten Mitglieder", die die Kirche in Deutschland vor und nach den Kriegen aufgebaut und mitgetragen haben. Sie hielten an der "eisernen Stange" fest bis zum Schluss und waren bereit, Opfer zu bringen, die heute nicht mehr von Mitgliedern erbracht werden und kaum noch nachvollziehbar sind.
Die Kirche in Deutschland mag auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblicken - ohne jedoch je eine wirkliche Geschichte zu haben, die von der Aussenwelt auch als solche verstanden würde.

Ich erinnere mich, dass in meiner aktiven Zeit die Kirche und die Gebote oft mit der Schnur des Drachens verglichen wurde, wärend das Mitglied der Drachen selbst sei, welcher ohne die Schnur nicht in der Luft gehalten, sondern abstürzen würde.
Tatsächlich ist der Drachen aber nie wirklich geflogen - er dachte nur, dass er es tut. Zwei Meter über dem Jungen, der ihn hinter sich her zieht, meint er, in Freiheit zu sein aber die wirklichen Lüfte hat er nie gesehen, weil der Junge dem Drachen und dem Wind nicht vertraut.

Die Freiheit der Lüfte ersetzt durch "Folgt dem Propheten, folgt dem Propheten, folgt dem Propheten, weicht nicht vom Weg ab!"

Meine Theorie ist, dass ein offizielles Anerkennen historischer Schwierigkeiten und ein Abwenden vom Literalismus und Hinwenden zu neuer Exegese die Insel HLT-Kirche mit dem Festland verbinden könnte - vielleicht nicht mit dem fundamentlistischen Protestantismus der USA, aber sicher mit dem Festland der erwachsen gewordenen Weltreligionen. Es würde ihr nicht ihre Unverwechselbarkeit rauben.
Ich vermute, dass der Glauben im Leben der Mitglieder durch eine gesundere Weltanschauung und Selbstbild zur Geltung käme.
An die Stelle, wo die Mitglieder vorher verbissen ihre Leitfäden und buchstäblich verstandenen Heiligen Schriften zitierten, könnte ein weises "Ich weiss nicht" treten und man würde anfangen zuzuhören - auch auf den Geist.

Also: wer glaubt daran, dass Jarediten, Lamaniten und Nephiten wirklich jemals existiert haben? Das trotz der Kenntnis der Beweislage heute noch anzunehmen ist völlig unvernünftig.

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