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Verfasser: Trzoska
Datum: Dienstag, den 8. August 2006, um 16:52 Uhr
Betrifft: Andere im Land?

Andere im Land?
Neben dem Sprachproblem gibt es auch noch das Problem der Bevölkerungsgröße im Buch Mormon. Die kleinen Einwanderergruppen in der Geschichte haben für eine Zivilisation ohne Hilfe von fortschrittlicher Medizin und Technologie für die Produktion von Massennahrungsmitteln eine unmögliche Vermehrungsrate. Lehis Gruppe und Muleks Nachfolger, die ungefähr 600 v. Chr. ankamen, hätten wahrscheinlich aus nicht mehr als dreißig bis fünfzig Erwachsenen im Kinder gebärenden Alter bestanden (siehe das Kapitel "Multiply Exceedingly: Book of Mormon Population Sizes," von John C. Kunich, in New Approaches to the Book of Mormon). Doch nach nur vierhundert Jahren erlitten allein die Lamaniten den Verlust von 3000 Männern in der Schlacht. Da die meisten Armeen einen Bruchteil der Gesamtbevölkerung repräsentieren, sieht man sich einer erstaunlichen Bevölkerungszahl in dieser Zeit gegenüber. Southerton bringt folgende Zusammenfassung der Zahlen aus Buch-Mormon-Schlachten:
Ungefähr ein Drittel des Buches Mormon ist einer ziemlich langweiligen Aufzählungen von Schlachten zwischen den Lamaniten und Nephiten gewidmet. Die aus diesen Konflikten entstandenen Verluste liefern fortwährende Hinweise auf die Größe dieser ausgesetzten Hebräerpopulation. Zum Beispiel kostet im Jahr 190 v. Chr. eine einzige Schlacht das Leben von 3000 Lamaniten (Mosiah 9:18). Um 90 v. Chr. kosten ähnliche Schlachten fast 20.000 Menschenleben (Alma 2:19). Es ist nicht ungewöhnlich, dass Zehntausende in einem einzigen Jahr im Buch Mormon erschlagen werden. Zusätzlich erwähnt das Buch die Abwanderung von Tausenden von Männern, Frauen und Kindern aus den Hauptzentren der Zivilisation in die „nördlichen Länder“.
…Während der letzten hundert Jahre der berichteten Geschichte fielen diese beiden Nationen in einer irrationalen Serie von Kriegen übereinander her, bei denen Hunderttausende erschlagen wurden. In der letzten Schlacht ungefähr 385 n. Chr. schlachtete eine massive Lamanitenarmee 230.000 nephitische Männer, Frauen und Kinder ab (Morm. 6). Die lamanitische Bevölkerung, die in der Lage war, eine Armee von solch einer Größe zu unterstützen, die in der Lage war solch ein Blutbad anzurichten, musste sicherlich zahlenmäßig in die Millionen gehen. (Losing a Lost Tribe, S. 12-13)
Um diesem offensichtlichen Dilemma der Bevölkerung aus dem Weg zu gehen, behaupten HLT-Apologeten, dass die einheimischen Völker sich den Jarediten und Lehiten anschlossen, was somit ein schnelleres Wachstum erlauben würde, als sie auf andere Weise zu Stande gebracht hätten. Southerton zeigt die Probleme für HLT-Apologeten auf, die so argumentieren, dass die Jarediten und Lehiten sich mit eingeborenen Völkern vermischt hätten. Das Buch Mormon erwähnt einfach keine anderen Gruppen:
Eine wichtige Konsequenz aus dieser Zusammenpressung der Geographie und aus der Anerkennung der Anwesenheit von Nicht-Buch-Mormon-Völkern ist, erklären zu müssen, wie die großen Mengen von eingeborenen Völkern, die in ganz Amerika lebten, sich gegenseitig mit denen beeinflussten, die im Bericht der Goldenen Platten beschrieben werden. Unglücklicherweise bietet das Buch Mormon wenig Hilfe in dieser Beziehung. Es gibt keinen Hinweis in dem Bericht, dass die jareditischen oder lehitischen Gruppen mit irgendeinem eingeborenen Volk in Kontakt kamen, deren Ursprung nicht in dem Buch berichtet werden konnte… (Losing a Lost Tribe, S. 159-160)
HLT-Gelehrte anerkennen, dass Lehis Gruppe eine kleine Kolonie war, als sie landete, aber sie argumentieren, dass sie bald einheimische Völker in ihre Gesellschaft aufnahmen. Sie behaupten, dass sich viele dieser Völker wahrscheinlich den Lamaniten anschlossen, was ihr rapides Wachstum erklären würde. Somit muss die Bezeichnung „Lamaniten“ nicht unbedingt bedeuten, dass man ein Nachkomme Lamans war. Brent Metcalfe begegnet in seinem Artikel "Reinventing Lamanite Identity" diesem Argument:
Tatsächlich offenbart ein sorgfältiges Lesen des Buches Mormon, dass die Erzählung nichts über einheimische „andere“ sagt und sie tatsächlich prophetisch ausschließt…
Wo die Abstammung identifiziert ist, führen alle Völker nach den Jarediten – Nephiten und Nicht-Nephiten, gute und böse, Gruppen und Einzelpersonen – ständig ihren Stammbaum auf die ersten israelitischen Einwanderer zurück. Ammon sagt zum Beispiel, dass er „ein Nachkomme Zarahemlas“ ist (Mosiah 7:13; siehe auch V. 3), der „ein Nachkomme Muleks war und derer, die mit ihm in die Wildnis kamen“ (Mosiah 25:2), und Mulek war „der Sohn Zedekiahs“, des jüdischen Königs (Hel. 6:10; vgl. Omni 1:15). Der nephitische Dissident Coriantumr „war [auch] ein Nachkomme Zarahemlas“ (Hel. 1:15)…
Der Lamanitenkönig Lamoni, so erfahren es die Leser, ist „ein Nachkomme Ishmaels“ (Alma 17:21; vgl. V. 19). Jahrhunderte, nachdem die Lehiten in ihrem neuen verheißenen Land landeten, hatte ein Gruppe von Lamaniten, „die sich dem Volk des Herrn anschlossen“, keine nephitischen Abtrünnige unter sich, „aber sie waren tatsächliche Nachkommen von Laman und Lemuel“ (Alma 56:3).
Die Bezeichnung Lamanite bezieht sich nicht zwangsläufig auf einen Nackommen Lamans, auch Nephite nicht auf einen Nachkommen Nephis – sondern sie werden von den Buch-Mormon-Erzählern allgemein als Israeliten beschrieben…
Buch-Mormon-Lesern wird von keinem einzigen Nephiten oder Lamaniten erzählt, der von anderen als von Israeliten abstammte… [HLT-Gelehrte] müssen dennoch zwingend erklären, warum alle Buch-Mormon-Gestalten – einschließlich Gott – anscheinend nichts über die Horden von einheimischen Menschen wissen, die die Theorien der Revisionisten erfordern; warum ist Joseph Smiths Offenbarung des Buches Mormon vertrauenswürdig genug, um daraus eine detaillierte begrenzte Geographie abzuleiten, und dennoch sind seine Offenbarungen über die amerindianische Identität und Ursprünge beschädigt, wenn nicht sogar irrig; und warum sollte ihr Wort mehr zählen als das der HLT-Propheten auf der einen und der weltlichen Gelehrten auf der anderen Seite. ("Reinventing Lamanite Identity," von Brent Lee Metcalfe, Sunstone, März 2004, S. 21-23)
Auf dem Sunstone-Symposion, August 2004, stellte David Anderson ein Papier mit dem Titel "The Secrets of Nim’s [Necessary, Inferred Mayans]: When the Book of Mormon was Dictated, Were There ’Others’ in it?" vor. Er skizzierte die vier Stufen, durch die die Verteidiger gehen müssen, wenn sie versuchen, das Buch-Mormon-Volk zu identifizieren:
1.      Die ursprünglichen Mormonen lehrten, dass alle amerikanischen Indianer Israeliten sind und von Lehi abstammen.
2.      Als die Forschung begann, auf Asiaten als Vorfahren der amerikanischen Indianer hinzuweisen, revidierten die Mormonen ihre Behauptungen, indem sie sagen, dass es andere in dem Land gegeben haben könnte, aber sie vermischten sich nicht mit den Israeliten.
3.      Als die Bevölkerungszahlen im Buch Mormon genauer unter die Lupe genommen wurden, wurde behauptet, dass andere im Land sich mit den Lamaniten (und möglicherweise mit den Mulekiten) vermischten und somit das enorme Wachstum ermöglichten.
4.      Nun, da durch DNA nachgewiesen worden ist, dass fast alle amerikanischen Indianer aus Sibirien abstammen, behaupten HLT-Verteidiger, dass die Nachkommen Lehis durch Mischehen ihre Identität verloren. (Meine Zusammenfassung seiner Punkte, nicht sein spezieller Wortlaut. Eine Kassette von der Rede kann unter http://www.sunstoneonline.com bestellt werden.)
Wenn die Israeliten des Buches Mormon in einem schon bevölkerten Land landeten, warum gibt es gibt es darin keinen Hinweis auf diese anderen Völker? Gab es keine Schlachten um die Vorherrschaft, die erwähnenswert waren? Keine Bekehrungsgeschichten von diesen „anderen“, als sie sich dem Gott Israels zuwandten? Mit Sicherheit hätten die verschiedenen heidnischen Gruppen, denen sie begegnet wären, die Lehis Gruppe zahlenmäßig übertroffen hätten und alle verschiedene Sprachen sprachen, ein oder zwei Zeilen verdient. Sollen wir glauben, dass diese Heiden sich demütig der kleinen Gruppe von Israeliten anschlossen? Durch das ganze Alte Testament gibt es Hinweise auf Zivilisationen, die die Israeliten umgaben, und auf ihre Schlachten. Warum gibt es im Buch Mormon keine ähnlichen Hinweise?

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