Beitrag 2 von 9 zum Thema Inwiefern,...... |
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Verfasser: René Urban Datum: Montag, den 16. April 2001, um 6:02 Uhr Betrifft: Der EinfluÃ
Hi Marcus,
als ich von der Kirche noch nichts wuÃte, war ich ein überzeugter Atheist, dachte ich jedenfalls. Die Missionare kamen zu mir nach Hause und verbreiteten in meiner Wohnung eine Atmosphäre, die ich vorher nicht kannte. Alles war so freundlich und einfach. Ich habe sie hineingelassen, weil ich neugierig war. AuÃerdem waren es ein Amerikaner und ein Schweizer und schon allein diese Zusammenstellung lieà mich dazu bewegen, mir anzuhören, was sie mir zu sagen hatten. Jedenfalls schafften sie es innerhalb kürzester Zeit, mich zur Kirche zu bekehren, obwohl in meinem Elternhaus immer alles abgelehnt wurde, was mit irgendeiner Kirche zu tun hatte. Ich muà noch dazu sagen, daà ich durch die ersten Besuche der Missionare mein Leben total umgestellt hatte. Ich war ein starker Raucher und habe regelmäÃig Alkohol und Kaffee zu mir genommen. Vorher habe ich schon mehrfach versucht, mit dem Rauchen aufzuhören aber erst nach dem Besuch der Missionare klappte es von heute auf morgen. Auch mit der Trinkerei war für immer SchluÃ. Mit der Zeit kamen immer häufigere Besuche auch von Mitgliedern. Bei den ersten Besuchen in der Gemeinde fühlte ich mich so elend, weil ich nicht zu dieser Gemeinschaft gehörte, in der alle so freundlich und höflich waren. Ich versuchte, so schnell als möglich, dazuzugehören. Alles schien perfekt. Jeder half jeden. Wenn jemand umzog, waren gleich eine Handvoll Brüder zur Stelle, die kräftig mit anpackten und alles organisierten. Auf mich war der Einfluà so stark, daà ich alles glaubte, ohne zu hinterfragen. Für die Anderen (Mitglieder) waren die neuen Dinge selbstverständlich und man nahm eben alles hin. Niemand hat in den sonntäglichen Versammlungen wirklich Fragen gestellt. Es strömten so viele neue Informationen auf mich ein, daà ich gar nicht daran dachte, irgendwelche Zweifel zu hegen. Ich war nur damit beschäftigt, das Buch Mormon und den Stern und die Leitfäden und die Bibel... zu lesen. Es verging keine Woche, in der ich keinen Kontakt zur Kirche hatte. Einmal kam sogar der Pfahlmissionar im strömenden Regen mit dem Fahrrad zu mir. Er muÃte 20 Km mit dem Fahrrad fahren, nur um mich zu belehren. Die Missionare kamen fast täglich zu mir. Es war schon beeindruckend, mit welchem Aufwand um jedes neue Mitglied gekämpft wird. Die Gemeinschaft erschien mir als AuÃenstehenden perfekt. Niemand war alleine mit seinen Problemen, für die Kinder und Jugend gibt es hervorragende Programme, alle sind höflich, freundlich und lächeln jeden Sonntag... bis man anfängt und kritische Fragen stellt, dann fängt die Fassade an zu bröckeln. Ich nehme an, daà heute noch mindestens ein Drucker dieses hier druckt, damit das Dokument erst mal zu meinem Bishof gelangen kann. Hallo Olaf, ich grüÃe dich !
So ist das mit dem EinfluÃ. Ich kam erst nach einigen Jahren dahinter, daà alles, was in dieser Gemeinschaft geschieht, mit Beeinflussung und Psychologie zu tun hat. In der Kirche heiÃt es: jeder, der neu in die Kirche kommt, braucht einen Freund und eine Aufgabe. Alle scheinen, deine Freunde zu sein und vor Aufgaben kann man sich nicht mehr retten. Wer nicht nein sagen kann, wird gnadenlos mit Aufgaben überhäuft. Wer nein sagt, hat das Evangelium nicht verstanden, denn alle Berufungen kommen von Gott. Und wer will es sich schon mit ihm verscherzen. Es ist ein fast perfekt ausgeklügeltes System.