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Seite erstellt am 26.4.24 um 1:42 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Sonntag, den 28. Mai 2006, um 18:56 Uhr
Betrifft: Über Insolvenzen, aber insbesondere über Selbstmorde

> Utah ist seit 2002 bis zum heutigen tag unagefochten auf Platz 1 der haushaltspleiten in ganz usa hier ein link man beachte besonders die statistik:
> http://deseretnews.com/dn/view/0,1249,595072079,00.html

Wow, das sind ja fast 3% aller Haushalte. Dass es so viel ist, überrascht aber schon. Das bedeutet ja auch, dass in Utah jeder Haushalt durchschnittlich aller 35 Jahre einmal überschuldet ist. Oder dass ein Utahner zweimal im Leben persönliche Insolvenz anmelden muss. Das ist schon gewaltig.

> Weiterer Rekord die höchste selbstmordrate in ganz usa:
> http://deseretnews.com/dn/view/0,1249,635201873,00.html

Um genau zu sein: Die höchste Selbstmordrate bei den 15 bis 24-Jährigen. Ausgerechnet da. Dabei sollte ein kleines Details beachtet werden, das im Artikel nur in einer Grafik versteckt ist: Die Rate und Versuchsrate ist in ländlichen Gegenden höher als in städtischen Gegenden, sie ist also dort besonders hoch, wo auch die Mormonen (gleich welcher Gruppe) besonders stark sind.

> Inaktive und ehemalige mormonen nehmen sich am häufigsten das leben:
> http://aje.oxfordjournals.org/cgi/content/full/155/5/413

Also ich halte diese Studie und damit auch deine Schlussfolgerung für wenig stichhaltig. Und das auch mehreren Gründen, die mir schon bei nicht eingehenderer Prüfung auffallen. Zuerst einmal wurde die Studie von einem HLT und unter Zuhilfenahme von HLT-Angestellten erstellt. Ob dies einen Einfluss auf das Ergebnis hat ist wohl schwer zu ermitteln, zumindest ist es suspekt. Zweitens sind die Daten schon recht alt und sie widersprechen den neueren aus dem zuvor angeführten Artikel. Drittens betrachtet die Studie ausschließlich Männer, wo die Studie selbst darauf hinweist, dass es solche Korrelationen eigentlich nur bei Frauen geben soll und außerdem jeder weiß, dass die größeren mentalen Probleme Frauen haben, die nach mormonischer Tradition vor allem als Gebärmaschinen fungieren sollen. Viertens die Feststellung der Aktivität allein anhand des Priesterschaftsamtes. Das mag bei den 12 bis 20-jährigen noch einigermaßen  genau sein, aber bereits da fallen die mit mentalen Problemen belasteten Jugendlichen in die inaktive Gruppe, weil sie oft erst viel später das Priestertum erhalten, falls überhaupt, auch bei eigentlicher Aktivität. Die Studie gleicht das nicht mit Eigenangaben ab. Fünftens würde die Studie nahelegen, dass nur etwa 20% der Bevölkerung Utahs als HLT-aktiv gelten kann, bei 70% Bevölkerungsanteil (1990), was m.E. ausgemachter Blödsinn ist. Damit lässt sich also eine Menge schön rechnen. Sechstens und sehr wesentlich ist bereits die Studien-Prämisse, Nicht-HLT mit nicht-religiös gleichzusetzen in den religösen USA und erst recht im mormonischen Utah absoluter Blödsinn, weil insbesondere die Nicht-HLT-Mormonen sehr viel stärker religiös aktiv sind als die HLT-Mormonen. Nichtmormonische Religionen verzeichnen dort aufgrund der mormonischen Ãœbermacht ebenfalls eine höhere Aktivität. Damit ist das Studienziel, nämlich eine Signifikanz oder Nicht-Signifikanz von religöser Aktivität als Indikator für Selbstmordgefährdung aufzuzeigen sowieso schon von vornherein ausgeschlossen, denn die reine zahlenmäßige Dominanz der HLT in Utah macht über den Rest noch gar keine Aussage und kann das Problem nicht adequat ausgleichen.

Also du siehst, nur vom Kurzen überfliegen der Studie werfen sich mir ausreichend Fragen und Bedenken auf, um diese Studie als nicht signifikant zu klassifizieren.

Tut mir leid, dass ich so hart mit deiner Aussage ins Gericht gehen muss, aber das nutzt nun mal nichts.

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