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Beitrag 3 von 5
zum Thema Die Glühbirne
Seite erstellt am 19.4.24 um 14:27 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 15. April 2001, um 6:28 Uhr
Betrifft: Dies und das

Markus schrieb u.a.:

>Wie sieht Missionsarbeit(neben den jungen Männern, die auch hier in meiner Stadt immer wieder auftauchen) aus. Konkret, wie wird diese von Mitgliedern der HLT ausgeführt?

Alle (mal von Säuglingen abgesehen) werden ständig zu Thema "Missionsarbeit" berieselt sprich indoktriniert. Es gibt regelmäßige Themen dazu in allen Kirchenleitfäden also auch Klassen. Ständig werden in den Unterrichten Bezüge dazu hergestellt. Ständig geben Mitglieder, insbesondere die Führungskräfte Ansprachen zu diesen Thema. Ich behaupte aus 23 Jahren Mitgliedschaft bei den Mormonen, es vergeht kein Sonntag ohne eine Erwähnung des Themas. Selbst in der Woche ist es Thema, so z.B. immer wieder während der "Familienabende" (oder auch Familienheimabend) am Montag. Hier ist es auch Thema. Mitglieder werden immer wieder daran "erinnert", daß sie diesen Abend machen sollen (Gebet, Gesang, Leitfadenthema etc.). Sie werden auch ständig daran "erinnert" jeden Tag in der Schrift zu "studieren". Sie geben sich ständig gegenseitig "Zeugnis" davon (in ihren Klassen, Zusammenkünften, Jugendklassen, Zeugnisversammlungen etc.) welche "Segnungen" sie durch das "Zeugnisgeben" haben, welche Erfolge sie dabei haben. "Zeugnis" und Missionsarbeit hängen direkt zusammen. Sie verstehen es als ihre "Pflicht." Du erlebst es selbst hier dann und wann, sie bringen, von äußerst wenigen Ausnahmen abgesehen keine Argumente, sondern geben in ihrem missionarischen Eifer (Fanatismus im ursprünglichen Sinne) ihre Botschaft (siehe das letzte Beispiel vom rollenden Stein von "Norbert"), habe ihre Pflicht getan und verschwinden wieder im Nirvana des Webs.
Kleine Kinder werden regelmäßig angehalten sich auf "ihre" Mission vorzubereiten, sollen Geld sparen etc. Sie singen immer wieder den Hit der Missionsarbeit: "Ich möchte einmal auf Mission gehen, wenn ich ein Ende größer bin ..." Viele begleiten die sog. "Vollzeitmissionare" auf vereinzelte Termine (Mitgliedermissionsarbeit). soll effektiver sein. Manche werden sogar zu sog. "Pfahlmissionaren" berufen. Belehren Nichtmormonen auf örtlicher Ebene in ihrer Freizeit, belehren neue Mitglieder z.B. die Folgediskussionen.
Die Kirchenführung versteht es sehr geschickt dieses Thema ständig am köcheln zu halten, so ist auch immer wieder Thema bei den halbjährlichen "General Konfenenzen", gerade gelaufen vor zwei Wochen. Innerhalb von 2 Tagen ist es immerwiederkehrendes Thema der Redner. Dieses Mal wurden die Mitglieder wieder daran sehr deutlich erinnert sich z.B. darauf vorzubereiten als Rentnerehepaare eine "Vollzeitmission" zu erfüllen. Es ist ihr Leben! Wobei es gibt eine Zweiklassengesellschaft: Eine große Minderheit die es tatsächlich tut, oder zumindest davon redet, und eine Gruppe die mit dem Thema in Ruhe gelassen sein will. Es ist z.B. in diesem Zusammenhang höchst interessant ihre sog. monatlichen "Fast und Zeugnisversammlungen"(jeweils erster Sonntag im Monat) von der Gruppendynamik her zu beobachten, am besten noch so drei Monate hintereinander. Ensthaft! Da "erlebst" Du Mormonismus pur: Es sind i.d.R. immer diesselben Leute die ihr "Zeugnis" geben ... von z.B. der "Wahrheit", ihren Segnungen, und ihrer "Mission."

Zuletzt sei gesagt, daß dies alles immer wieder unter dem Motto (ritualhaft) angesprochen wird: "Jedes Mitglied ein Missionar!", sagt alles denke ich. Gesagt von einem ihrer Präsidenten, David O. McKay. Dies war nach dem 2 WK das Thema, McKay brachte dieses Thema immer wieder auf die Tagesordnung, Anfang der 60er wurde daraus Aktionismus ... wäre ständig Thema, es wurde sogar ein Film gemacht "Every Member a Missionary" etc. Wobei dies McKays Steckenpferd war, bereits seit mindestens 1923 wurde er nicht Müde diesen Slogan von sich zu lassen.

Sehr beliebt sind "motivierende" Aufforderungen der Mormonen untereinander, insbesondere ihrer Führer: "Wenn jedes hier anwesende Mitglied nur (!) einen Menschen dieses Jahr zur Kirche bringen würden, dann würde die Gemeinde, Pfahl etc. um das zweifache wachsen. Wenn diese dann ... etc. Pyramidenmethode. Funktioniert zwar nie, aber in der Theorie so schön einfach ...

Und das "System" funktioniert: Recht stetige Zahlen zeigen, daß um die 32% der indoktrinierten, getauften HLT (männlich) tatsächlich später Vollzeitmissionare werden. Wobei sie noch "unterwegs" zu viele potentielle Missionare "verlieren", denn ca. 79% der 12-jährigen werden zu sog. "Diakonen" odiniert, mit 14 noch ca. 70% zu "Lehrern" im Priestertum, und ca. 58% werden "Priester" mit 16 (Kirchenstudie von 1991, aus Sunstone 16:3, Nr. 60). Wenn sie dann mit 18, 19 "Älteste" im "Melchizedekischen Priestertum" werden um dann anschließend auf Mission zu gehen (19-21 J.), dann gehen eben nur noch 32%. Druck? Gruppendruck für viele (einige?) von denen die gehen? Schwer zu sagen, prozentual. Jedenfalls zu viele. Hatte gerade in den letzen 4 Wochen zwei Gespräche mit neuen "Ältesten" die mir, von sich aus, sagten sie würden "wohl" nicht auf Mission gehen, wollen nicht, sprachen aber beide unabhängig voneinander (zwei unabhängige Gespräche) von massiven Druck den sie verspürten, manche Mitglieder würden sie ständig darauf ansprechen, die Eltern, der örtliche Bischof würde sehr geschickt sie "interviewen", ihnen suggerieren den "Herrn zu fragen", einer bekam in einem Segen "gesagt", daß der Herr von ihm "erwartet, daß es auf Mission geht ... die Seelen warten auf Dich." Manchmal subtil, manchmal recht plump.

Anders ausgedrückt: Das Ganze hat System.

>Welchen Stellenwert haben christliche Feste wie jetzt z.B. Ostern etc. in der HLT?

Gute Frage. Nicht einfach zu beantworten. Bin fast geneigt zu sagen: Z.T einen hohen Stellenwert, zum anderen: Gar keinen!

Hängt vom "chrsitlichen Fest" ab. Die ganzen "Randfeiertage" (Gründonnerstag etc. etc. haben im Mormonismus null Bedeutung. Ostern und "Weihnachten" haben eine hohe Bedeutung ... in mormonischer Art wohlgemerkt. Auch faszinierend zu beobachten, ritualhaft gibt die "Erste Präsidentschaft" jedes Jahr ihre Oster- bzw. Weihnachtsbotschaften (besser Presseerklärungen) heraus (Osterbotschaft gerade diese Woche wieder veröffentlicht). Haste eine gelesen, haste alle gelesen. Jedoch: Man denke nicht zu z.B. Ostern oder Weihnachten gäbe es "besondere" Gottesdienste (Mitternachtsmette o.ä.). Die Versammlungen werden wie immer abgehalten, die Ansprachen und Lieder werden je nach Örtlichkeit auf das "Fest" abgestimmt ... oder auch nicht. Ganz verschieden. Man erlebt die ganze Bandbreite, so z.B. ein Ostersonntag mit z.B. Kreuzigungs- bzw. Auferstehungsthema in einer Versammlung, zwei, drei Ansprachen passend in der Abendmahlsversammlung. Ebenso, abhängig von jeweiligen Gusto der örtlichen "Führer" habe ich es gelegentlich erlebt, daß z.B. das "Osterthema" in nicht einer Ansprache erwähnt (!) wurde. Themen wie "Zehntenzahlen", Missionsarbeit etc, hingegen schon. Erinnere mich auch an einige Sonntage zu Ostern oder Weihnachten, wo mehr über z.B. Joseph Smith u.ä. gesprochen wurde, wie das eigentliche "Festthema". Interessant finde ich es dabei, daß es Mormonen gibt, aus meiner Erfahrung (bezogen auf Deutschland) eine kleine Minderheit, die z.B. Weihnachten am Abend oder um Mitternacht die "Konkurrenz" aufsuchen. Amüsant. Hoffe das hilft.

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