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zum Thema Schaut mal
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Verfasser: Gunar
Datum: Samstag, den 14. April 2001, um 12:02 Uhr
Betrifft: Märchen

> Zu einem Glauben zu stehen finde ich ja ok.  Ein Märchenbuch als Glaubensgrundlage zu haben finde ich jedoch lächerlich. Da kannst Du ja genau gleich an den Weihnachtsmann und den Osterhasen glauben.

Das ist ein interessantes Stichwort und eine treffende Parallele. Märchen werden Kindern ja erzählt, nicht nur um sie zu beschäftigen, sondern damit sie eine Moral für den Alltag lernen, und auch um mit alltäglichen Situationen umzugehen. Dazu muss das Kind natürlich lernen, die Inhalte zu abstrahieren und auf den Alltag zu übertragen. Wenn das Kind noch klein ist, ist es noch nicht so weit, aber die Geschichten prägen sich mitsamt der dahinter liegenden Moral tief ein. Wenn das Kind lernt zu abstrahieren, werden die märchenhaften Züge durchschaut und abgelegt, meist aber verbleibt die Moral der Geschichte. Manche Eltern missbrauchen die Aufnahmefähigkeit und das Vertrauen des Kindes, indem sie die Märchenfiguren zu ihren Rächern erklären, wohl weil sie überfordert sind. So hat der Weihnachtsmann in Deutschland eine Rute, und in seinem dicken Buch ist die Unartigkeit des Kindes aufgezeichnet und er bringt nichts, wenn das Kind unartig ist. Diese Drohungen ziehen natürlich nur so lange, wie das Kind noch nicht des Abstrahierens mächtig ist und den mythodologischen Anteil ausfiltern kann. Doch mit der Zeit durchschaut das Kind die Mythen und verbannt eine nach der anderen in eben dieses Reich, obwohl die neugewonnene Erkenntnis mitunter auch schmerzhaft ist. Aufgeschlossene Eltern unterstützen diesen Entwicklungsprozess ihres Kindes.

Nun gibt es einige Menschen, die einige Märchen niemals durchschauen, und daran festhalten. Mag sein, dass die Eltern den Mythos selbst nicht durchschaut haben, mag sein, dass sich das Kind den Schmerz der Erkenntnis sparen möchte, mag sein, dass die geistige Kapazität des Kindes erschöpft ist, um auch komplexere Märchen zu abstrahieren, mag sein, der Glaube an die Eltern und/oder der Respekt vor ihnen zu gross ist, mag sein, dass andere Abhängigkeiten ausschlaggebend sind. Anstatt die Moral aus dem Märchen heraus zu abstrahieren und an zu wenden, wird das Märchen selbst zur Realität und wird gepriesen und verteidigt. Diese Märchen halten sich besonders hartnäckig im religiösen Umfeld.

Nun ist es relativ harmlos, an ein Märchen zu glauben, so lange man einen verantwortungsbewussten Vormund hat. Doch gerade in der Religion wechselt aufgrund des Alters der Vormund von den Eltern zu einem (oder mehreren) anderen Führer(n), die dann auch meist weniger verantwortlich mit ihrer Macht über Menschen umgehen, als dies die meisten Eltern bei ihren Kindern tun. Diese Verantwortungslosen drohen dann mit Strafen, die so einschüchternd (für den wahrhaft Gläubigen) sind wie Bestrafung oder Liebesentzug durch den Weihnachtsmann. Der so erzeugte psychische Druck wird dann zur Unterwerfung des Willens einer Person genutzt, wie dies manche Eltern auch tun, um Gehorsam einzufordern.

Diese Märchen–Strafe–Liebesentzug–Methodik kommt bei den HLT-Mormonen zur Anwendung, das gesamte System ist darauf aufgebaut.

Das ist das Schlimmste, was Eltern ihren Kindern antun können: ihnen das kritische und analytische Denken (aktiv oder passiv) vor zu enthalten, durch das die umfassend abstrahieren lernen können.

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