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Verfasser: Pyren
Datum: Donnerstag, den 2. März 2006, um 22:32 Uhr
Betrifft: Mormonismus = Evolution

Hallo,
ich habe im letzten Semester in einem Seminar viel zum Thema "Intelligent Design" vs. Evolutionstheorie gelernt und kenne daher die Grundzüge der beiden Lehren.

Meiner Einschätzung nach setzt sich die Kirche nicht für Intelligent Design ein, weil ihre Lehren im Grund evolutionär sind.

Schon der Begriff "ewiger Fortschritt" deutet an, dass die HLT-Lehre evolutionäre Züge aufweist:
- Die Idee, dass Menschen selbst Götter werden und auf anderen Planeten Menschen zeugen, die wiederum Götter werden;
- Die Tatsache, dass Gott nicht die Welt erschaffen, sondern aus vorhandenem Material geformt hat,
- Das Konzept des himmlischen Vaters und der Himmlischen Mutter, die ebenso in eine ewige Ahnenreihe von Göttern eingebunden sind

All diese Vorstellungen entsprechen vielmehr der Evolutionstheorie als der Vorstellung einer biblischen Schöpfung. Die Kirchenleitung hat auch des öfteren betont, dass ihre Lehre keine großen Widersprüche zu den naturwissenschaftlichen Fakten der Evolutionstheorie darstellt.
Während Bibelfundamentalisten ihr 7-Tage Modell oft den naturwissenschaftlichen Fakten entgegenstellen, fügen sich im Mormonismus Gottesbild und Realität in ein schlüssiges Gesamtbild.

Der Grund für dieses Weltbild ist einfach die Entstehungszeit von Judentum und HLT:
Als die biblischen Schöpfungsberichte geschrieben wurden, ging man noch von einer flachen Erde, einer "Glaskuppel", die das Urmeer von der Erde trennte, und deren Fenster den Regen reinließen.
Joseph Smith übernahm häufig Vorstellungen aus seiner Zeit. Zwar hatte Darwin die "offizielle" Evolutionstheorie noch nicht entwickelt, aber die grundsätzlichen Ideen waren schon längst vorhanden und sozusagen "in der Luft". (Schon Aristoteles hatte die Evolutionstheorie im Grunde in seinem Werk "Physik" beschrieben und sie abgelehnt) Auch ansonsten hat Joseph Smith ja viele Ideen seiner Zeit übernommen, u.A. die "Lost tribe" Theorie, nach der die Indianer von den Israeliten abstammen, oder die "Kainsmaltheorie", nach der dunkle Hautfarbe eine Strafe Gottes für Vergehen ist.

Insofern ist Mormonismus einfach "moderner" und realitätsnäher, weil er später entstanden ist und modernere Erkenntnisse in sein Weltbild integrieren konnte als die Bibel, die, mit Verlaub, hoffnungslos veraltet ist, was naturwissenschaftliche Aussagen angeht.
Umgekehrt ist auch das Buch Mormon heutzutage hoffnungslos veraltet, spätestens seit der "DNA vs. the book of Mormon" Debatte würde heutzutage sich kein "moderner Prophet" mehr dazu trauen, eine Geschichte darüber zu schreiben, dass Indianer von Israeliten abstammen, wenn sich dies eindeutig wissenschaftlich widerlegen lässt.
Ein moderner Prophet und Sektengründer heutzutage müsste sich also was neueres ausdenken...
Also, die Nadel gespitzt und ran an die goldenen Platten... (und Copyrightrechte bedenken!)

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