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Verfasser: Gunar
Datum: Montag, den 20. Februar 2006, um 22:19 Uhr
Betrifft: Schulterschluss zwischen NSdAP und Mormonen

Weil du dich momentan so an Brigham Young hochziehst und die armen Mormonen so verfolgt wurden, lieber Tempelritter, möchte ich nochmal auf einen Punkt etwas näher eingehen, den ich in meiner Antwort angeführt hatte - das Verhältnis zwischen NSdAP und HLT-Kirche. Der aufrichtige aber unwissende Mormone mag glauben, dass es da keine weiteren Berührungspunkte gab, als dass eben ein guter Teil der führenden HLT-Mitglieder auch Mitglied in der Nationalsozialistischen Partei waren. Aber das war eben nicht alles. Der ranghöchste Mormonenführer in Nazideutschland war der Missionspräsident Alfred C. Rees. Er war ein begeisterter Anhänger der Rassentheorien der Nazis, der Familienforschung, der Körperertüchtigung, der Familienwerte, alles gute arische Traditionen und auch mormonische Werte. Eine Deckung, die die HLT-Mormonen sehr wohl für ihre Missionierungsanstrengungen im Deutschen Reich zu nutzen wussten. Sie überschwemmten das Dritte Reich mit ihren jungen Missionaren und bejubelten in ihrer heimischen Presse (also in Utah) die vorzüglichen mormonische Werte, diein Deutschland gelebt wurden. Einige gingen sogar so weit, dass sie aaronisches und melchisedekisches Priestertum mit der SA und der SS verglichen. Den einzigen Widerstandskämpfer aus mormonischen Reihen, den gerade einmal 17-jährigen Helmuth Hübener, exkommunizierten sie ganz schnell nach seiner Verhaftung durch die Gestapo, und das völlig ohne Kirchengerichtsverfahren, aber mit Zustimmung des Westdeutschen Missionspräsidenten, denn ein Mormone konnte ja nicht hingerichtet werden, nein, das ging nun wirklich nicht, aber einen Exmo, das ging schon. Derart waren also die Zustände im Deutschen Reich, da kam der Missionspräsident der Ostdeutschen Mission Alfred C. Rees, ein Amerikaner deutscher Abstammung, als höchster Repäsentant der HLT-Mormonen auf die Idee, dass die Zusammenarbeit zwischen NS-Staat und Mormonenkirche intensiviert werden müssten. Also ging er bei der NSdAP für die Mormonen werben und es gelang ihm nicht nur, 1939 einen ganzseitigen Artikel im Völkischen Beobachter, dem NS-Parteiblatt, zu platzieren, sondern die NSdAP auch noch zu überreden, auf Parteikosten eine achtseitige Broschüre mit dem Titel "Im Lande der Mormonen" für seine Missionare drucken zu lassen. Die Mormonenmissionare benutzten dieses Pamphlet fortan gern für ihre Missionsarbeit, wirkte es mit dem Hakenkreuz vorn drauf doch recht offiziell und öffnete sicher Türen, die ohne Swastika wohl verschlossen geblieben wären. Abgebrochen wurde dieses Treiben dann nicht von der HLT-Kirche, sondern von der NSdAP, die bekam nämlich kalte Füße ob der Sorge, es könnte der Eindruck einer zu engen Verbandelung von Nazis und Mormonen entstehen. Die Nationalsozialisten verboten dann die weitere Verbreitung dieser Broschüre durch die Mormonen, was sie juristisch ja auch konnten, weil sie die Broschüre bezahlt hatten.

Man sieht, es Bedarf gar keiner Kritik an Brigham Young oder einen Blick über den Atlantik. Wir können direkt hier vor Ort in die Geschichte eintauchen und erkennen, dass die HLT-Kirche opportunistisch und selbstgerecht ist und durchaus gefährlich werden kann, wenn man ihr freien Lauf lässt.

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