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Verfasser: Renate Datum: Donnerstag, den 2. Februar 2006, um 18:38 Uhr Betrifft: Gott oder Gottesbild ?
> Obwohl ich bei den Mormonen schlechte Erfahrungen gemacht habe, werfe ich nicht gleich meinen ganzen Glauben über Board. Ich finde es schade, wenn man seinen Glauben an Gott krass relativiert oder gar atheistisch wird. Wie seht ihr das?
Ich denke, nur wegen schlechter Erfahrungen mit einer Glaubensgemeinschaft kann man gar nicht Atheist werden. Wenn man aus diesen Gründen so etwas beschlieÃt, dann ist es doch eigentlich nur eine Trotzreaktion, aber nichts Echtes.
Auch wenn alle Glaubensgemeinschaften so tun als verehrten sie eigentlich den selben Gott, ist es doch in Wirklichkeit so, dass jede Religionsgemeinschaft ihr eigenes Gottesbild - quasi ihren eigenen Gott - hat. Wenn also jemand einer Glaubensgemeinschaft den Rücken kehrt, muss das nicht zwangsläufig bedeuten er habe "Gott" den Rücken gekehrt - erst einmal kehrt er ja nur einem Gottesbild den Rücken. Was dann in der Folge daraus wird, hat nur noch sehr wenig mit dieser Entscheidung zu tun, eher mit einer Neuorientierung. Sei es nun ein Beitritt zu einer anderen Glaubensgemeinschaft oder ein ganz persönlicher Glaube, der sich an keine Organisation gebunden fühlt, oder die Aufgabe des Glaubens, weil man nun mal erkannt hat, dass Glauben eben "nichts wissen" bedeutet, und einem der Glaube deshalb einfach zu unbefriedigend ist.
Tatsache ist, dass niemand weiÃ, wer oder was "Gott" ist und ob "Gott" überhaupt existiert. Das wird auch noch sehr lange so bleiben, denn um "Gott" auch nur annähernd zu erkennen, müssten wir erstmal unser Universum verstehen, und davon sind wir noch sehr weit entfernt. Wenn man es also deshalb vorzieht, sich keine Gedanken mehr über einen eventuellen Gott zu machen, dann ist das eine vernünftige Entscheidung, die nichts mit dem kindlich-trotzigen - "Ich habe mich über die Mormonen geärgert, also werde ich jetzt Atheist" - zu tun hat.