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Verfasser: Nyu
Datum: Mittwoch, den 1. Februar 2006, um 19:41 Uhr
Betrifft: Glaube, Wissen, Vernunft, Beweisführung

Ach, warum denn. Ich würde das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Ich verstehe ja diese Kritik gegenüber institutionalisierter Religion.
Ich war auch erst desillusioniert. Aber heute verlange ich gar keine Perfektion mehr. Es würde mir da schon reichen, wenn wenigstens die absoluten "basics" verstanden würden. Z.B. diese Alt-testamentarische Herangehensweise an die Rechtfertigungslehre, die Du in der HLT-Kirche hast, ist zum Beispiel ein Killer-kriterium für mich. Eine Vergesetzlichung der Bedingungen des Zugangs zum Sühnopfer widerspricht der gesamten Idee dessen, was "Evangelium" überhaupt ausmacht. Wo soll da die frohe Botschaft sein, wenn der irdische Teil dessen, was ein Mormone als "Ewigen Fortschritt" bezeichnet, komplett nur von mir abhängt. Wann weiss ich denn, dass ich alles tun konnte, was ich hätte tun können? Wer befähigt mich denn dazu, mein Potenzial zu erreichen und überzuerfüllen? Der Herr befähigt doch überhaupt erst zum Tun.
Und genau DAS ist der Unterschied zwischen Altem Bund und Neuem Bund, zwischen allem anderen und Christus.

Ich habe festgestellt, dass ein Grossteil der Diskussion für oder gegen die HLT-Kirche auf der Grundlage von einer sehr eindimensionalen Beweisführung beruht. Nach der Devise: nicht alles ist so, wie man mir das mal erzählt hat, also kann gar nichts stimmen.

Das Problem bei einer solchen Form von Beweiseführung ist, dass es den Menschen niemals dort abholt, wo er steht. Diese Herangehensweise zielt auf die Religiosität des Kritisierten ab aber nicht auf dessen Glauben.
So gibt es sogar mehrere Dimensionen einer solchen Beweisführung
1. historische Betrachtung von Behauptungen der Kirche
2. theologische Betrachtung von Behauptungen der Kirche
3. soziologische oder psychologische Betrachtung des Status Quo in der Kirche

All das ist aber nur ein- oder zweidimensional und wird dem, was ein gläubiges Mitglied irgendeiner Kirche als "Zeugnis" bezeichnen würde nicht gerecht werden können.

Wenn man sich aber auf eine "dreidimensionale", also ganzheitliche, Ebene begeben würde, so verschwinden die Grenzen der Religionen dort. Auf dieser höheren Ebene ist die Kritik spirituell und höchst individuell.

Also:
1. s.o.
2. s.o.
3. s.o.
4. Die Glaubenswelt des Individuums

Man kommt nur unter einer Betrachtung aller Ebenen zu einem objektiven Ergebnis, die alle Aspekte der Glaubenswelt berücksichtigt:

Vernunft
Intuition
Ethik und Moral
Spiritualität

Ich würde grundsätzlich einer Religion misstrauen, die eine oder mehrere dieser Aspekte der Glaubenswelt des Einzelnen nicht oder nur sehr eingeschränkt bedienen kann.
Im Mormonismus sind es bestimmte Bereiche der Aspekte Vernunft und Intuition.

Sprich: in den unteren Ebenen der Kritik an Religion sind eigentlich alle Religionen gleich und letztlich austauschbar. Ihre Dogmen werden niemals einen Menschen erhöhen und ihre Ansprüche sind meistens "allein seeligmachend".
Auf der oberen Ebene wird Religion auch austauschbar, weil hier egal ist, welcher Religion man angehört und die Beziehung des Menschen zu Gott entscheidet.
So oder so: die Religion ist nicht der Schlüssel zur Erlösung, sondern wie ich darauf reagieren kann und wie sehr sie meine Beziehung zu Gott begünstigen kann.
Aber in der Verantwortung bleibe ich immer selber.

Warum also nach Perfektion in einer Religion suchen, wenn keine diesen Anspruch halten kann?
Vielleicht würde ja eine Punktetabelle helfen. Aber wer soll die aufstellen? Gott?

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