Das Exmo-Diskussionsforum

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Seite erstellt am 25.4.24 um 3:50 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 17. Dezember 2005, um 18:05 Uhr
Betrifft: Bez. Teilnahme - Svens Aufforderung

Ich habe gerade eine mail von Shana gelesen. Shana, ich glaube, wir sind in Bezug auf mehr Dinge auf einer Wellenlänge, als Du meinst. Du weisst selbst, dass Alter, Gesundheit, Lebensumstände und andere "äussere" Dinge auf der Geistesebene - und vor allem auch in Internetforen - zu Nebensächlichkeiten werden.
Ein Beispiel ist mein Bruder, ihm mag sein Leben in Norddeutschland nicht sonderlich gefallen haben. Er hat sogar seine Frau im Internet kennengelernt. Er wohnt jetzt in Kansas City, Mo (ausgerechnet auch noch Clay County - er hat keine Ahnung von der Bedeutung dieses Standorts für die Geschichte der HLT Kirche.):-)

Ich finde das Phänomen Internet sehr interessant. Ich weiss nicht, ob wir abzusehen vermögen, was das für unsere geistige Evolution bedeutet (die der Menschheit insgesamt). Ich bemerke, wie sich langsam Grenzen auflösen und sich woanders wieder errichten. Bei informierten Menschen verschwinden Grenzen zwischen Nationen, Religionen, Geschlechtern, Ethnien und finanziellem und kulturellem Status - eben durch Information. Andere Grenzen scheinen sich langsam neu zu ziehen - zwischen informierten Menschen und Jenen, die Information ablehnen - eben weil sie an den alten Grenzen aus egoistischen Motiven heraus festhalten wollen.

Sicher ist es schade zu sehen, wie dieses Forum auszusterben scheint. Rege Teilnahme holt (an Information) Interessierte nämlich dort ab, wo sie stehen. Ich weiss, dass die Gemeinden der HLT Kirche voll sind mit Menschen, die sich bestimmte Fragen stellen oder Empfindungen haben, die sie nicht verstehen. Das mag vielleicht vor allem dann hochkommen, wenn sie in der Sonntagschule oder FHV oder Priesterschaft mit Fundmentalisten konfrontiert werden, deren Eingefahrenheit und seelische Begrenzung auch noch scheinbar durch Zustimmung belohnt wird. Sie ziehen sich dann in ihre Gedankenwelt zurück und denken sich: ach lass den Typen, Bruder XYZ, doch quatschen, ich weiss eh, dass seine Kinder den ganz anders sehen als er sich hier verkauft und seine Frau, Schwester XYZ, wird auch schon ganz grün im Gesicht.
Irgendwann bleiben die dann aktiv TROTZ der Kirche oder werden passiv inaktiv WEGEN der Kirche, aus welchen Gründen auch immer. Oder vielleicht fangen sie an zu zweifen, geben dann den Dingen nach, die sie schon immer geplagt haben und werden dann inaktiv, weil sie sich schämen. Sie fragen sich dann, wie es dazu kommen konnte, finden aber niemanden, der ihnen das erklärt.

In der US-Exmo Gemeinschaft, die, wie die meisten von uns wissen, sehr rege und dynamisch ist, tummeln sich derzeit einige schillernde Gestalten. Einer von ihnen ist Tal Bachman, der Sänger ("She´s so high above me") aus den Charts. Ein cooler Typ. Er hielt auf der diesjährigen Exmo Konferenz eine recht emotionale Rede. Er berichtete unter anderem davon, wie er mal Bono von U2 backstage traf und natürlich nichts Besseres zu tun hatte, als ihm ein Buch Mormon anzubieten, was Jener dann mit Verweis auf "extreme Doctrines" ablehnte. Wenig später ging Tal dann auf Mission nach Süd-Amerika. Damals erhielten er und andere Missionare dort Todesdrohungen von Anti-Amerikanischen Extremisten. Wärend seiner Missionszeit wurden zwei Elders von solchen Extremisten in Bolivien, einem Nachbarland, umgebracht, wie Tal unter Tränen berichtete.
Er unterstrich in dieser Ansprache sehr deutlich, dass sich für die Wahrheit jedes Opfer gelohnt hätte, (einschliesslich des Todes). Wenn es denn mal die Wahrheit gewesen wäre.
Stattdessen setzten die Elders damals und heute aber ihre Gesundheit, ihre Jugend, ihr Leben und ihre emotionale Stabilität für Dinge aufs Spiel, die auf Lügen basieren und auf einem Anspruch, der so unter keinen Umständen einer näheren Betrachtung und Analyse Stand hält.
Dies sei wohl auch dann der Grund, warum Tal nicht müde werde, über die Kirche zu informieren und sich für dieses Thema zu engagieren.
Es heisst, dass engagierte Mormonen häufig für ihre Beschreibung von ehemaligen Mormonen den Satz gebrauchen "You can leave the church, but you just can´t leave it alone".
Das mag damit zusammenhängen, dass die post-mormonische Auseinandersetzung mit der Kirche für den Menschen ebenso wichtig ist, wie die Auseinandersetzung mit "dem Evangelium" als dieser die Kirche noch besucht hat. Warum mag das so sein?
Ich glaube, das hängt damit zusammen, das vielleicht doch nicht alle Ansprüche der Kirche einfach so von der Hand zu weisen sind.
Ich habe bei Vielen (zuletzt interessanterweise bei Zvonimir) beobachtet, dass die Kirche ein grosse Loch reisst, wenn man hinter manche Dinge blickt und sie danach verlässt. Wenn ich keinen Ersatz finde oder nicht in der Lage bin, alternative Antworten auf die wesentlichen Fragen zu finden, klafft dieses Loch weiterhin.
Jetzt, aus der Distanzsicht auf diese Probleme, kann ich sagen, dass meine Rückkehr zur Kirche einer Unmöglichkeit gleichkommt. Selbst wenn ich mir ein Bild von der Rolle der HLT Kirche im Lichte der Religionen überhaupt gemacht habe und daher auch ihren Nutzen anerkenne, ist es unmöglich, in diesen Elfenbeinturm zurückzukehren, ohne Anderen und mir zu schaden und ohne dass ich dabei meine Balance verlieren würde. Wenn sich also diese Frage überhaupt stellt, so beantwortet sie sich dadurch.
Dies zu wissen ist ungeheuer befreiend und gleichzeitig  bewegt mich das auch, weil ich Anderen und mir in den letzten drei Jahren durch die Angst (was ist, wenn sie doch wahr ist) und durch die damit verbundene Inkonsequenz in der Tat Schaden zugefügt habe.
Heute weiss ich, wo sie tatsächlich wahr ist und wo nicht. Ich kann also aus dieser Distanzsicht die Kirche recht genau verstehen.

Wie dem auch sei - es ist und bleibt schön, hier zu sein. Schade, dass sich vielleicht Manche zu schlau oder zu besonders oder zu emanzipiert oder zu verletzt und beleidigt sind, um uns hier weiterhin mit ihren Kredenzien zu begütern?
Und für alle anderen:
Ich wünsche Euch eine feierliche und besinnliche Weihnachtszeit....

salut,
Henning

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