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Verfasser: Renate
Datum: Donnerstag, den 10. November 2005, um 1:16 Uhr
Betrifft: Genau so ist es!

> Das System lebt in den Mormonen, sie kennen nichts anderes, daher glauben sie vor einer Wahl zu stehen, die sie in Wirklichkeit gar nicht haben.

Sie fühlen sich frei in ihrer Entscheidung und gleichzeitig kommt für sie eine gegensätzliche Entscheidung gar nicht in Frage. Und sollte ein Mitglied doch mal zweifeln, dann wertet es das, aufgrund der Indoktrination, sofort als persönliches Versagen, dem es entgegen wirken muss um wieder dazu zu gehören. Denn alles, was es weg vom Glauben bringt, jeder Zweifel, kann nur Versuchung oder Versagen sein.

Wenn aber der Zweifel nicht so einfach zu beseitigen ist, dann beginnt das Martyrium der eigenen Schuldzuweisung und der Kampf gegen den Zweifel. Dann liegt es nur noch daran, wie lange das Mitglied dies durchhält und wie sehr es sich selbst täuschen kann um sich wieder eingliedern zu können. Oder eben, es folgt die Erkenntnis, dass man seine Konsequenzen ziehen und sich lösen muss. Manche brauchen dazu mehrere Anläufe.

Doch auch nach diesem Entschluss gibt es oft noch jede Menge Zweifel, Verzweiflung und Abnabelungsarbeit. Wirklich frei wird man erst, wenn man selbst nachgeforscht, sich mit dem Hintergrund befasst und auseinander gesetzt und sich selbst überzeugt hat, dass man auf einen Schwindel herein gefallen ist.

Selbst dann noch, beginnt für viele der schwere Weg der Selbstfindung, des Begreifens der neuen Freiheit, des Umgangs mit ihr, und vor allem, das Verarbeiten des Verlustes der vermeintlichen Sicherheit eines vorgezeichneten Weges, des Glaubens und vor allem des Verlustes von Freunden und oft auch der eigenen Familie. Für viele ist das ein unsagbar schwerer Weg hinaus, die sie ohne Hilfe von außen kaum schaffen können.

Glücklich sind da nur diejenigen, die sowieso alles nie so bitter ernst genommen haben und sich irgendwann dazu entschließen, den ganzen Blödsinn hinter sich zu lassen, die neue Perspektiven finden und die deshalb auch keine Familie verlieren. Zu diesen Glücklichen gehöre ich. Hineingeborene haben es da weitaus schwerer als Neugetaufte, denn sie leben oft in einer absoluten Mormonenfamilie, oft schon in zweiter oder dritter Generation, sie sind deshalb dermaßen geprägt, dass das in der Seele Wunden für den Rest des Lebens hinterlässt.

Ich messe deshalb die Auswirkung einer Sekten-Mitgliedschaft immer an dem, der daran am meisten leidet und sich bei einem Austritt am schwersten tut. Auch wenn es nur ein einziger wäre, wäre es genau einer zu viel. Aber leider habe ich in den letzten Jahren viel zu viele kennengelernt, die ihre Narben bis zum Lebensende mit sich tragen müssen.

Deshalb bezeichne ich die HLT-Kirche ganz knallhart als verabscheuungswürdige Sekte, egal ob sie jetzt für manche auch etwas Gutes bewirkt. Schön für die, die glücklich in ihr sind. Aber all das sogenannte Gute wiegt das viele Leid, das so eine Mitgliedschaft auch bewirken kann, für mich nicht auf. "Das sogenannte Gute" deshalb, weil ich der Meinung bin, dass das unter anderen Umständen und in akzeptablerer Umgebung genau so zu finden wäre.

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