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Beitrag 3 von 16
zum Thema Bin sauer!!!!
Seite erstellt am 20.4.24 um 14:05 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: vedma
Datum: Montag, den 2. April 2001, um 14:02 Uhr
Betrifft: hmmm...

Verständlich, dass man immer wieder ärgerlich ist, Sven.

Man kann es aber nicht einfach auf das System schieben, finde ich. Es hat viel mit Ängsten zu tun, mit Ängsten, die man mitbringt, wenn man sich in eine Sekte hineinziehen lässt, wenn man drinbleibt, warum man sie braucht und was weiß ich alles. Ich kenne da genug Beispiele aus eigener Erfahrung und weiß, dass auch ich nicht zufällig hineingeraten war.

Aber etwas möchte ich doch sagen:

Du schreibst, die Mutter hätte den Schlaganfall gehabt, weil der Sohn die Kirche verlassen hat. Den zweiten, weil sie über Religion geredet haben.

Ich protestiere: Die Mutter hat den Schlaganfall gehabt, NACHDEM diese Ereignisse stattgefunden haben, und es besteht auch ein Zusammenhang, aber NICHT DER SOHN HAT DEN SCHLAGANFALL AUSGELÖST. Ich finde das sehr wichtig. Die Mutter war offensichtlich gesundheitlich vorbelastet und die Gefühle, die sie im Zusammenhang mit dem "Abfall" ihres Sohnes hat, mögen sie sehr belasten, aber es sind ihre Gefühle, nicht seine.

Niemand kann einen anderen Menschen zwingen, bestimmte Gefühle zu haben, sondern jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich.

Es ist Erpressung zu sagen, du tust mir dies und jenes an, deshalb geht es mir schlecht. Diese Erpressung findet vielleicht nicht bewusst statt, trotzdem ist es Erpressung.

Letztlich steht es mir frei, wie ich auf eine Situation reagiere, auch wenn ich natürlich so konditioniert sein mag, dass ich einen Schlaganfall, Wut, Angst, you name it, habe.

Außerdem habe ich, auch als ich noch drin war "in the morgue", immer den Standpunkt vertreten, dass nicht nur die Eltern Entscheidungsfreiheit haben, sondern auch die Kinder. Und lehren die Mormonen nicht, dass der himmlische Vater zwei Drittel seiner Kinder an den Teufel verloren hat, weil er sie nicht zwingen wollte?

Nicht dass ich hier Mormonenlehre verteidigen will, aber ich finde es letztlich gemein, jemand anderen dafür verantwortlich zu machen, wenn es mir schlecht geht, ob in der Sekte oder außerhalb.

Dazu gehört natürlich, dass man sich für sein Leben verantwortlich fühlt, und wer will das schon? Da macht man sich lieber so manchen Krückstock zurecht, wie zum Beispiel den Wahn, wenn man die Gebote hält usw., kann einem nichts passieren. Das ist doch Schwachsinn. Dann wäre ja jeder Schnupfen eine Strafe für weniger schwere Sünden, Krebs wäre eine Strafe für schwere Sünden, Herzinfarkt eine Strafe für . . .

Aber eigentlich lehrt "die Kirche" das nicht, sondern die Mitglieder basteln es sich so zurecht, weil sie dann nicht mehr soviel denken müssen, und denken ist anstrengend.

Übrigens ist das ein typisches Mutter-Sohn-Problem, wobei man natürlich die Meinung vertreten kann, dass auch diese Beziehung ein totalitäres System darstellen kann. Ist bestimmt oft der Fall. Aber ich finde nicht, dass es mormonensystemimmanent ist.

Es ist eher ein typisches Beziehungsproblem: Du bist schuld daran, dass es mir schlecht geht. Die typische Opferlammhaltung. Und die macht immer unfrei, weil sie gegenseitige Abhängigkeit schafft. Und der Sohn, der sich darauf einlässt, spielt das Spiel eben mit.

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