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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Mittwoch, den 12. Oktober 2005, um 14:18 Uhr
Betrifft: Frauen in Männerkirchen

Stimmt traurigerweise alles, was du schreibst, Hexe - aber von der Kirche beeinflusste/patriarchatshörige Frauen können in ihrem Wahn auch ganz schön viel Schaden anrichten: an Kinder- und Männerseelen und nicht zuletzt an sich selbst - das sollte man dabei nicht vergessen und übersehen.

Irgendwie scheinen wir beiden die gleichen Bücher im ’Keller’ zu haben. Die neuen Hexen liegen bei mir auch irgendwo rum, allerdings noch ungelesen, jedenfalls von mir, Flohmarkt oder Erbstück, weiss ich gar nicht mehr so genau. Mehr Lese-Zeit müsste man einfach haben. Nachdem ich jahrelang kaum dazu kam, einen privaten Gedanken zu fassen, geschweige denn, grossartig was zu lesen, hat mich jetzt so eine Art Wissens-Torschlusspanik befallen, d. h. ich versuche, in der Zeit, die mir noch bleibt, so viel wie möglich reinzuschaufeln;-), keine Ahnung, ob das jetzt so besonders ’klug’ ist  ....

Na ja, zur Zeit bin ich gerade bei Luisa Francia und finde folgende Anmerkungen von ihr ganz interessant:

"..........Sind Frauen so blöd, dass sie jedes Klischee erfüllen, und es nicht schaffen, jenseits der Masken und Erwartungen eine eigene Identität aufzuweisen? An dieser Stelle meiner Ãœberlegungen bekomme ich immer so ein leichtes saures Aufstossen aus dem Magen, das einhergeht mit Adrenalinschüben und dem Festzurren der Kiefermuskeln. Wenn ich’s bemerke, sage ich mir, entspanne dich, du musst die Probleme des Frauseins nicht sofort und für immer lösen. Was in Tausenden von Jahren durch viele Einflüsse gewachsen ist, kannst du nicht in dreissig Jahren lösen und vielleicht noch allein.

Ich kann mich nicht individuell als Frau oder als Mensch definieren, ohne mich in Zusammenhang mit dem Umfeld zu sehen, in dem ich lebe, von dem ich mich nähre, das mich natürlich auch trägt. Denn ganz allein, das habe ich in der Wüste begriffen, bin ich nicht lebensfähig, so gern ich allein bin und so wertvoll die Erfahrung für die Erweiterung meiner Selbstwahrnehmung ist.

Dieses Umfeld ist geprägt von einem Phänomen, das mir nach mehr als dreissigjähriger Arbeit mit Frauen restlos klar wurde, ich nenne es das Entführungs-Syndrom. Wenn Menschen entführt werden, beginnen sie nach einer Weile, sich mit den Entführern zu identifizieren, weil diese die Stärkeren sind und weil es fast unmöglich ist, sich in der Gewalt von Stärkeren zu befinden und dagegen einen dauerhaften Widerstand aus einer vollkommen machtlosen und rechtlosen Situation aufzubauen. Viele weibliche Entführungsopfer verlieben sich in ihre Entführer und machen mit ihnen gemeinsame Sache (Patricia Hearst zum Beispiel).

Vieles spricht dafür, dass die Situation von Frauen der von Entführungsopfern ähnelt, und es hilft nicht viel, sich immer wieder zu ermahnen, die Klischees des Frauenbildes zu durchbrechen. Wir leben nicht losgelöst von geschlechtsdefinierten Zusammenhängen, täglich werden wir daran erinnert. ...........

Frauen haben oft kalte Füsse und kalte Hände. Und Männer erwähnen das gern kritisch. Kalte Extremitäten sind ein Zeichen für einen Schockzustand. Ich finde es bemerkenswert, dass mehr als die Hälfte aller Frauen ständig unter Schock steht, aber erstaunlich finde ich es nicht. Das Entführungssyndrom entfremdet die Opfer von ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Tag und Nacht muss die Sehnsucht nach Freiheit kontrolliert werden. Sie darf nicht nach aussen dringen, weil sonst Strafmassnahmen drohen.

Ich habe immer warme Hände und Füsse. Wie kommt’s? Ich habe mir mein Leben so eingerichtet, dass ich meine Lebenslust wecken, meine Freude nähren, meine Stille bewahren kann. Und in dieser Stille mit der Natur kann ich auch das Klischee endlich fallen lassen. Ich bin einfach Teil der Natur. Je stiller ich werde, umso mehr kommt mir die Natur entgegen, ihre feinen Impulse sickern in meine Haut ein. Ich höre auf, Individuum, gesellschaftliches, soziales Wesen zu sein. Ich bin einfach da. ......."

gefunden in:
http://www.ritas-spurensuche.de/1_luisa/maske.html

Bei mir war das so: Da ich als Kind immer fand, Mädchen hätten die absolute A...karte gezogen und bis zu meiner Pubertät in einer ’Jungentraumwelt’ lebte, danach ging das leider nicht mehr;-), konnte ich mich mit der Vorstellung an einen Vatergott eigentlich recht gut anfreunden, zumal die weiblichen ’Vorbilder’ meiner Kindheit nicht sehr vorbildhaft waren, um das mal freundlich auszudrücken. Ab meiner Pubertät konzentrierte ich mich dann darauf, gleichberechtigter Mensch (nicht etwa Frau) zu sein. Also störte mich das Konstrukt eines Vatergottes auch nicht. Mir war klar, damals jedenfalls noch, dass es sich dabei um ein Hilfsmittel für den menschlichen Verstand handelte. Vater war für mich absolut positiv besetzt im Gegensatz zu Mutter, also keine Probleme fürs erste mit einer Männerkirche.

Leider, oder besser gesagt glücklicherweise, hatte ich ein absolutes Problem mit blindem Gehorsam. Gehorchen, ohne zu verstehen warum oder noch schlimmer: gegen meinen Willen, nicht mit mir. Dafür habe ich mich schon als Kind lieber halb totschlagen lassen, ohne auch nur einen Schritt zurückzuweichen.

Insofern war ich also in keinster Weise ’kirchengeeignet’, was mir aber erst hinterher auffiel.

In der letzten Zeit habe ich (auch durch deine Anregungen, Hexe) ein bisschen daran gearbeitet, mich etwas mehr auszubalancieren und mich auch als Frau wahrzunehmen und nicht nur als Mensch, Unterbegriff: weiblich. Diese Entwicklungsphase hatte ich in früheren Jahren wohl irgendwie verpasst, was nicht so gesund war, man könnte auch sagen ziemlich verrückt;-)

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