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Verfasser: lennard
Datum: Mittwoch, den 5. Oktober 2005, um 11:32 Uhr
Betrifft: Turley weiss von dem Safe

Der Apostel Boyd K. Packer hat im Jahre 1981 folgendes erklärkt:
„Es besteht die Versuchung… alles erzählen zu wollen, egal ob es erzählenswert und glaubensfördernd ist oder nicht. Aber manche Wahrheiten sind nicht besonders nützlich… In dem Versuch, objektiv, unparteiisch, und gelehrt zu sein, könnte ein Autor oder Lehrer einem Widersacher unbeabsichtigt genausoviel Zeit geben… In der Kirche sind wir nicht neutral. Wir sind parteiisch. Es herrscht Krieg, und wir sind an diesem Krieg beteiligt.“

Jon Krakauer schreibt in seiner Antwort auf die Kritik von Richard E. Turley Jr., einem eifrigen Verteidiger der Kirche:

„Die meisten Fälschungen (gefertigt von Mark Hofmann) werden nicht in einem Tresor aufbewahrt, sondern an anderen Orten, die dem prüfenden Blick von Journalisten und Wissenschaftlern unzugänglich sind, und dem wurde in meinem Buch Rechnung getragen.Die HLT-Kirche verfolgt jedoch die gut dokumentierte Politik, von ihr als heikel eingestufte Urkunden zurückzuhalten, und der wesentlichere Teil meiner Darstellung bedarf keiner Korrrektur. Wie Turley in seiner eigenen Darlegung der Hofamnn-Episode zugibt – einem Buch mit dem Titel Victims: The LDS Church and the Mark Hofmann Case, erschienen 1992 - , ließ sich die Kirche täuschen und erwarb mindestens 445 von Hofmanns Fälschungen. Einige dieser gefälschten Urkunden wurden unter Aufsicht der Ersten Präsidentschaft der HLT heimlich von der Kirche gekauft, da man die Papiere für echt hielt. Andere Fälschungen wurden von wohlwollenden Sammlern erstanden, die mit der Ersten Präsidentschft zusammenarbeiteten und die Urkunden anschließend der Kirche stifteten. Und viele dieser Papiere wurden an Orten archiviert, wo das Wissen um ihre Existenz auf eine Handvoll Männer aus dem innersten Zirkel der Kirche beschränkt war.
Außerdem tauchte eines der wichtigsten Urkundenpakete im Hofamnn-Fall – die sog. McLellin-Sammlung, eine Auswahl von Papieren und Tagebüchern aus dem 19. Jahrhundert, die man als schädlich für die Kirche betrachtete – tatsächlich im Tresor der Ersten Präsidentschaft der HLT auf, so gut verborgen, dass es beinahe völlig unbemerkt geblieben wäre. 1985 verkündete Mark Hofmann bei einem Geheimtreffen mit einem Miglied der Ersten Präsidentschft, er habe die lange verschollenen persönlichen Papiere des HLT-Apostels William McLellin entdeckt, eines enge Freundes von Joseph Smith, der 1838 nach einem erbitterten Streit mit dem Propheten aus der Kirche ausgeschlossen worden war. Hofamnn bot die gefälschte McLellin-Sammlung der Kirche an, und hohe Funktionäre aus der HLT-Hierarchie sorgten heimlich dafür, dass Hofmann 185000 $ (Anmerkung von mir: Zehntengelder!) erhielt. Nach Erhalt des Geldes versäumte er es jedoch mehrmals, die versprochenen Dokumente zu übergeben – denn er hatte sich, wie später durchsickerte, noch gar nicht der schwierigen Aufgabe unterzogen, die Papiere zu fälschen. Als man Hofmann schließlich aufforderte, entweder die McLellin-Sammlung zu übergeben oder die 185 000 $ sofort zurückzuzahlen, geriet er in Panik und brachte in dem verzweifelten Versuch, sich aus der Patsche zu befreien, zwei nichtsahnende Mormonen mit Rohrbomben um. Bald darauf wurde er verhaftet, und der Staat vereinbarte mit ihm, dass er sich des Totschlages schuldig bekannte, was ihm die Todesstrafe und der HLT-Kirche einen öffentlichen Prozess ersparte, der das Ansehen der Kirche und ihrer höchsten Funktionäre besudelt hätte.
Kurioserweise machte die HLT-Kirche sechs Monate nach Hofmanns Verhaftung eine, wie Turley es in seinem Buch nennt, „überraschende Entdeckung“: Kirchenfunktionäre förderten bei einer Inventur des Tresors der Ersten Präsidentschaft die ursprüngliche McLellin Sammlung zutage – die echten Papiere.“

Jon Krakauer, Mord im Auftrag Gottes, Nachwort zur Taschenbuchausgabe, S. 429 ff., aktualisierte Taschenbuchausgabe, Piper Verlag München Zürich 2004.

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